Lukas

Lk 4,26 C.H.Spurgeon Gottes Gnade.

Dies ist die Sprache des Gesetzesmenschen: "Ist nicht Gott der Vater aller Menschen? Sind wir nicht alle seine Kinder? Diene ich nicht meinem Vater ebensogut? Man sollte keinen solchen Unterschied machen. Ich bin gerade so gut wie du. Du Isaak bist zwar Lieblingskind deiner Mutter Sara, aber meine Mutter Hagar ist so gut wie deine." Auf ähnliche Weise reden alle, die auf eigene Werke vertrauen. Sie sagen, wir sind beide gleich, was den Charakter betrifft, folglich wäre es ungerecht, wenn der eine verlorenginge und der andere gerettet würde.

Viele hassen die Predigt von der freien Gnade, und halten sie für lieblos und unerträglich; andere wähnen, der Prediger wolle damit nur nach Volksgunst streben, als ob Jesus in Nazareth beim Volk beliebt geworden wäre wegen seiner Lehre von der Gnadenwahl (Luk. 4, 26.), während sie ihn doch den Hügel hinabstürzen wollten, weil der den jüdischen Stolz demütigen und die Nazarener zu armen Sündern vor Gott machen wollte.

Du armer Gesetzesmensch, der du zu deiner Rettung vom Tod dich auf deine Werke und nicht auf die freie Gnade Gottes verlassen willst - du wirst nicht einen Fuß breit empfangen von dem Erbe Kanaans an dem großen Tag, da Gott den Söhnen Jakobs ihr Erbteil austeilen wird. Aber wenn du ein armer Isaak, ein armer, schuldiger und zitternder Sünder bist, und wenn du sagst: "Ismael hat seine Hand voll, aber ich bringe nichts in meiner Hand, sondern hange einfach am Kreuze Christi;" wenn du sagst: "Ich bin nichts, aber Jesus Christus ist mein Alles in allem;" wenn du alle Werke des Fleisches hinter dich wirfst und bekennst: "Ich bin der vornehmste der Sünder, aber ich bin ein Kind der Verheißung, und Jesus starb für mich," dann sollst du ein Erbteil haben, um das dich alles ismaelitische Gespött der Welt nicht bringen und das von den Söhnen der Hagar nicht vermindert werden kann. Du magst bisweilen verkauft und nach Ägypten gebracht werden, aber Jesus wird seinen Joseph und Isaak zurückbringen und sie zur Herrlichkeit erheben und setzen zur rechten Hand Christi.

Ach! welche Bestürzung wird dann in der Hölle sein, wenn Leute, die äußerlich gut waren, dorthin gehen müssen. "Herr!" sagt einer, der zur Hölle geht, "muß ich in diesen abscheulichen Kerker wandern? Habe ich nicht den Sabbat gehalten? Habe ich je in meinem Leben geflucht und geschworen? Muß ich in die Hölle gehen? Ich habe den Zehnten von aller meiner Habe gegeben; ich bin getauft worden, ich ging zum Abendmahl, ich bin immer ein guter Mensch gewesen. Es ist wahr, ich glaubte nicht an Christus; aber ich dachte nicht, daß ich Christus nötig hätte, denn ich hielt mich für zu gut und ehrenhaft; soll ich nun in der Hölle Kerker eingeschlossen sein?" Ja, wird die Antwort sein, und unter den Verdammten sollst du den Vorzug haben dafür, daß du Christum am meisten verachtet hast.