Lk 19,26
P.Wurster
Wer da hat, dem wird gegeben werden; der nicht hat, dem wird
auch das genommen werden, was er hat. (Lukas 19, 26.)
Wer da hat - Jesus will sagen, wer die ihm anvertrauten Pfunde
mit allem Fleiß braucht, wer sich's ernst sein läßt, mit seinen
Kräften treulich zu dienen, dem wird gegeben werden, da wird
Segen sein, dem wird der ewig reiche Gott seine Kräfte mehren
und wird ihm sein Lebenswerk gelingen lassen. Wo Leben ist, da
ist Wachstum und wo Wachstum ist, da gibt es Frucht. Es kann
aber auch gehen, wie bei dem faulen Knecht im Gleichnis; ihm
war nicht gut genug, was in seine Hände gelegt war, und über
dem Schielen nach den andern, die er für bevorzugt hielt,
versäumt er, was er hätte leisten können. So bringen auch wir
uns leicht um den Segen. Das einemal ist uns der Platz nicht
gut genug, auf den uns Gott gestellt; über dem, daß wir uns
darüber ärgern, wird unsere Kraft lahm und wir kommen zurück.
Das anderemal zersplittern wir uns in dem Vielerlei, was das
Leben bringt, und versäumen die gründliche Erfüllung der
nächsten, wichtigsten Pflicht. Es ist einem jeden von uns in
der Stellung, die er hat, die Gelegenheit reichlich gegeben,
seine Kräfte zu Gottes Ehre zu brauchen, zu wachsen in allem
Guten, zu lernen, was Gott gefällig und den Menschen wert
macht. In dieser guten, täglichen Schule wollen wir treulich,
demütig und geduldig lernen; dann wird uns Gott der Herr
weiterbringen zu unserem Heil.
W.MacDonald
»Denn ich sage euch: Jedem, der da hat, wird gegeben werden;
von dem aber, der nicht hat, von dem wird seIbst was er hat
weggenommen werden.« Lukas 19,26
Das Wort »hat« am Anfang unseres Verses bedeutet mehr als
nur Besitz zu haben. Es schließt den Gedanken ein, daß wir
dem gehorchen, was uns gelehrt worden, und das gebrauchen,
was uns anvertraut worden ist. Mit anderen Worten, es geht
nicht nur um das, was wir haben, sondern darum, was wir mit
dem, was wir haben, tun.
Wir haben hier ein wichtiges Prinzip für das Bibelstudium
vor uns. Wenn wir dem Licht folgen, das wir empfangen,
dann schenkt uns Gott mehr Licht. Derjenige, der die
größten Fortschritte im Leben als Christ macht, ist der, der
entschlossen ist, alles zu tun, was die Bibel sagt, auch wenn
kein anderer in seiner Umgebung genauso handelt. Es ist also
keine Frage unseres Intelligenzquotienten. Was wirklich
zählt, ist der Gehorsamsquotient. Die Schrift öffnet ihre
Schatzkammern am bereitwilligsten dem gehorsamen Herzen.
Hosea hat es gut ausgedrückt: »Dann werden wir erkennen,
wenn wir seiner Erkenntnis folgen« (6,3; engl.
Übersetzung). Je mehr wir praktizieren, was wir gelehrt
worden sind, desto mehr wird der Herr uns offenbaren.
Information plus Anwendung führt zu Multiplikation.
Information ohne Anwendung führt zu Stagnation, zum
Stillstand.
Dieser Grundsatz gilt auch für die Verwendung unserer Gaben
und Talente. Der Mann, dessen Pfund sich zu zehn Pfund
vermehrt hatte. erhielt Gewalt über zehn Städte, und der,
dessen Pfund fünf Pfund eingetragen hatte, empfing die
Herrschaft über fünf Städte (Lukas 19,16-19).
Dies zeigt, daß der richtige Umgang mit den uns anvertrauten
Dingen mit größeren Vorrechten und größerer Verantwortung
belohnt wird. Der Mann, der mit seinem Pfund nichts tat,
verlor es. Wer sich also weigert, das, was er hat, für den
Herrn zu gebrauchen, verliert schließlich die Fähigkeit dazu,
auch wenn er es dann möchte. »Wenn du es nicht gebrauchst,
verlierst du es.«
Wir wissen, daß, wenn wir irgendeinen Teil unseres Körpers
nicht gebrauchen, die Muskulatur verkümmert oder schwindet.
Eine normale körperliche Entwicklung geschieht durch
ständigen Gebrauch der Gliedmaßen. Im geistlichen Leben ist
es ebenso. Wenn wir unsere Gabe vergraben, sei es nun aus
Furchtsamkeit oder aus Faulheit, dann können wir bald
feststellen, daß Gott uns beseite stellt und andere an
unserer Stelle gebraucht.
Deshalb ist es von äußerster Wichtigkeit, daß wir den
Vorschriften der Schrift gehorchen, ihre Verheißungen im
Glauben in Anspruch nehmen, und die Fähigkeiten, die Gott uns
gegeben hat, mit Fleiß und regelmäßigem Einsatz gebrauchen.