Lukas

Lk 8,37 A.Christlieb Drei Adventshindernisse

2. Das Hindernis in der Stadt der Gadarener Lukas 8, 37

»Und es bat ihn die ganze Menge des umliegenden Landes der Gadarener, daß er von ihnen ginge; denn es war sie eine große Furcht angekommen. Und er trat in das Schiff und wandte wieder um.«

Jesus ist in die Gegend der Gadarener gekommen. Er heilt dort einen Besessenen. Bei dieser Heilung findet eine Herde von Säuen, in welche die von dem Menschen ausgetriebenen Teufel fahren, ihren Untergang (V. 33). Die Bewohner der Stadt kommen und sehen beides: die herrliche Heilung des Besessenen und den Verlust eines irdischen Vorteils durch das Ertrinken der Schweine. Wie stellen sich nun jene Leute zu der Ankunft Jesu in ihrer Gegend? Benutzen sie diese besondere Segenszeit richtig? Nein! Vielmehr bitten sie Jesus, daß er von ihren Grenzen weiche.

Was hindert die Bewohner, den Segen der Ankunft Jesu recht zu empfangen? Es ist nicht nur die abergläubische Furcht vor einer höheren Macht, die sie verlangen läßt: »Jesus, geh weiter!« Sie fürchten vor allen Dingen für ihr vergängliches Hab und Gut. Sie haben Sorge, daß noch mehr Verlust entstehen könnte bei einem längeren Verbleiben Jesu an ihrem Ort. Welch eine törichte Furcht! Jesu Nähe bringt doch unaussprechlichen Segen und Gewinn ein. Jesu Gegenwart gibt Ruhe und vertreibt die Furcht aus dem Herzen. Seine Einladung und sein Versprechen heißen: »Ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen« (Matth. 11, 29).

Aber die Gadarener lassen sich von einer falschen Furcht um ihr Besitztum bewegen, den Segen fahren zu lassen. Es findet hier geradezu eine seltsame Umkehrung statt: Der unvernünftige Besessene wird der einzig vernünftige und kluge Mensch in jener Gegend; denn er bittet, daß er für immer in der Gemeinschaft mit Jesus bleiben dürfe (V. 38). Die vorher vernünftigen Gadarener, die wahrscheinlich verächtlich auf den Besessenen geblickt haben, wie er nackt umherlief und beiden Gräbern hauste (V. 27)- sie sind jetzt die wahrhaft Unvernünftigen. Indem sie Jesus bitten fortzugehen, lassen sie die höchste Weisheit und den größten Gewinn fahren.

Vielleicht sagt mancher, der sich Christ nennt: »Niemals würde ich eine solche Bitte ausgesprochen haben, daß Jesus von meinen Grenzen weiche.« Aber im praktischen Verhalten ist ihm der äußere Gewinn oder Verlust wichtiger als die Nähe Jesu und seine Gemeinschaft. Gott bewahre uns vor diesem Adventshindernis des falschen Hängens am irdischen Gut und Besitz!



siehe auch 1. Das Hindernis im Markt der Samariter -> Lukas 9, 52 f. 3. Das Hindernis in Bethanien -> Lukas 10, 40