Apg 2,1
A.Christlieb
Eine dreifache Doppelwirkung des Heiligen Geistes in der
Pfingstgeschichte
Apostelgeschichte 2
Wenn wir das Wirken des Heiligen Geistes in der
Pfingstgeschichte beobachten, so sehen wir eine dreifache
Doppelwirkung.
1. Der Geist verwundet und heilt
Zuerst verwundete er. Die vom Geist eingegebene Predigt des
Petrus ging den Hörern »wie ein Stich durchs Herz« (V. 37 in
wörtlicher Übersetzung). Sie wurden wie von einem Schwert
durchbohrt. Also nicht etwa süße, angenehme, wohltuende
Gefühle durchfluteten ihr Herz bei dem Zeugnis der Apostel,
sondern ein Schmerz zerriß sie. Das konnte nicht anders
sein. Zweimal hieß es in der Petrusrede: »Ihr habt diesen
Jesus erwürgt« (V. 23) - »Ihr habt ihn gekreuzigt« (V. 36).
Solche Worte mußten wie ein zweischneidiges Schwert durch das
Herz der Hörer dringen. Der Heilige Geist schaffte Klarheit
über ihre Sünde, ihre Verblendung, ihre Auflehnung gegen
Gott. Jetzt empfanden sie, was sie in jener Stunde, da sie
riefen: »Kreuzige ihn!« getan hatten. So ging eine
verwundende Wirkung vom Pfingstgeist aus.
Neben dieser machte sich aber auch eine heilende Wirkung
des Geistes bemerkbar. Dieselbe Pfingstpredigt, welche die
Zuhörer auf ihr schreckliches Unrecht hinwies, zeigte ihnen
auch den Weg zur Vergebung in Jesus (V. 38) und machte ihnen
Mut, die Verheißungen anzunehmen: »Denn euer und eurer Kinder
ist diese Verheißung« (V. 39). Da zeigte sich, daß der Heilige
Geist nicht nur ein verwundendes Schwert war, sondern auch ein
heilender Balsam.
Auch heute noch beweist der Heilige Geist im Wort diese
Doppelwirkung. Wie kommt es, daß bei einem lebendigen
Zeugnis von Jesus sich Wut und Haß einstellen! Das kommt von
der verwundenden Wirkung des Geistes Gottes. Wie kommt es
andererseits, daß durch dasselbe Zeugnis belastete Menschen
zum Frieden gelangen? Das bringt die heilende Wirkung des
Geistes mit sich. Wenn es nur eine verletzende Wirkung des
Geistes gäbe, so könnte kein Mensch sein Werk aushalten und
niemand von uns würde ein wahrer Christ werden können. Nun
es aber neben der verwundenden auch eine heilende Arbeit des
Pfingstgeistes gibt, dürfen wir Mut fassen und uns seiner
Behandlung anvertrauen.
2. Der Geist trennt und einigt
Am Pfingsttag gab es einen großen Riß durch die Reihen der
Festbesucher in Jerusalem hindurch. Von einem Teil hieß
es: die nun sein Wort gern annahmen« (V. 41). Der andere
Teil lehnte ab. Bis dahin waren die großen Massen der
zusammengeströmten Festpilger völlig einig. Alle wollten
gut kirchliche Leute sein, die das Gesetz erfüllten und
der Vorschrift gemäß sich an hohen Festtagen beim Tempel
einfanden. Nun aber kam die Ausgießung des Heiligen Geistes
und die gewaltige Pfingstpredigt. Jetzt merkte man auf
einmal, daß zwei Lager entstanden. Der Geist Gottes trieb
zu einer Entscheidung. Es galt für oder wider Jesus Stellung
zu nehmen. So gab es eine Trennung.
