Lk 24,6
A.Christlieb
Die Osterbotschaft der Engel an die Frauen
Lukas 24, 5 - 7
»Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht
hier, er ist auferstanden. Gedenket daran, wie er euch
sagte, da er noch in Galiläa war und sprach: Des Menschen
Sohn muß überantwortet werden in die Hände der Sünder und
gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.«
Die Worte der beiden Engel an die um Jesus bekümmerten Frauen
enthalten eine Anerkennung, eine Zurechtweisung und einen
hilfreichen Wink.
1. Eine Anerkennung
Diese liegt in den Worten: »Ihr suchet.« Ja, die Frauen
suchten Jesus. Ihr Herz war um einen bekümmert, ihre
Gedanken bewegten sich um einen, und das war der Herr
Jesus. Sie suchten nicht nach Ehre und Anerkennung,
weder bei der Welt noch bei dem Jüngerkreis. Sie hatten
keine Hintergedanken bei ihrem Vorhaben, den Leichnam
einzubalsamieren. Sie kamen in ihrer Herzenseinfalt, sie
suchten Jesus und wollten ihm dienen.
Viel falsches Suchen erfüllt die Menschenherzen. Noch heute
sucht Lot nach fetten Weideplätzen (1. Mose 13, 10 f.).
Noch heute sucht Ahab nach Naboths Weinberg (1. Kön. 21,
1 ff.). Noch heute sucht Gehasi die Silberzentner Naemans
zu bekommen (2. Kön. 5, 19 ff.). Noch heute suchen die
Erbauer des Babelturms, »sich einen Namen zu machen«
(1. Mose 11, 1 ff.). Ja, suchen muß das Menschenherz. Ohne
Suchen kann es nicht leben. Aber Tausende verirren sich mit
ihrem Suchen in allerlei Irrgänge, bis sie darin untergehen.
Hier ist das rechte Suchen. Gesegnete Frauen, denen der
himmlische Bote sagen darf: »Ich weiß, daß ihr Jesus sucht.
Ihr sucht den Lebendigen!« Laßt uns das suchen, laßt uns den
suchen, den jene Frauen am Ostermorgen suchten! Wohl allen,
denen das Zeugnis gegeben werden kann: Ihr sucht den
Lebendigen, ihr sucht Jesus!
2. Eine Zurechtweisung
Es liegt neben der Anerkennung aber auch ein gewisser Tadel
in dem Wort: »Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten?«
Es ist, als ob den Frauen der Vorhang über einer Torheit und
einem Irrtum hinweg gerissen würde. Das Ziel ihres Suchens
war wohl gut, aber der Weg, den sie zum Erreichen ihres Ziels
einschlugen, war falsch. Sie suchten Jesus als einen Toten
in Grab und Sarg. Da lag ihr Fehler.
Auch wir suchen oft das richtige Ziel. Aber wir fassen es
falsch an. Wir möchten zu Jesus gelangen, haben ein Sehnen
nach ihm, möchten ihm einen Dienst tun. Aber wir bewegen
uns in eigenen Gedanken und bleiben niedergeschlagen. Wir
stellen uns heute oft noch so verzagt, als sei Jesus tot und
liege auf einem Friedhof. Wir singen wohl in der Kirche:
»Jesus lebt, wer nun verzagt, lästert Gott und seine Ehre.«
Dabei verzagen wir bei jeder neuen Schwierigkeit, als sei der
Auferstandene nicht für seine Jünger der lebendige Herr und
Helfer.
3. Ein hilfreicher Wink
Was sollen die niedergeschlagenen Frauen nun tun? Der
Engel gibt einen ganz klaren Rat. Er weist sie aufs Wort:
»Gedenket daran, wie er euch sagte!« Hier liegt die Hilfe.
Alle Jünger hatten das Wort Jesu, das seinen Tod und seine
Auferstehung voraussagte, nicht ernstlich beachtet. Rückkehr
zum Wort Jesu tat not. Dann dämmerte es in ihren Herzen,
dann leuchtete das Freudenlicht in ihrem Inneren, wenn sie
dieses Wort in seiner einfachen Klarheit faßten und sich
daran hielten.
Auch uns gilt dieser Wink der Engel. Wir liegen oft so
danieder, weil wir mehr auf diese und jene sichtbare Not
statt auf das Wort Jesu schauen, das uns tausend Nöte, aber
gleichzeitig ihren Segenszweck und die göttliche Hilfe
voraussagt. Wenn wir sein Wort außer acht lassen, so laufen
wir sofort Gefahr, in den Sumpf der Verzagtheit zu geraten.
Mit seinem Wort aber lichtet sich unser Weg, und die
Dunkelheit weicht. Das Mittel für unsere schweren Stunden
heißt heute noch: »Gedenket daran, was er euch sagte!«