Lk 4,6
J.Kroeker
Von unseren Versuchungen.
"Und der Teufel sprach zu Ihm: Dir will ich alle die
Herrschaft und ihre Herrlichkeit übergeben; denn sie ist
mir übergeben und ich gebe sie, wem ich will." Luk. 4,6.
Satan wusste, dass die Welt nicht sein absolutes Eigentum
sei. Sie gehört ihm nur insoweit, als sie ihm von höherer
Hand übergeben worden ist. Gott hat die Welt wohl dem Satan
übergeben, aber nicht damit er sie ewig besitze und knechte.
Er ist zwar nach Christi eigenen Worten "der Fürst dieser
Welt" und nach den Worten des Apostels "der Fürst, der in der
Luft herrscht", "der Gott dieser Welt", der denen, die ihm
dienen, "seine Kraft, seinen Stuhl und große Macht" zu geben
imstande ist. Er hat mithin nicht ein absolutes, wohl aber
ein relatives, beschränktes Recht zu sprechen: "und ich gebe
sie, wem ich will."
Satan war also bereit, viel zu geben. Wie Gott, hat auch er
Segnungen, die dem Menschen geben, was diesem besonders
begehrenswert erscheint. Wie der König von Babylon einst
befahl, den in die Gefangenschaft gebrachten jüdischen
Jünglingen täglich zu geben von der Tafelkost des Königs,
so lässt er als "Fürst dieser Welt" auch uns gerne essen
von seinem Tisch und trinken von seinem Wein.
Sollte er uns auch die ganze Welt geben, so könnte das doch
nie unser leeres Herz ausfüllen. Die Welt besitzen um den
Preis, hinfort ohne Gott zu sein, die Welt würde für uns zu
einer Hölle werden! Mithin sind alle Versprechungen des
Feindes Lüge und Betrug. Er kann als Satan nicht anders als
satanisch lohnen. Alle uns von ihm in Aussicht gestellten
Segnungen bedeuten für uns Knechtschaft und Verderben.
"So du niederfällst und mich anbetest!" das war der von ihm
verlangte Preis. Der Sohn Gottes sollte die Welt gewinnen
und dabei seinen Vater verlieren. Wohl sollte er herrschen,
aber auf Kosten seines Abfalls von Gott. Satan geht hier
aufs Ganze. Aus der Welt Gottes will er den Sohn in seine
Welt ziehen. Gelingt ihm das, dann geht sie ihm und seinem
Geiste und letzthin auch seiner Herrschaft nicht verloren.
Auch wenn er sie an Christus verschenkt. Beugt sich erst der
Geist des Sohnes vor seinem Geiste, nimmt erst der Sohn sein
zukünftiges Erbe aus der Hand des Fürsten der Finsternis,
dann ist Jesus nicht mehr der Sohn, der die Welt für eine
neue Gottesherrschaft zu erlösen vermag.
In den vorigen Versuchungen hatte der Versucher seine
satanische Absicht, sich auch zum Gott des Christus zu
erheben, nicht durchblicken lassen. In der Wüste war er
gekommen als ein "Freund in der Not". Auf der Zinne des
Tempels wird er zum Theologen. Er legt dem Herrn die Schrift
aus. Hier auf dem Berge bietet er Ihm die Krone an. Aber
nur um den Preis, dass Christus anstatt im Geiste seines
Vaters, die Welt im Geiste des Fürsten dieser Welt übernehme.