Apg 1,9
J.Kroeker
"Und da Er solches gesagt, wird Er aufgehoben zusehends
und eine Wolke nahm ihn auf, vor ihren Augen weg."
Apostelg. 1,9.
Christus, der Gekreuzigte, ist das Gericht der alten,
Christus der Auferstandene jedoch der Anbruch der neuen
Schöpfung. Aber in diesen beiden Seiten ist unser wahres
Christusbild noch nicht erschöpft. Die Evangelien und die
Apostelgeschichte, die Paulusbriefe und die Offenbarung geben
uns noch ein drittes Bild von diesem Christus. Das ist der
Erhöhte. Die Persönlichkeit Jesu endete in ihrer Geschichte
nicht am Kreuz, sondern zur Rechten der Majestät Gottes in
der Höhe. Hier fand das Leben unseres Herrn und Heilandes
seine Vollendung.
Die Welt antwortete auf das Evangelium Gottes im Sohne mit
dem Kreuz. Gott aber antwortete auf das Kreuz der Welt mit
der Auferstehung seines Sohnes und begrüßte ihn als den
Hohenpriester nach der Ordnung Melchisedeks. Hinfort hat Er
sich gesetzt zur Rechten der Majestät in der Höhe und ist von
da aus das Haupt der Gemeinde. Die neue Schöpfung ist daher
Osterevangelium und Osterleben im Geiste des Auferstandenen.
Denn was hinfort ausgeht von diesem Auferstandenen, ist
Auferstehungsleben für eine Auferstehungsgemeinde.
Als die erste kleine Gemeinde in den Pfingsttagen zu
Jerusalem in der Geschichte in Sicht trat, da war sie in
ihrem innersten Wesen und Charakter, in ihrer Berufung und
Bestimmung etwas nie Dagewesenes. Prof.Dr.Deißmann hat diese
Wahrheit so schön durch eine kleine Formel zum Ausdruck
gebracht, wenn er sagt: "Paulus war nicht der Zweite nach
Jesus, sondern der Erste in Christus!" Denn das Leben, das
Wesen, der innere Charakter, die charismatischen Gaben der
Gemeinde in ihren Gliedern, alles ist nicht die Fortsetzung
von dem Leben des geschichtlichen Jesus, es ist das Leben
des Auferstandenen. Das Geheimnis von Pfingsten ist, dass
es vor Pfingsten einen Auferstandenen und nach Pfingsten
Mitauferstandene gab. Die Tatsache der Auferstehung wussten
die Jünger schon seit Wochen. Aber erst seit jenem
Pfingsterlebnis wurde sie ihnen Wort und schöpferische Kraft,
als der Geist des Auferstandenen ihr Leben wurde. Hinfort
erfassten sie, dass das Leben der Christusgläubigen derselben
Lebenssphäre angehöre, in der Christus als Auferstandener
lebt.
Dieses wurde besonders klar von Paulus erfasst, und er machte
diese Gotteswahrheit zum Evangelium für die Gemeinde. Er
fasste seine persönliche Christusgemeinschaft in die einfache
Formel zusammen: "Nicht aber ich lebe, sondern Christus lebt
in mir." Christus in mir und ich in Christo, - in diesen zwei
fundamentalen Sätzen lag der ganze Ausdruck des paulinischen
Christentums. Daher ist es durchweg auch der Erhöhte und
doch in seinem Geiste Gegenwärtige, der im Mittelpunkt seines
Evangeliums steht.