Apg 2,3
A.Christlieb
Feuer - ein Bild für Gottes Geist
Apostelgeschichte 2, 3
»Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt, wie vom Feuer.«
Die Heilige Schrift stellt uns in ihrem Pfingstbericht
den Heiligen Geist im Bild feuriger Flammen dar. Aus drei
Gründen ist das Bild des Feuers besonders passend, um über
das Wirken des göttlichen Geistes auszusagen.
1. Feuer verzehrt
Wo Feuer sich ausbreitet, wird vieles verzehrt. Als Aaron
sein erstes Opfer darbrachte, lesen wir: »Und ein Feuer ging
aus von dem Herrn und verzehrte auf dem Altar das Brandopfer
und das Fett« (3. Mose 9, 24). Ähnlich heißt es von dem
Feuer, das Elia auf dem Karmel vom Himmel herab flehte: »Da
fiel das Feuer des Herrn herab und fraß Brandopfer, Holz,
Steine und Erde« (1. Kön. 18, 38).
Auch das Feuer des Heiligen Geistes will vieles inwendig in
uns vernichten. Es tötet Eigenliebe, Selbstsucht, Gier nach
Mammon, sinnliche Lust, Neid und viele andere Dinge in den
Herzen der Gläubigen. Möchte es doch noch viel wirksamer
alles Ungöttliche und Unheilige verzehren und vertilgen!
2. Feuer wärmt
Weshalb zündeten die Knechte und Diener im Vorhof des
hohenpriesterlichen Palastes ein Feuer an (Joh. 18, 18)?
Weshalb saß der König Jojakim an einem Kohlenfeuer, als er
dem Verlesen der Reden Jeremias zuhörte (Jer. 36, 22 f.)?
Es war kalt, und man wollte sich wärmen.
Solche Wirkung des Wärmens geht vom Pfingstgeist aus. Sie
erfaßt nicht den Leib, sondern das Innere des Menschen. Wie
kalt und liebeleer ist ein Mensch, der fern vom Geist Gottes
ist! Es gibt Tausende von kalten Herzen, kalten Häusern,
kalten Predigten. Warum? Weil die Wärme des heiligen Feuers
von oben her fehlt. Wenn aber »die Liebe Gottes ausgegossen
ist in unser Herz durch den Heiligen Geist« (Röm. 5, 5),
dann weicht die Kälte unseres natürlichen ichhaften Wesens,
und andere frieren nicht mehr, sondern erwärmen sich in
unserer Nähe.
3. Feuer leuchtet
Weshalb zündet die Frau, die den verlorenen Groschen sucht,
ein Licht an (Luk. 15, 8)? Weshalb nehmen die Männer
Gideons Fackeln in ihre linke Hand bei ihrem nächtlichen
Überfall (Richt. 7, 20)? Weshalb werden auf den
Leuchttürmen am Ufer des Meeres jeden Abend die Leuchtfeuer
angezündet? Weil Feuer Klarheit verbreitet und besser sehen
läßt.
So ist es auch mit dem Feuer des Heiligen Geistes. Es bringt
Licht in unser durch die Sünde verfinstertes Herz. Wie blind
sind wir in unserm natürlichen Sinn und Wesen! Wie ist es
möglich, daß der Pharisäer im Tempel sich für rechtschaffen
vor Gott hält und sich in seiner eigenen Frömmigkeit
bespiegelt (Luk. 18, 9 ff.)? Wie ist es möglich, daß
Menschen die Jünger des Heilandes töten und glauben, sie
täten Gott einen Dienst damit (Job. 16, 2)? Weil das Licht
des Heiligen Geistes ihnen fern ist und sie darum geistlich
blind sind.
Wo aber der göttliche Geist in ein Herz dringt, da bekommen
wir einen erschreckenden Aufschluß über unser Elend und
Verderben. Da bekommen wir aber auch Klarheit über die
göttliche Rettungshand, die sich uns in Jesus Christus
entgegenstreckt. Da wird es wahr, was Jesus vom Heiligen
Geist sagt: »Derselbe wird mich verklären« (Job. 16, 14).
Der Heilige Geist ist wie ein Scheinwerfer, der seine
gesammelten Strahlen auf das Kreuz Jesu als auf den Ort
der göttlichen Errettung und Vergebung wirft.
Wir wollen es zu einem wichtigen Gebet machen, daß der
Pfingstgeist in seiner verzehrenden, erwärmenden und
erleuchtenden Kraft unsere Herzen durchdringt und erfüllt.