Lk 12,20
C.Eichhorn
Ein Leben in Torheit
Aber Gott sprach: Du Tor, diese Nacht wird man deine Seele
von dir fordern! Luk. 12, 20
Toren sind alle, die ohne Gott dahinleben und nicht nach
ihrem Gewissen fragen und handeln. Der reiche Bauer, den uns
Jesus vorführt, ist ein Bild dieser Torheit. Er war ein
guter Rechner und hat sich doch verrechnet. Denn er ließ den
Hauptfaktor aus dem Spiel, nämlich den alles bestimmenden
Gott, und dann ist die Rechnung falsch gemacht. Er rechnete
mit großen Vorräten und vielen Jahren und bedachte nicht, daß
von oben mit einem mal ein Strich durch die ganze Rechnung
gemacht werden kann. "Diese Nacht wird man deine Seele von
dir fordern." Er ließ sie nicht gern los. Aber da half kein
Sträuben. Er mußte sie hergeben. Und hat doch so schlecht
für sie gesorgt! "Habe Ruhe, iß und trink, liebe Seele, und
habe guten Mut!" Eine Menschenseele braucht aber mehr als
irdische Ruhe und Gemächlichkeit, sie muß Ruhe in Gott haben.
Sie braucht Himmelsbrot und Lebenstrank, wie ihn Jesus
spendet. Vergnügen und irdische Lustbarkeit sind zu wenig
für sie. Man muß ihr die Freude im Herrn verschaffen.
Zeitliches Gut reicht nicht, man muß reich werden in Gott,
sonst ist man jämmerlich betrogen. Auch die Ehre dieser
Welt kann ihr Sehnen nicht stillen. Alles, was diese Welt
zu bieten hat, läßt leer und unbefriedigt, weil alles
vergänglich ist. Die Seele braucht Ewiges, sie muß Gott
selbst haben. Man geht völliger Verarmung entgegen, wenn man
den Weg antreten muß, wo man nichts mitnehmen kann, außer was
man in sich trägt. Da wird die Torheit offenbar. Der reiche
Bauer erblickte im irdischen Gut sein eigenstes Besitztum.
Er vergaß, daß uns alle sichtbaren Güter nur geliehen und
anvertraut sind. Er sagt sehr bezeichnend: meine Früchte,
meine Scheunen, meine Güter, was mir gewachsen ist. Er
ist der Eigentümer, er will alles nur für sich haben und
genießen. Törichte Kurzsichtigkeit! Jünger Jesu sehen sich
nur als Haushalter der irdischen Güter an, die sie im Sinne
des Meisters zu verwalten haben. Das Geld ist nicht ihr
Eigenstes, es ist etwas Fremdes, das sie treu zu verwalten
haben, damit ihnen zuteil werden kann, was ihnen eigentlich
zukommt, nämlich das ewige Leben, zu dem sie geschaffen
sind. Das irdische Gut ist nur ein Scheingut, es ist etwas
Wesenloses. Wohl dem, der nach wesenhaftem, wahrhaftigem
Besitz trachtet, den man im Sterben mitnehmen kann! Das ist
wahre Weisheit. Da kann man getrost in die Ewigkeit gehen.
O Herr, gib meiner Seele Leben,
durchdringe sie mit deinem Geist!
Laß mich durchaus an nichts mehr kleben,
was eitel ist und irdisch heißt!
O würd' ich doch, Herr, noch allhier ein Herz und Seel',
ein Geist mit dir!