Von dieser trennenden Wirkung des Heiligen Geistes haben
viele Menschen die allergrößte Angst. Es soll nach ihrer
Meinung alles im Rahmen der gewohnten religiösen Sitte schön
vereinigt und verbunden bleiben. Sie scheuen das Hervorheben
des Unterschiedes zwischen schmalem und breitem Weg, zwischen
klugen und törichten Jungfrauen. Wir wollen gern zugeben,
daß es viel falsches Trennen gibt durch eigenen Geist,
worunter wir uns beugen und demütigen wollen. Aber
andererseits müssen wir sagen: Es gibt eine echte trennende
Wirkung des Heiligen Geistes, die kein aufmerksamer
Bibelleser hinweg leugnen kann.
Wir werben nicht für eine Partei in der Christenheit.
Aber wir rufen so laut, wie wir können: »Gesellt euch zu
dem verachteten Haufen derer, die Gottes Wort annehmen
und gläubig werden an Jesus!« Mitten in der großen
Namenchristenheit muß es durch alle Verkündigung hindurch
klingen: »Lasset euch erretten aus diesem verkehrten
Geschlecht!« (V. 40). Dann gibt es Scheidung und
Entscheidung. Wenn man solcher Predigtweise den Vorwurf der
Förderung von Spaltung und Trennung in der Christenheit
macht, so antworten wir: Der Heilige Geist trennt ja ganz
klar und deutlich. Wir wollen gar nichts tun, als seinen
Linien nachgehen.
Aber neben dieser trennenden sehen wir auch eine einigende
Wirkung des Geistes in der Pfingstgeschichte. Derselbe
Geist, der von Welt und Unglaube schied, vereinigte die,
welche an Jesus glaubten, auf das festeste. Schau doch die
Schar derer an, die am Pfingsttag gläubig wurden, wie »sie
täglich und stets beieinander waren einmütig im Tempel und
brachen das Brot hin und her in den Häusern« (V. 46)! Wo
ist auf der Erde eine Verbindung so stark wie die, welche der
Heilige Geist dort zustande brachte? Er goß Liebe in die
Herzen, er vertrieb die Selbstsucht und den Hochmut, diese
Quelle ständigen Zwiespalts. Wer sein Herz der scheidenden
Wirkung des Heiligen Geistes öffnet, der wird auch seine mit
allen Gläubigen verbindende Macht spüren dürfen, die über
alle trennenden Unterschiede hinüber hebt.
3. Der Heilige Geist führt in die Stille und treibt zur
Arbeit
Man kann die vom Geist Gottes erfüllte Pfingstgemeinde von
zwei Seiten her ansehen. Wenn man gewisse Ausdrücke der
Schrift ohne Rücksicht auf den Zusammenhang betrachtet (V.
42 u. 46), so könnte man den Eindruck bekommen: Diese erste
Christengemeinde beschränkte sich immer nur auf ihren kleinen
Kreis, wo man sich untereinander erbaute und stärkte. Um die
verlorene Welt draußen kümmerte man sich nicht, sondern
überließ sie ihrem Verderben. (Solcher Vorwurf wird ja bis
auf den heutigen Tag manchen lebendigen Christenkreisen von
andern gemacht.)
Ist dieser Vorwurf im Blick auf die erste Christengemeinde
berechtigt? Niemals! Ganz gewiß füllte die innere Stärkung
und Erbauung der Christen untereinander einen großen Teil
ihres Lebens aus. Der Heilige Geist trieb sie in die Stille
des einsamen und gemeinsamen Gebetes. Das sehen wir klar und
deutlich. Wollte aber jemand behaupten, daß sie über dieser
Liebe zur Stille und zur inneren Vertiefung ihre Aufgabe an
der verlorenen Welt draußen vernachlässigt hätten, der würde
unverständig und ungerecht urteilen. Wer tat lauter den Mund
auf zum Zeugnis für Jesus als jene Pfingstzeugen, die sich so
gern im Kreis der Gläubigen zum Gebet vereinigten? Wer hielt
fester am Tempel, wo die ganze Volksgemeinde zusammenkam, als
jene ersten Christen (Kap. 3, 1)? Wer blieb trotz aller
Anfeindung durch die Oberen des Volkes fest auf dem von
Gott befohlenen Platz stehen, um alles Volk zu dem Heil in
Christus einzuladen? Derselbe Geist, der die Gläubigen
zu stillem Gebet und zu fester Gemeinschaft untereinander
zusammenschloß, trieb sie auch an die Hecken und Zäune, um
die Armen, Lahmen und Blinden ihres Volkes einzuladen zum
Hochzeitsmahl des Königs.
