Lk 24,52
S.Keller
Luk. 24, 52: «Sie aber beteten ihn an und kehrten wieder gen
Jerusalem mit großer Freude.»
Offen gestanden, ich bin früher betroffen und verlegen
geworden beim Lesen dieser Zeilen. Wie konnten die Jünger,
die zum zweitenmal ihren Herrn verloren, mit großer Freude
nach Jerusalem zurückkehren? Ein jeder Abschied macht doch
sonst traurig und dämpft auch etwa vorhandene Freudentöne.
So werden ihre Augen ihn auf Erden nie mehr sehen. Selbst
angenommen, daß sie jetzt wußten, daß diese letzte Heilstat
Gottes sein Erlösungswerk abschloß und für Jesus den Eintritt
in die volle Verklärung bedeutete - konnten sie so selbstlos
sein, sich bloß für ihn zu freuen? Besonders, wo seine
Verheißung des Geistes an ihnen sich noch nicht erfüllt
hatte? Heute, als meine Augen wieder an diesem Verse hingen
und diese Gedankenreihen mein Inneres bewegten, da blitzte
mir plötzlich eine neue Erkenntnis auf. Sie beteten ihn, den
soeben Entschwundenen, zum erstenmal an. Er war an Gottes
Seite getreten. Das kleine Häuflein auf der flachen Kuppe
des Ölbergs hatte, seit die Welt steht, zum erstenmal jemand
als göttlich anbeten dürfen, der als nächster Vertrauter
und Freund mit ihnen gewandelt war! Ähnlich durchzuckt uns,
wenn wir zum erstenmal mit Bewußtsein und des Rechtes und
Anspruchs, Jesum anrufen zu dürfen, bedienen, die wunderbare
Freude: Mein Jesus ist mein Herr und Gott!
Darum rufen wir deinen Namen an, du unser teurer
Seelenfreund, Herr Jesu Christ! Wir stehen anbetend vor
dir, und du hörst und liebst uns! Amen.