Joh 17,20
C.Eichhorn
Die Einheit der Seinen ist das große Anliegen Jesu
Ich bitte nicht allein für sie, sondern auch für die,
so durch ihr Wort an mich glauben werden, daß sie alle
eins seien. Joh. 17, 20.21
Welch ein Anliegen war doch dem Heiland vor seinem
Hinscheiden die Einheit der Seinigen! Wie muß ihn Zank und
Streit betrüben! In der Einheit der Christen zeigt es sich,
daß die Kraft des Herrn Jesu in ihnen wirksam ist. Eintracht
ist der Gradmesser und Prüfstein des inneren Lebens. Wenn
Seelen, die in einem Haushalt beisammen sind, auf die Dauer
in herzlichem Einvernehmen bleiben, dann sind sie gewiß gute
Christen. Stehst du in der Fülle der Gnade, dann kommst du
leicht hinweg über Schwierigkeiten und Anstöße. Bist du
gnadenarm, dann stößt du dich an allen Kleinigkeiten. Ist
dein Friede wie ein Wasserstrom, dann kann er nicht leicht
gestört werden. Ein kleines Wässerchen wird durch jeden
Stein, den man hineinwirft, gehemmt, aufgerührt und getrübt.
Ein Strom fließt ungetrübt und majestätisch weiter, mag man
auch große Steine in seine Fluten schleudern. Ein Millionär
fängt wegen ein paar Groschen keine Händel an. Wer reich in
Christus ist, regt sich nicht auf über eine Benachteiligung.
Die Erdengüter sind "eine Hand voller Sand" für Königskinder.
Ein Paulus achtete alles für Kot im Vergleich zu dem, was er
an seinem Heiland hatte. In der Zeit der ersten Liebe
herrscht eine ungestörte Eintracht. Tritt eine Ebbe im
inneren Leben ein, steht der Heiland nicht mehr so groß und
alles überragend vor der Seele, dann drängen sich die
Kleinigkeiten des Alltagslebens hervor, man stolpert über
sie, sie geben Anlaß zu Unzufriedenheit und Mißhelligkeiten.
Man macht wohl gar aus Mücken Elefanten. In der ersten
Gemeinde waren im Anfang alle ein Herz und eine Seele. Etwas
später erhob sich ein Murren unter den Griechen wider die
Hebräer, darum, daß ihre Witwen übersehen wurden in der
täglichen Handreichung. Spürst du eine zunehmende
Reizbarkeit und Verstimmung, so tauche dich neu in
die Gnadenflut! Vergegenwärtige dir die göttliche
Barmherzigkeit! Dann schwindet die Unzufriedenheit. Du bist
kein Friedensstörer mehr, sondern ein Friedensbringer. Die
Eintracht der Gotteskinder ist die beste Empfehlung für
den Heiland. An ihr kann die Welt, die ihm zweifelnd und
ablehnend gegenübersteht, deutlich erkennen: Es ist etwas um
diesen Jesus. Was sonst unmöglich ist, bringt er zustande.
Durch Liebeseintracht laden die Jünger Jesu kräftig zu ihm
ein. Durch Zwietracht bringen sie ihn und seine Sache in
Mißkredit und stoßen Fernstehende ab. Welch ein Segen für
die Welt ist die herzliche Liebe unter den Gläubigen! Welch
eine schwere Verantwortung haben die, welche Unfrieden
anrichten!
S.Keller
Joh. 17, 20: «Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern
auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden.»
Da haben wir eine Fürbitte Jesu für uns, weil wir ja auch zu
denen gehören, die durch das Wort der Apostel an ihn gläubig
geworden sind. Wenn ein Mensch, den wir lieben und von
dessen Glaubensstellung wir überzeugt sind, uns versichert,
daß er für uns betet, so kann in dunklen Stunden und schweren
Versuchungen die bloße Erinnerung an solche Fürbitte uns eine
gewaltige Stütze und Hilfe sein. Oder man könnte auch sagen,
daß in solcher Erinnerung uns die Kraft und die Erhörung der
Fürbitte spürbar wird. Sollte das nicht in noch ganz anderer
Weise der Fall sein, wenn wir uns des Fürsprechers beim Vater
erinnern, der uns vertritt mit unaussprechlichem Seufzen!
Mir ist wiederholt in besonderen Zeiten geistlicher Not diese
Steigerung lebendig geworden; zuerst fiel mir ein, wie dieser
und jener meiner Freunde für mich bete, und das fing an, mich
aus meiner verzagten Stimmung herauszuheben; im nächsten
Augenblick dachte ich an Jesu Fürbitte, und da war das
stärkende Vertrauen wieder hergestellt, und der nächste
und letzte Absatz war dann das Bewußtsein seiner Nähe.
Die Dankbarkeit für das neue Erfahren der alten Treue
Gottes strahlte über meinem Erdentag.
Herr Jesus, ich danke dir, daß du mich nicht hast versinken
lassen, wenn ich in der größten Schwachheit meines Glaubens
steckte. Stärke mir durch solche Erfahrungen den Glauben und
bringe mich endlich heim ins Land ohne Versuchungen. Amen.
D.Rappard
Ich bitte nicht allein für sie, sondern auch für die, so
durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle
eins seien.
Joh. 17,20.21.
Einige sie! - Ein heiliger Freudenschauer durchzieht mein
Herz, so oft ich dieser Bitte des großen Hohenpriesters
lausche. In jener dunklen Nachtstunde blickte sein Auge in weite
Fernen und sah die Vielen, die durch seiner Jünger Wort in
kommenden Jahrhunderten an ihn gläubig werden sollten. Auch
wir gehören dazu, du und ich. Auch uns hat er damals schon
umschlossen in sein Gebet. Nach Millionen zählt diese große
Gemeinde. ,,Hier nennt man sie e i n e k l e i n e H e r d e;
droben ist sie eine u n z ä h l b a r e S c h a r."
Zu allen den Segnungen, die Jesus den Seinen erfleht
hat, kommt noch eine, die ihm sehr am Herzen liegt: d a ß
s i e a l l e e i n s s e i e n. In den ersten Jahrzehnten
der christlichen Kirche wurde diese Heilandsbitte in herrlicher
Weise erfüllt. Die brüderliche Liebe der Christen trat so
auffallend hervor, daß die Welt davon beeindruckt wurde. Aber
heute, wie ist die Zerrissenheit so groß! Wie muß die Uneinigkeit
der Glieder das hochgelobte Haupt betrüben! Wo wahres Leben
ist, bricht die Einheit zwar immer wieder siegreich hervor. Des
Heilands Liebe und unablässige Fürbitte hält die Kinder des
Hauses doch zusammen. Jedes einzelne von uns suche in seinem
Teil dieser übernationalen Liebe nachzuleben.
Erinn're Deine kleine Schar,
Die sich so leicht entzweit,
Daß Deine letzte Sorge war
Der Glieder Einigkeit.