Nur wenn die Gemeinde heute in diesen beiden Linien der
inneren geistlichen Sammlung und Zurüstung und des Zeugnisses
und Dienstes in der Welt bleibt, dann ist sie geistlich
gesund.
W.Nee
Sie waren alle an einem Ort beisammen. Apostelgeschichte 2,1
Als Gott bei der Menschwerdung zu seinem Volk kam, erwartete
nur eine kleine Schar Israels Erlösung. Sie glaubten daran,
daß Gott handeln werde, und durch sie und ihretwegen handelte
er. Dann, als Jesus umherzog, folgten ihm große Volksmengen,
aber wieder war es nur eine kleine Gruppe, die sagte: »Zu wem
sollen wir gehen? Du hast Worte des Lebens.« Und wiederum,
vor seiner Himmelfahrt gebot er den Seinen, in Jerusalem die
Verheißung des Vaters abzuwarten. Die Weisung hätte leicht
mehr als fünfhundert Brüder erreichen können, die ihn alle
nach seinem Leiden lebend gesehen hatten; trotzdem waren am
Pfingsttage nur hundertzwanzig versammelt, um zu beten und
mit Gott bei seinem neuen Handeln mitzuwirken. Wo waren die
übrigen dreihundertachtzig? Gewiß, später kamen sie
sicherlich alle hinzu. Aber jetzt ...?
Praktisch scheint es immer darauf hinauszulaufen, daß Gott
stets durch einen getreuen Rest handeln muß, durch eine
kleine Schar, die - damit Gottes Plan für das Ganze
verwirklicht werden kann - ihm heute bis ins letzte gehorcht.
D.Rappard
Als der Tag der Pfingsten erfüllet war, waren sie alle
einmütig beieinander. Und wurden alle des heiligen
Geistes voll.
Apost. 2,1.4.
Als Jesus einst am Laubhüttenfest in Jerusalem von den
Strömen lebendigen Wassers sprach, die er denen geben
wolle, die an ihn glauben, fügt der Apostel Johannes hinzu:
,,Das sagte er aber von dem Geist. Denn der Heilige Geist
w a r n o c h n i c h t d a; denn Jesus war noch nicht verklärt
(Joh. 7, 39)." Diese Worte bedürfen einer Erklärung.
Im Alten Testament haben wir viele Spuren von dem
Wirken des Heiligen Geistes. Er schwebte über den Wassern
(1. Mos. 1, 2). Er strafte die Menschen (1. Mos. 6, 3). Er
sprach durch die Propheten und gab ihnen die heiligen Schriften
ein (2. Petr. 1, 21). Er zog seine Knechte an mit Macht (Richt.
6, 34). In diesem Sinne war er da von Ewigkeit her. - Aber
als innewohnende Lebenskraft für die Menschen war er ,,noch
nicht da". Um das durch die Sünde zerrissene Band der
Gemeinschaft mit Gott wieder herzustellen, bedurfte es des
allumfassenden Versöhnungswerkes Jesu.
Nun war dies Werk vollbracht. Christus war in die tiefste
Tiefe hinab gestiegen und hatte in seiner Person die
unterbrochene Verbindung mit dem Throne Gottes wieder angeknüpft.
Der verklärte Herr konnte nun sich selbst mitteilen durch seinen
Geist. - Darin liegt die große Bedeutung des Pfingsttages.
Jetzt darf der Glaube rühmen: D e r H e i l i g e G e i s t
i s t d a!
Ja, Du bist da, heiliger Geist, Lehrer und Tröster,
Helfer und Ratgeber. Du bist da für die Ärmsten und
Schwächsten. Du bist da auch für mich. Hallelujah!