Lk 8,15
C.Eichhorn
Volle Entfaltung des Lebens
Die auf dem guten Land sind, die das Wort hören und behalten
in einem feinen und guten Herzen und bringen Frucht in
Geduld. Luk. 8, 15
"Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren": die es
hören, nicht nur mit dem äußern Ohr, sondern mit dem inneren
Ohr des Herzens und Gewissens und dann - es auch bewahren und
nicht wieder verlieren! Hat ein Gotteswort dich innerlich
berührt und erfaßt, dann hüte dein Herz mit allem Fleiß! Die
Vögel kommen sonst und picken den Samen auf. Es sind die
Flattergedanken, die uns um allen Segen bringen, es sind
geschwätzige Menschen, die uns zerstreuen und zu keiner
Sammlung kommen lassen. Gehe still deiner Wege und suche die
Stille auf! Denke weiter über das Gehörte nach, vor allem
aber bete darüber! Dann vertiefen sich die Eindrücke. Der
Same wurzelt ein und entwickelt sich zum Halm, aus dem
zuletzt die Frucht sproßt. Ein feines, gutes Herz ist also
ein achtsames, das mit den Eindrücken von oben sorgfältig
umgeht. Es ist das Gegenteil von einem löcherigen Gefäß.
Eine Marienseele behält die gehörten Worte. Warum? Weil sie
sie immerfort in sich bewegt. Das einzig unfehlbare Mittel
gegen Vergeßlichkeit besteht darin, daß man beständig an eine
Sache denkt. - Wie schärft es uns doch die Bibel ein, die
Gottesworte treulich zu bewahren! "Schreibe sie über die
Pfosten deines Hauses beschäftige dich mit ihnen, wenn du
in deinem Hause sitzt oder auf dem Weg gehst, wenn du dich
niederlegst oder aufstehst! Binde sie an deine Hand, daß du
sie immer vor dir hast, und sie sollen dir ein Denkmal vor
deinen Augen sein!" (5. Mose 6, 6 - 9). Das Leben mit
seinen Geschäften und Anforderungen bringt Zerstreuung genug.
Suchen wir doch mitten im Alltag einige Minuten zur Einkehr
und Sammlung zu gewinnen. Wie oft läßt man sich unnötig
zerstreuen und plaudert sich und andere leer! Laßt uns doch
unsere Taschenbibel oder das Neue Testament bei uns tragen,
um immer wieder ein Gotteswort ins Herz zu fassen! Das Wort
Gottes hat die Eigenschaft, daß es nur schmackhafter wird, je
mehr wir davon genießen. Menschliches Wort bekommt man satt,
wenn es gar so oft ins Ohr fällt. - Aus dem Hören des Wortes
Gottes kommt der Glaube, aus dem Glauben die Frucht eines
neuen Lebens und Wandels. "Wer von dem Worte Gottes redet" -
es ist das unhörbare Reden oder Sinnen des Herzens gemeint -
"Tag und Nacht, der ist wie ein Baum, gepflanzt an den
Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu rechter Zeit, und
was er macht, das gerät wohl" (Ps. 1, 2.3). - Beharrlich
das Wort im Herzen tragen und beharrlich Frucht bringen,
darin besteht das ganze Christentum. Solch treue Seelen
bekommen immer mehr Hunger nach dem Wort. Wer da hat, dem
wird gegeben, daß er die Fülle habe.