Apg 5,41
A.Christlieb
Die Apostel gingen fröhlich weg von des Rates Angesicht.
Apg. 5, 41
Wie ist das möglich, daß die Apostel fröhlich heimgingen?
Hatten sie nicht eben eine schwere körperliche Züchtigung
hinnehmen müssen? Lastete nicht der Zorn der höchsten
Behörde auf ihnen? Hätten sie nicht traurig sein müssen?
Nein! Es wirkte sich in ihnen das Wort des Herrn Jesu aus:
,,Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen. Freuet euch
alsdann und hüpfet, denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel"
(Luk. 6, 22 f.). Gott hat die Seinen zu aller Zeit fröhlich
gemacht im Leiden. Joseph war ein glückseliger Mann in
Potiphars, des Ägypters Haus (1. Mose 39, 2). Hanna sang
einen schallenden Lobgesang, als sie sich von ihrem einzigen
Kind trennen mußte (1. Sam. 2). Der Kämmerer zog seine
Straße fröhlich, als sein Seelsorger von ihm weggenommen
wurde. Die Apostel empfanden es als eine hohe E h r e , um
Jesu willen hier Schmach tragen zu dürfen. Wurde sonst ein
Mann von der Obrigkeit ausgepeitscht, so konnte er sich nicht
ohne tiefe Scham auf der Straße sehen lassen. Alle zeigten
mit Fingern auf ihn. Die Apostel aber trugen Jesu Schmach
mit Ehren. Und welchen Z e u g e n m u t hatte Gott ihnen
beschert. Der Hohe Rat hatte versucht, die Apostel in Angst
zu jagen, aber unter deren Worten gerieten sie selbst in
Angst. Sie ,,wurden betreten, was doch werden wollte" (V.
24). Ja, sie fürchteten sich vor dem Volk, daß sie
gesteinigt würden (V. 26). Die Gewalthaber zittern. Die
wehrlosen Apostel stehen unerschrocken da. Vorübergehend
kann Feindschaft den Zeugenmut wohl beeinträchtigen, so daß
selbst ein Jeremia vom Predigen absteht. Aber nicht lange,
und die verhaltene Glut bricht mit neuer Gewalt hervor (Jer.
20, 7 ff.). Des Heiligen Geistes Kraft bewahrt vor
Entmutigung. Gott schenke seinem Volke auch heute der
Apostel hohen, ungebeugten Zeugenmut.