Joh 16,22
A.Christlieb
Ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen
und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Joh. 16, 22
,,Ich will euch wiedersehen." Beim Anblick des Auferstandenen
schwand alle Traurigkeit der Jünger wie die Schatten der
Nacht beim Aufgehen der Sonne. Überströmende Freude erfüllte
ihre Herzen. Die Hoffnungslosen wurden ,,wiedergeboren zu
einer lebendigen Hoffnung" (1. Petr. 1, 3). Da sie nun den
Herrn wieder hatten, fehlte es ihnen an nichts mehr. Ihre
Freude war die eines Kindleins, das die Mutter verloren und
sie dann wiedergefunden hat. - Für die Jünger aller Zeiten
gibt es keine größere Freude, als die Gemeinschaft mit dem
Auferstandenen. Ist ihnen diese genommen, so fehlt ihnen
alles. Können sie sich derselben freuen, so mangelt ihnen
nichts, auch wenn sie vieles sonst entbehren müssen. - Das
Beste an dieser Freude aber ist der Umstand, daß sie ewig
dauert! Die Freude der Welt über ihren Scheinsieg am
Karfreitag war nur kurz. Als die Hüter kamen und erzählten,
was geschehen war, verwandelte sich die Freude in Bestürzung
und Entsetzen. Der Schrecken wuchs dann noch mehr, als ganz
Jerusalem erfüllt wurde von dem Zeugnis der Apostel: ,,Jesus
ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!" - Ja!
Die Freude der Welt ist nur von kurzer Dauer. Von der Freude
der Jünger Jesu aber gilt es: ,,Eure Freude soll niemand von
euch nehmen." Keine Drohung der Behörde, kein Gefängnis,
keine öffentliche Auspeitschung, keine Steinigung, kein
Scheiterhaufen vermochte den Jüngern Jesu diese Freude
zu rauben! (Vgl. Apg. 4, 21; 5, 10 u. 40; 7, 58). - Wir
leben in einer Zeit, wo uns vieles genommen wird. Die
gesicherte Freude an vielen Gütern von ehedem ist uns
vielfach genommen. Gerade in solcher Zeit dürfen wir uns
doppelt des Wortes freuen: ,,Eure Freude soll niemand
von euch nehmen!" Felsenfest steht die Gewißheit: Der
Auferstandene bleibt uns, und mit ihm die Freude, die uns
niemand rauben kann.
C.Eichhorn
Unentreißbare Freude
Euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand
von euch nehmen. Joh. 16, 22
Der Herr Jesus gewährt nicht nur eine oberflächliche, sondern
eine tiefe Herzensfreude. Von der Weltfreude gilt: Außen
schimmert's, innen wimmert's. Das innere Unbehagen wird für
einige Stunden vergessen, wie der körperliche Schmerz durch
eine Morphiumeinspritzung auf kurze Zeit niedergehalten wird.
Jesus nimmt den tiefsten Grund allen Jammers hinweg: die
Sünde. Er läßt das Herz aufatmen, nachdem der böse Alpdruck
beseitigt ist. Er gibt ein fröhliches Gewissen. Denn ein
schlafendes Gewissen, das den Menschen nicht unmittelbar
peinigt, ist noch lange kein gutes Gewissen. Die Freude,
die Jesus schenkt, kann uns niemand und nichts rauben. Es
ist "seine" Freude. Joh. 17, 13 betete er: "auf daß sie in
ihnen haben meine Freude vollkommen." Die größte Freude des
Sohnes Gottes war, daß er der Geliebte des Vaters war und
sein Wohlgefallen auf ihm ruhte. Sohnesfreude über den
Reichtum der Liebe und Herrlichkeit des Vaters durchzog
Jesu Herz in der dunkelsten Stunde. Diese Freude soll das
Herz seiner Jünger vollkommen erfüllen. "Ich bin Gottes
begnadigtes und geliebtes Kind durch Christus, meinen
Heiland." Das ist die Freude, die nichts und niemand rauben
oder stören kann. Sie ist unverlierbar. Nur wenn man Jesus
uns nehmen könnte, würde die Freude aufhören; denn er ist
der Grund dieser Freude. Von außen wird man betrübt, doch
innerlich ist man vergnügt im Herrn. In den mancherlei
Leiden und Trübsalen wird diese Freude nicht erstickt,
sondern nur gereinigt und vertieft. Sie wird stiller und zum
Singen und Spielen im Herzen, wenn die Lippen sich nicht mehr
zum Gesang öffnen können. Wer Jesus bei sich hat, der hat
den Himmel und darum himmlische, ewige Freude. - Paulus war
im Gefängnis bereits über drei Jahre, also gehemmt in seiner
Tätigkeit, für die er Feuer und Flamme war, und doch ließ er
den Kopf nicht hängen. Er schreibt an die Philipper nicht
einen Klagebrief, sondern im Ton der Freude. Auch der
Gedanke an den bevorstehenden Tod dämpft seine Freude
nicht. "Und wenn ich geopfert werde, so freue ich mich."
Er ist bedacht, die etwas niedergeschlagenen Philipper in
seine eigene Freude mit hineinzuziehen. - Die neubekehrten
Christen im pisidischen Antiochien erlitten einen
Verfolgungssturm. Paulus, ihr geistlicher Vater, wurde ihnen
entrissen und zu den Stadtgrenzen hinausgestoßen. Wie war es
nun? Hat Trübsinn sie befallen? Nein, "die Jünger wurden
voll Freude und Heiligen Geistes". Ebenso schreibt Paulus
von den Christen in Mazedonien, daß ihre Freude
"überschwenglich" war, nicht als sie im Sonnenschein äußeren
Glücks standen, sondern als sie "durch viel Trübsal"
hindurchgehen mußten. Das ist Christenfreude. Gerade im
Dunkel leuchtet sie am reinsten und hellsten.
D.Rappard
Ihr habt nun Traurigkeit, aber ich will euch wiedersehen, und
euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von
euch nehmen.
Joh. 16,22.
An jenem letzten Abend, den der Heiland unmittelbar vor
seinem Leiden mit seinen Jüngern verbrachte, hat er aus
der Fülle seines liebenden Herzens ihnen ein Trostwort um das
andere dargeboten. Er wußte, daß sein Scheiden ihnen Traurigkeit
bereiten würde, darum gab er ihnen gleich die freudenreiche
Zusicherung, daß er sie wiedersehen würde. Dabei dachte er nicht
nur an die sichtbaren Begegnungen, die ihnen nach seiner
Auferstehung zuteil werden sollten, sondern besonders an sein
Wiederkommen in der Person des Heiligen Geistes.
Und was er seinen geliebten Jüngern sagte, gilt auch uns.
Wie oft haben wir Traurigkeit äußerlicher und innerlicher
Art. Trübsale werden Gottes Kindern nicht erspart. Der Herr
sagt es ausdrücklich: In der Welt habt ihr Angst. Und ein
apostolisches Wort bestätigt es: Wir müssen durch viel
Trübsal ins Reich Gottes gehen.
Aber in unseren Traurigkeiten sind wir nicht ohne Trost.
Wenn mitten in der Trübsal unser Glaubensauge Jesum
erblickt, dann macht die Traurigkeit einer himmlischen Freude
Platz, einer Freude, die niemand von uns nehmen kann, weil
er selbst, die Quelle der Freude, in uns ist. - Bist du heute
traurig? So nimm dies köstliche Heilandswort auch für dich.
Herr erhöre! Ich begehre
Nichts als Deine freie Gnad'.
Laß Dich finden, laß Dich finden!
Der hat alles, der Dich hat.