Lk 7,48
J.Kroeker
Von der Reichsgottesoffenbarung im Sohn.
"Und Er sprach zu ihr: Dir sind deine Sünden vergeben! Da
fingen die Tischgenossen an bei sich selbst zu sagen: Wer
ist der, dass er auch Sünden vergibt?" Luk. 7,48 f.
Wie königlich war doch Jesu Verhalten der Sünde gegenüber.
So stark die Sünde den Menschen auch von Ihm und dem Nächsten
trennte, die Sünde trennte jedoch nicht Ihn vom Menschen. Er
spricht zur Samariterin am Jakobsbrunnen, Er tritt in das
Haus eines Zöllners, Er deckt die Sünderin zu seinen Füßen,
Er setzt sich zu den Zöllnern und Sündern, Er verspricht
einem Verurteilten das Paradies seines Vaters. Welch eine
Welt war das, die Ihm diese Vollmacht gab? Er lebte in der
Welt des Vaters, daher fürchtete Er die Verunreinigung durch
die Sünde des Nächsten nicht.
Das ist eine königliche Stellung auch der Sünde gegenüber.
Auch der Sünde gegenüber behält Er sich das Recht der
persönlichen Entscheidung vor. Sie bestimmt nicht Ihn,
Er bestimmt über sie. Er spricht zu dem Gichtbrüchigen:
"Mensch, dir sind deine Sünden vergeben!" Und zur Sünderin
zu seinen Füßen sagt Er: "Gehe hin, sündige hinfort nicht
mehr!" Für Ihn gibt es kein Nicht-vergeben-können! Gäbe es
ein solches, dann wäre sein absolutes königliches Können
der Sünde gegenüber in Frage gestellt. Wenn so viele
in seinen Tagen - und die Menschheit bis heute - ohne
Vergebung bleiben, so geschieht es nicht, weil die Sünde
Ihn vom Menschen trennt. Er hat sie bis zu ihrer letzten
Scheußlichkeit und Bosheit unter die Vergebung seines Vaters
gestellt und damit seine königliche Stellung ihr gegenüber
für immer geoffenbart. "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen
nicht, was sie tun!" Er hat den Weg zum Menschen auch über
dessen Sünde hinweg gefunden.
Die Sünde trennt aber den Menschen von Ihm. Und da
der Mensch in seinem Unglauben vor Ihm und seiner
Reichsgotteswelt flieht, wenn Er sich ihm offenbaren will,
daher bleibt er unter dem Druck seiner Schuld und in der
Knechtung durch die Sünde. Denn auch in der Vergebung bleibt
Er der Erlöser. Er stellt auch seine Heilandsmission unter
seinen königlichen Adel. Er kann mit seiner Rettung warten,
bis der Mensch in seinem inneren Bankrott nach einem Retter
ruft. Er drängt sich denen nicht auf, die noch wie der
jüngste Sohn im Gleichnis mit den vom Vater empfangenen
Gütern auch ohne Ihn auskommen. So stark die Liebe des
Vaters auch auf die Heimkehr des Sohnes wartet, sie
erzwingt keine unfreiwillige Heimkehr und keine ablehnende
Tischgemeinschaft im Vaterhaus. Der Vater will nur eine
Gemeinschaft auf Grund einer freiwilligen Hingabe an seine
Liebe.