Joh 9,25
D.Rappard
Eines weiß ich wohl: daß ich blind war und bin nun sehend.
Joh. 9,25.
Ein W e i l a n d und ein N u n gibt es in jedem Christenleben.
Ihr wart w e i l a n d tot in Sünde und Übertretung; ihr seid
n u n lebendig mit Christo. Ihr wart w e i l a n d wie verlorene
Schafe; ihr seid n u n bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer
Seelen. So lauteten die Zeugnisse in der apostolischen Zeit;
so lauten sie überall, wo das Wort Gottes in der Kraft des
Heiligen Geistes verkündigt wird.
Nicht immer tritt der Gegensatz gleich klar hervor. Gottes
Wirken in den Seelen ist nicht schablonenhaft. Die eine wird
still und verborgen zum Heiland gezogen; bei der andern geht's
im Sturmesbrausen, durch tiefe Sündenerkenntnis und festes
Erfassen des Heils. Die einen wissen Tag und Stunde anzugeben,
da sie Jesum zuerst im Glauben erblickten; bei den anderen
ging es durch eine lange Dämmerung, durch ein frommes Sehnen,
dem ernstes Suchen und endlich selige Glaubensgewißheit
folgte. Aber alle, denen das Licht des Lebens in Wahrheit
scheint, stimmen ein in das Bekenntnis des glücklichen
Blindgeborenen: Ich war blind und bin nun sehend.
O Seele, bleibe nicht im Unklaren über deinen inneren Zustand.
I m N e b e l v e r i r r t m a n s i c h l e i c h t.
Laß Gottes Licht dich erleuchten und wandle im Licht.
O Herr, mache meinen Gang gewiß in Deinem
Wort. Laß mich klar erkennen, wie es um mich
steht, und laß mich wandeln in Deinem Licht.