Lk 12,15
W.MacDonald
»Sehet zu, und hütet euch vor aller Habsucht.« Lukas 12,15
Habsucht ist die übermäßige Begierde nach Reichtum und
Besitz. Es ist eine Sucht, welche die Menschen in ihren Bann
schlägt, so daß sie immer mehr und mehr haben wollen. Es ist
ein Fieber, das sie dazu treibt, Dinge zu begehren, die sie
in Wirklichkeit gar nicht brauchen. Wir sehen Habsucht bei
dem Geschäftsmann, der nie zufrieden ist. Er sagt, daß er
aufhören will, wenn er einen bestimmten Betrag angehäuft
hat, aber wenn es soweit ist, ist er begierig nach mehr. Wir
sehen es bei der Hausfrau, deren Leben eine ununterbrochene
Einkaufstour ist. Sie rafft und hortet Tonnen von Kleinkram,
bis ihr Speicher, die Garage und der Keller aus allen Nähten
platzen. Wir sehen es in der Tradition der Weihnachts- und
Geburtstagsgeschenke. Jung und Alt beurteilen den Erfolg des
Festes nach der Höhe der Beute, die sich angehäuft hat. Wir
sehen es bei der Übergabe eines Erbes. Wenn jemand stirbt,
dann vergießen die Verwandten und Bekannten eine formelle
Träne, um sich dann wie Geier auf die Beute zu stürzen, wobei
oft noch ein kleiner Bürgerkrieg daraus entsteht. Habsucht
ist Götzendienst (s. Epheser 5,5; Kolosser 3,5). Sie setzt
den Eigenwillen an die Stelle des Willens Gottes. Sie drückt
Unzufriedenheit mit dem aus, was Gott gegeben hat, und ist
entschlossen, mehr zu bekommen, egal, was es auch kosten mag.
Habsucht ist eine Lüge, weil sie den Eindruck erweckt, als
könnte das Glück im Besitz materieller Güter gefunden werden.
Es gibt eine Geschichte von einem Mann, der alles haben
konnte, was er wollte, indem er es sich einfach wünschte. Er
wünschte sich ein Landhaus, Diener, einen Cadillac, eine
Yacht und - Simsalabim! - alles war da. Anfangs machte es
großen Spaß, aber als ihm allmählich keine neuen Ideen mehr
einfielen, wurde er unzufrieden. Schließlich sagte er: »Ich
möchte hier weg. Ich möchte etwas schaffen, etwas leiden.
Ich möchte lieber in der Hölle sein als hier.« Sein Diener
antwortete: »Was glauben Sie wohl, wo Sie sind?« Habsucht
verführt die Menschen dazu, Kompromisse zu schließen, zu
betrügen und zu sündigen, um zu bekommen, was sie wollen.
Sie disqualifizieren einen Mann von der Führungsposition in
der Gemeinde (1. Timotheus 3,3). Ronald Sider fragt: »Wäre
es nicht biblischer, Menschen, deren gieriges Habenwollen sie
zu 'finanziellem Erfolg' geführt hat, mit Gemeindezucht zu
belegen, anstatt sie zu Ältesten zu wählen?« Wenn Habsucht
zu Veruntreuung, Erpressung oder anderen öffentlichen
Skandalen führt, dann verlangt sie den Ausschluß des
Betreffenden aus der Gemeinde (1. Korinther 5,11). Und
wenn Habsucht nicht bekannt und aufgegeben wird, führt sie
letztendlich zum Ausschluß vom Reich Gottes (1. Korinther
6,10).