Lk 8,14
C.Eichhorn
Ersticktes Leben
Das aber unter die Dornen fiel, sind die, so es hören und
gehen hin unter den Sorgen, Reichtum und Wollust dieses
Lebens und ersticken und bringen keine Frucht. Luk. 8, 14
Keine Frucht: niederschlagendes Ergebnis! Es fängt so
verheißungsvoll an und endet jämmerlich. Wieviel
Enttäuschungen muß der Höchste erleben! Er läßt es
seinerseits an nichts fehlen, aber oft kommt er doch nicht zu
seinem Ziel. "Ich wartete, daß er Trauben brächte, aber er
brachte Herlinge" (Jes. 5, 1 - 4). Er ist nicht schuld.
Der Fehler liegt auf der Menschen Seite. Sie empfingen den
guten Samen, aber sie bereiteten ihr Inneres nicht gründlich
für ihn zu. Sie roden das Unkraut nicht aus. Oberflächlich
ja. Aber die Wurzeln bleiben stecken. Und nun geht das
Unkraut mit auf und erstickt den guten Samen. - Sorgen,
Reichtum, Wollust sind die gefährlichen Feinde des guten
Samens. Wie oft haben sie schon den Sieg davongetragen! Das
Unkraut ist zäher und hat mehr Widerstandskraft als die edlen
Gewächse. Es gedeiht ohne Pflege. Die edlen Gewächse
bedürfen einer schützenden, pflegenden Hand, sonst verkümmern
sie. So ist es auch im inneren Leben. Das Böse in uns ist,
an sich betrachtet, stärker als das Gute. Nur wenn die
hegende, pflegende, bewahrende Gnade immerfort am Werk sein
kann, kommt das Gute in uns empor. Lassen wir das Böse
gewähren, so hat es schnell die Oberhand. Da muß es heißen:
rein ab, mit der Wurzel! Das Gnadenwerk in uns kann sich
nicht entfalten neben dem weltlichen und verwerflichen Wesen.
Die Gnade muß ausschließlich in uns Raum bekommen. Sonst
geht das Geisteswerk unter. - Sie gehen unter den Sorgen,
Reichtum und Wollust dahin. Das "unter" beachte wohl! Wenn
wir diese Feinde nicht unter unsere Füße kriegen, dann
unterjochen sie uns. Jedes Nachgeben ist verhängnisvoll. Im
Evangelium Matthäus lesen wir vom "Betrug" des Reichtums.
Das Geld lockt und bietet herrliche Aussichten. Was kann man
nicht alles fertigbringen, wenn man Geld hat! Aber man ist
betrogen. Das Geld bringt uns um Gott, das allein wahrhafte
und wesenhafte Gut. Es bringt uns um unsre Seligkeit, um das
ewige Leben. Betrogene Seelen, die sich ans Geld hängen!
Und ebenso ist es mit der Wollust, Üppigkeit und Weltleben.
Es ist nur eine zeitliche Ergötzung, welche die Sünde
gewahrt, und dann folgt ewiger Jammer. - "Sie ersticken."
Das geistliche Leben geht unmerklich zurück. Der Eifer
erlahmt, die Lust am Wort schwindet. Allmählich löscht
das Leben aus. Kürzlich traf ich eine Seele, die unter
schwerer Herzaffektion nach Luft rang. Sie war vor vielen
Jahren erweckt, aber vom Wühlgeist erfaßt worden. Durch
Überarbeitung war Herzschwäche eingetreten. Es war mir ein
Bild der Seele. Ihr geht auch der Atem aus, wenn sie sich in
das Gewühl des Irdischen und in die Umschlingungen der Lüste
hineinziehen läßt. Sie braucht Himmelsluft und Licht, wenn
sie gedeihen soll. Gönne sie deiner Seele!