Joh 3,16
C.O.Rosenius
Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen eingeborenen
Sohn gab. Joh. 3, 16.
Sieh hier die ewige Gnadenwahl Gottes! Er, der allein weise,
gerechte und barmherzige Gott, Schöpfer und Vater über alles,
was im Himmel und auf Erden Vater genannt wird, sah in Seiner
ewigen Allwissenheit voraus, wie Sein Bild, der Mensch, die
edle ,,freie Kreatur", mit seinem ganzen Geschlecht aus der
Güte fallen würde, in der er durch eigenen Gehorsam und
eigene Gerechtigkeit sich hätte erhalten können. Er sah
voraus, wie der Mensch Gottes Ebenbild verlieren und sich in
den ewigen Tod und die ewige Verdammnis stürzen, wie er von
dem Gift der alten Schlange erfüllt und unter die Sünde
verkauft werden würde. Da beschloß Er, bevor Er dieses
bedeutungsvolle Geschlecht aus Seiner Schöpferhand ergehen
ließ, selbst für dessen Heil zu sorgen, ihm einen Mittler
zu geben, der in seiner Person sowohl Menschheit als auch
Gottheit besitzen sollte, verbunden in unauflösbarer
Vereinigung. Er erwählte uns in Christus, ehe der Welt Grund
gelegt war. Von dem Gesetz der göttlichen Gerechtigkeit
konnte kein Buchstabe erlassen werden, und ebensowenig konnte
das gefallene Geschlecht das Gesetz erfüllen. Es konnte
nicht geben, was es nicht mehr hatte: Wahre Gerechtigkeit
und Heiligkeit. Jetzt mußte entweder Gottes Vorsatz mit der
Schöpfung des Menschen zunichte werden und ,,der Sohn Seines
Leibes", Sein Ebenbild, Sein Kind ewig verlorengehen, oder es
mußte Gott selbst einen Rat zum Heil des Menschen erdenken.
Da erbarmte Er sich über uns aus Seiner eigenen, freien
Liebe, ,,nach dem Wohlgefallen Seines Willens, zu Lob Seiner
herrlichen Gnade." Er bestimmte zu unserer Seligkeit Seinen
eigenen geliebten Sohn, das ewige, wahre Wort. Christus nahm
es in Seiner Barmherzigkeit und Liebe willig auf sich, unser
Bruder und der Herzog unserer Seligkeit zu werden - selbst
Mensch zu werden und in Seiner Menschheit durch Erfüllung
des Gesetzes und Erduldung des Todes das Verlorene
wiederherzustellen, uns wieder in die Güte einzusetzen
und durch sich selbst aufs neue das Bild Gottes in uns
aufzurichten. ,,Also hat Gott die Welt geliebt, daß Er
Seinen eingeborenen Sohn gab." Er wurde ein ,,Menschensohn",
um das zu erretten, was verloren war. ,,Gleichwie durch
eines Menschen Sünde die Verdammnis über alle Menschen
gekommen ist, also ist auch durch Eines Gerechtigkeit die
Rechtfertigung des Lebens über alle Menschen gekommen. -
Gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in
Christus alle lebendig gemacht werden."
Das war die freie, ewige Gnadenwahl Gottes, für die es keine
andere Ursache gibt als die freie, unabhängige Liebe Gottes,
wie Christus spricht: ,,Also hat Gott die Welt geliebt." Wie
man auch sucht, kann man doch keinen anderen Grund finden als
den: Er liebte, darum liebte Er. Wir kommen nicht weiter.
,,Er hat uns in Christus erwählt, nach dem Wohlgefallen
Seines Willens." Niemand bat Ihn, niemand verdiente es;
es war das Wohlgefallen Seines Willens. Hier ist eine
Goldgrube! Unsere Seligkeit, unsere Auserwählung in Christus
ist Gottes eigener, freier Entschluß und Sein eigenes Werk.
Die Schrift sagt: ,,Der Herr macht alles um Seiner selbst
willen." Es gefiel dem, um dessentwillen alle Dinge sind und
durch Den alle Dinge sind, zu beschließen, daß die gefallenen
Menschen durch Christus Seine Kinder sein sollten. Er hat
uns als Kinder angenommen, ,,nach dem Wohlgefallen Seines
Willens, zum Lob Seiner herrlichen Gnade."
Was will man dazu sagen? Wenn es Gott gefällt, etwas zu
tun, wer kann Ihn daran hindern? Wer kann Seinem Willen
widerstehen? Darum heißt es ,,Gnadenwahl", ,,Auserwählung".
Es scheint dir allzuviel, Gottes Kind zu sein, und du hältst
dich dessen ganz und gar unwürdig; aber was willst du machen?
Es ist das Wohlgefallen des gnädigen Willens Gottes. Was
will man gegen den Willen Gottes einwenden? Das eine Mal
beschließt Er, Welten zu schaffen soviel wie Sand am Meer;
das andere Mal beschließt Er, Sich auf der Erde Kinder zu
schaffen und, wenn sie durch die Versuchung des Feindes
gefallen sind, sie wieder durch einen Heiland zu erlösen. Er
beschließt, sie durch ein teures Lösegeld wieder zu Kindern
zu machen, so verdorben und unwürdig sie auch sein mögen.
