Lk 16,11
W.MacDonald
»Wenn ihr nun in dem ungerechten Mammon nicht treu gewesen
seid, wer wird euch das Wahrhaftige anvertrauen ?«
Lukas 16,11
Der »ungerechte Mammon« bezieht sich hier auf irdische
Schätze und materielle Reichtümer. Es gibt wohl keine
Illusion die weiter verbreitet ist als diese, daß ein Mensch
mit großem materiellen Besitz reich ist. Wir sprechen von
Häusern und Land als Immobilien, weil wir glauben, daß sie
»immobil«, unbeweglich sind, und nicht gegen unseren Willen
weggenommen werden können. Wir sprechen von Aktien und
Wertpapieren als »Sicherheiten«, weil wir glauben, daß sie
uns wirkliche Sicherheit bieten können.
Aber in Lukas 16,11 unterscheidet der Herr zwischen dem
»ungerechten Mammon« und »wahrhaftigem« Reichtum. Die
Dinge, die die Menschen für Reichtum halten, sind es in
keinster Weise.
Johannes war ein gottesfürchtiger Christ, der als Hausmeister
auf dem Gut eines reichen Adeligen arbeitete. Eines Nachts
hatte Johannes einen sehr eindrücklichen Traum, in dem ihm
gesagt wurde, daß der reichste Mann im Tal vor der nächsten
Mitternacht sterben würde. Als Johannes am nächsten Morgen
seinen Arbeitgeber traf, teilte er ihm den Traum mit.
Anfangs gab sich der Millionär völlig gleichgültig. Er
fühlte sich gesund wie nie zuvor. Und außerdem glaubte er
ohnehin nicht an Träume.
Aber sobald Johannes an seine Arbeit gegangen war, rief er
seinen Chauffeur und ließ sich zum Arzt fahren. Er verlangte
eine gründliche Untersuchung seines gesamten Zustandes. Wie
erwartet stellte sich heraus, daß er bei ausgezeichneter
Gesundheit war. Und doch machte er sich immer noch Gedanken
wegen Johannes' Traum, und deshalb sagte er beim Verlassen
der Praxis: »Übrigens, Herr Doktor, könnten Sie heute
vielleicht zum Abendessen kommen?« Der Arzt nahm die
Einladung an.
Das Abendessen nahm seinen gewohnten Gang und man sprach über
alle möglichen Themen. Mehrmals schickte sich der Arzt zu
gehen an, aber jedesmal drängte ihn sein Gastgeber, doch noch
ein wenig zu bleiben. Als die Uhr schließlich Mitternacht
schlug, wünschte der gottlose reiche Mann, gewaltig
erleichtert, dem Arzt eine Gute Nacht.
Einige Minuten später klingelte es. Als der Gutsbesitzer die
Tür öffnete, stand da die erwachsene Tochter des alten
Johannes und sagte: »Entschuldigen Sie bitte, aber meine
Mutter wollte Sie wissen lassen, daß Vater einen Herzschlag
hatte und gerade eben gestorben ist.«
Der reichste Mann des Tales war in dieser Nacht gestorben.