Lk 17,27
C.Eichhorn
Versunken ins Irdische
Sie aßen, sie tranken, sie freiten und ließen sich freien...
sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten.
Luk. 17, 27.28
In diesen irdischen Beschäftigungen gingen sie ganz auf, die
Leute vor der Sintflut und die Leute in Sodom und Gomorra.
Etwas Höheres kannten sie nicht, nach Gott fragten sie
nicht. Dabei lebten sie so sicher dahin, als ob es immer so
fortgehen müsse, bis die Katastrophe kam und alle wegraffte.
Wenn die Menschen Gott nicht haben, hängen sie sich an
die Welt. Wenn sie das Unsichtbare und Ewige verlieren,
versinken sie ins Sichtbare und Zeitliche. So war es,
so ist es, so wird es besonders gegen das Ende hin sein.
Da herrscht der Diesseitigkeitssinn. Die Leute sind ganz
versunken in das weltliche Treiben. An ein Wiederkommen Jesu
denken sie nicht. Das erscheint ihnen lächerlich. So ereilt
sie dann der Tag des Herrn wie ein Fallstrick.
Die Gotteskinder essen und trinken auch. Doch ist die
Magenfrage bei ihnen nicht die entscheidende, um die sich
alles dreht: "Was werden wir essen, was werden wir trinken?"
Diese Sorge wird überwogen durch eine andere Sorge: Werde ich
auch das große Ziel erreichen und meine Seele durchbringen?
Für ihr leibliches Durchkommen lassen sie ihren Vater im
Himmel sorgen. Er läßt seine Kinder nicht verkommen. "Sie
freien und lassen sich freien": aber doch ganz anders als die
Erdenmenschen, nicht in tierischer Lust, sondern in Zucht und
Ehren, nicht als müsse um jeden Preis ein Mann her, als gebe
es kein höheres Glück als den Ehestand. Gotteskinder tun
alles im Namen Jesu, vor allem den wichtigen Schritt in
die Ehe. Sie lassen sich alles bescheren, vor allem auch
das Eheglück. Sie schließen keine Verbindung, bei der die
Hauptsache fehlt, nämlich Einheit im Glauben an den Heiland
und in der Liebe zu ihm. "Sie kaufen und verkaufen", aber
die Geldfrage steht nicht im Mittelpunkt. Sie fordern keine
Wucherpreise und hängen sich nicht an den irdischen Besitz
und Tand. Sie besitzen, als besäßen sie nicht. "Sie
pflanzen und bauen." Sie arbeiten mit Fleiß, Sorgfalt und
Treue, aber sie betrachten ihr irdisches Tagewerk als
Gottesdienst. Sie tun alles dem Herrn zuliebe und zu Ehren.
Sie bauen sich auf Erden nicht ein Heim, sondern nur eine
Herberge. Denn die Heimat ist droben, und hier sind sie
Haushalter, nicht Eigentümer; Pilger, nicht Bürger. Wirklich
los sein vom Irdischen: das ist etwas Großes. Da muß Gott
nachhelfen und lösende Schnitte machen, daß es blutet. Er
muß oft tief hineinschneiden, da wo wir noch hängen und
gebunden sind. Sträuben wir uns doch nicht dagegen, winseln
wir nicht gar so sehr! Los, von allem los, den Blick
vorwärts gerichtet, nicht sehnsüchtig zurückschauen: das
ist die Art der Gottesmenschen. -
O Herr Jesu, so zieh mich doch los!
Mach alles mir klein und dich groß!
Zieh mich, mein Verlangen, und nimm mich gefangen;
sei fortan mein Teil und völliges Heil!