Joh 18,18
Ch.Spurgeon
"Es standen aber die Knechte und Diener um ein Kohlenfeuer,
das sie gemacht hatten - denn es war kalt - und wärmten sich;
Petrus aber trat auch zu ihnen und wärmte sich." Johannes
18,18
Daß die Diener des Hohenpriesters in der kalten Nacht ein
Feuer machten und sich wärmten, ist nicht zu verwundern.
Aber unbegreiflich ist es, daß Petrus bei ihnen stand und
sich wärmte. Er ging an das Feuer, weil er dachte, er müßte
es wie die anderen machen, um keinen Argwohn zu erregen.
Aber das Licht des Feuers schien ihm ins Gesicht, einer der
Umstehenden erkannte ihn und sagte: "Bist nicht auch du einer
seiner Jünger?" So schwach sein Glaube auch war, so liebte er
doch seinen Herrn und wollte ihn nicht verlassen. Trotzdem
hatte er nicht den Mut, sich zu ihm zu bekennen. Niemand
konnte ja annehmen, ein Anhänger Jesu werde sich behaglich
die Hände wärmen, während sein Herr mit Hohn und Spott
überschüttet wurde.
Manche Christen wärmen sich an dem Feuer der Ehre. Sie
wollen um jeden Preis geachtet und geehrt sein, und um diesen
Preis belasten sie ihr Gewissen und handeln gegen ihre
Grundsätze. Wie können aber Jünger des Herrn, der verachtet
und verspottet wurde, um den Beifall der Menschen buhlen und
die Wahrheit preisgeben, um sich beliebt zu machen? Sooft
wir vor dem Hohn der Gottlosen unsere Fahne sinken lassen,
wünschen wir, besser daran zu sein als unser Herr, und das
ist eine niedrige Gesinnung. Sooft wir aus Furcht vor Spott
nicht Zeugnis ablegen oder aus Trägheit und Bequemlichkeit
unsere Arbeit unterlassen, sooft wir den Lüsten des Fleisches
frönen, sooft wir Ehre suchen, wo er Schande erduldete - dann
sitzen wir wie Petrus unter dem Pöbel; wir wärmen uns
behaglich am Feuer, während unser Herr geschmäht und
mißhandelt wird. Wußte Petrus nicht, daß böser Verkehr gute
Sitten verdirbt? Wußte er nicht, daß die Männer, die seinen
Herrn gefangengenommen hatten, kein passender Umgang für
ihn waren? Solch ein Sich-Wärmen ist gefährlich. Lieber
frieren, als sich die Hände verbrennen. Wenn ihr euch nicht
in der Gesellschaft bewegen könnt, ohne eure Grundsätze zu
verleugnen, so bleibt ihr ihr besser fern.