Was will man dazu sagen? Es ist alles das freie Wohlgefallen
des Willens Gottes. Er macht alles um Seiner selbst willen.
Dies ist der überschwengliche Trost der Gnadenwahl.
Hier müssen wir erkennen, daß Gottes Gnade und Liebe frei
und unabhängig von uns sind, wie Paulus Röm. 9 von der
Auserwählung sagt, wo er ein Beispiel von den Zwillingssöhnen
Esau und Jakob anführt und spricht: ,,Ehe die Kinder geboren
waren und weder Böses noch Gutes getan hatten - auf daß der
Vorsatz Gottes bestände nach der Wahl, nicht aus Verdienst
der Werke, sondern aus Gnaden des Berufers -, ward zur Mutter
gesagt: Der Größere soll dienstbar werden dem Kleineren." So
auch hier: Ehe wir geboren waren, ehe der Welt Grund gelegt
war, als wir weder Gutes noch Böses getan hatten, erwählte
Gott uns in Christus zu Kindern und Erben der ewigen
Seligkeit. Gewiß erscholl in dieser Auserwählung der
gewaltigste Donnerschlag vom Himmel herab über alle
Verdienste der Werke vor Gott. Gewiß sollten wir einmal
durch diesen Schlag aus unserer beständigen Einbildung
erwachen, daß Gottes Gnade auf uns, unserer Frömmigkeit und
unseren Werken beruhe! Er erwählte uns ja in Christus, ,,ehe
der Welt Grund gelegt war". Wir kommen da etwas zu spät mit
unseren Verdiensten! O, eine ewige Gnade!
Treuer Vater! Deine Liebe
Hat aus einem heißen Triebe
Mich in Christo auserwählt
Und, eh' ich zur Welt geboren,
Schon zur Kindschaft auserkoren
Und den Deinen zugezählt.
J.Kroeker
Von der Reichsgottesoffenbarung im Sohne.
"Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass Er seinen
eingeborenen Sohn gab, auf dass, wer an Ihn glaubt, nicht
verloren gehe, sondern ewiges Leben habe." Ev.Joh. 3,16.
Jesu Reichsgottesbotschaft ist welterlösend in ihren Zielen.
Der große Anbruch einer Neuschöpfung ist da, das Königtum
der Himmel ist mitten unter uns getreten. Es hat im
Auferstandenen und durch die Energien seines Geistes fort
und fort seine erlösenden und heiligenden Kräfte geoffenbart.
Mitten im großen Sterben der Welt ist die Kirche Christi mit
ihren Gliedern nicht untergegangen. Sie hat zwar die Leiden
ihres Hauptes im Laufe der Jahrhunderte geteilt. Ihre
Tränensaat bereitete jedoch neue Ernten vor, ihr Sterben
führte zur Auferstehung vieler.
Jesu Reichsgottesbotschaft ist jedoch Welterlösung. Diese
schaut die Gemeinde noch nicht. Noch herrscht Christus nicht
über die Welt und ihre Völker. Noch ringt die Kirche mit
ihrer eignen Knechtsgestalt. Noch verleugnet und versagt der
einzelne Jünger. Wie oft hat daher die Jüngergemeinde in den
Katastrophen und Stürmen der Welt gezittert, dass das Reich
Gottes untergehen werde. Wir zittern im Blick auf uns
selbst, uns bangt um den Bestand der Kirche, wir sind
besorgt um die Endvollendung der Gottesherrschaft auf
Erden. Wie berechtigt wären unsere Sorgen, wäre Jesu
Reichsgottesbotschaft nicht welterlösend in ihren Zielen.
Sie weist prophetisch über das unvollendete Heute hinaus
auf das vollendete Morgen. Sie spricht zu dem in Gefahr
stehenden Petrus: "Ich habe für dich gebeten, dass dein
Glaube nicht aufhöre!" Sie ruft den erschrockenen Jüngern zu:
"Bis dass Ich es neu trinken werde mit euch in meines Vaters
Reich." Sie tröstet die bangende Gemeinde mit dem großen
Wort: "Sei ohne Furcht, du kleine Herde! Es hat eurem Vater
gefallen, euch das Königtum zu geben!"
So weist jeder Glaubensanfang innerhalb des in die Geschichte
getretenen Reiches Gottes auf eine Glaubensvollendung. Jeder
Anbruch des Lichts kündet die nahende Herrschaft des Tages.
Jeder Kampf lässt uns auf den vollen Sieg Gottes über die
Welt warten. Denn im angebrochenen Reiche Gottes kündet
alles Erlebte und Empfangene jenen kommenden Tag des
Endtriumphes an, an welchem wir den neuen Psalm der Anbetung
singen werden: "Würdig bist du, das Buch zu nehmen und seine
Siegel zu öffnen. Denn du hast dich schlachten lassen, und
(Menschen) für Gott durch dein Blut aus allen Stämmen und
Sprachen, aus allen Völkern und Nationen erkauft, und hast
sie für unsern Gott zu Königen und zu Priestern gemacht,
und sie werden als Könige herrschen auf Erden!"