Lk 7,42
Ch.Spurgeon
"Da sie aber nichts hatten zu bezahlen, schenkte er es
beiden. Welcher von ihnen wird ihn nun am meisten lieben?
Simon antwortete und sprach: Ich vermute der, dem er am
meisten geschenkt hat." Lukas 7,42-43
Diejenigen, denen am meisten vergeben wurde, sollten am
meisten lieben.
Wo die Sünde offenbar, handgreiflich und nicht zu leugnen
gewesen ist, bringt die Vergebung eine tiefe Liebe hervor.
Du darfst in der ersten Reihe stehen und Jesus am meisten
lieben.
Aber ich will euch nicht zu dieser besonderen Dankbarkeit
auffordern, ohne für mich selbst darum zu kämpfen.
Einige von uns sehen die Verpflichtung, den Herrn Jesus am
meisten zu lieben, aus einem anderen Grund; denn obwohl wir
nie offenbare Gottlose oder Trunkenbolde gewesen sind oder
unmoralisch gelebt haben, so haben wir doch eine gleich
große Schuld zu bekennen. Wir haben wider besseres Wissen
gesündigt, gegen frühere Überzeugungen, gegen eine geheiligte
Erziehung, gegen besondere Gunsterweisungen Gottes. Darum
nehmen wir beschämt den niedrigsten Platz ein, indem wir uns
mehr als alle andern verpflichtet fühlen, Gottes Gnade zu
preisen.
Ich sagte einmal in einer Predigt, daß ich von allen, die
einmal in die Herrlichkeit eingehen, der größte Schuldner
der göttlichen Gnade sei und darum auch am lautesten
singen würde.
Als ich von der Kanzel herunterkam, sagte eine alte Dame zu
mir: "Sie haben in Ihrer Predigt einen großen Fehler gemacht.
Sie sagten, daß Sie im Himmel am lautesten singen würden.
Aber das wird nicht geschehen, denn ich verdanke der
göttlichen Gnade mehr als Sie. Ich war eine große Sünderin,
und mir ist viel vergeben worden; und darum werde ich Gott
noch mehr preisen als Sie."
Ich wollte es nicht zugeben, aber ich schwieg still. Ich
konnte ihr den ersten Platz lassen und ihn gleichzeitig auch
für mich beanspruchen. Ihr hoffe, daß ihr alle den Herrn
mehr liebt als ich, und doch will ich freiwillig von
niemand von euch in der Liebe zu Jesus übertroffen werden.