Joh 4,9
S.Keller
Joh. 4, 9: «Wie bittest du von mir zu trinken, so du ein
Jude bist und ich eine samaritische Frau.»
Falsche Voraussetzungen! Ja, wenn er bloß ein Jude gewesen
wäre und sie bloß eine samaritische Frau - dann wäre seine
Bitte unverständlich gewesen und nach damaligem Gefühl
unschicklich. Aber er ist Sünderheiland und sie ist
Sünderin; der gute Hirte begeht doch keine Unschicklichkeit
und verletzt doch nicht den guten Ton, wenn er das verirrte
und verlorene Schaf anruft. Es war der erste feine Faden,
den Jesus nach ihr herüber wirft. Andere Beziehungen zu
Männern hat sie genug gehabt; jetzt sucht jemand ihre
verlorene Seele im Staube. Besinne dich darauf, wo Jesus
ähnlich gesagt hat: Gib mir zu trinken! Gib mir diesen
Eigensinn, dieses Vergnügen, diese Zeit, diese Sünde - du
wirst es los, und ich gewinne dadurch dein Herz für immer.
Ihn dürstet nach der Labung, daß er uns an sich ziehen,
lieben, heilen und segnen kann. Dort war es ein irdisches
naheliegendes Bedürfnis - gib mir zu trinken! - heute knüpft
Jesus bei uns an Berufs- oder Zeitfragen, Nöte des Leibes
oder Familienbeziehungen an; ihm ist alles recht, woran seine
suchende Liebe anknüpfen kann.
Nun, dann komm noch einmal, Herr Jesus, und stelle deinen
Anspruch an mich auf ! Was willst du, daß ich dir tun oder
um deinetwillen lassen soll? Zeige mir den Krug, aus dem du
trinken willst. Ich möchte dir gern, ganz und für immer zu
Willen sein. Amen.