Lk 3,4
C.H.Spurgeon
,,Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet
den Weg des Herrn, und machet seine Steige richtig."
Lk. 3, 4.
Die Stimme in der Wüste forderte einen Weg für den Herrn, einen
bereiteten Weg, und einen in der Wüste bereiteten Weg. Ich
möchte gern meines Herrn Aufforderung nachkommen, und Ihm eine
Bahn bereiten in mein Herz, einen Weg, der zubereitet ist durch
die Wirkungen der Gnade, auf daß er die Wüste meines natürlichen
Wesens zugänglich mache. Die vier auf unsre Schriftstelle
unmittelbar folgenden Andeutungen verlangen daher unsre
ganze Aufmerksamkeit.
Alle Täler sollen voll werden. Alle Gedanken, wodurch Gott
verunehrt und geschmäht wird, müssen wir fahren lassen;
Zaghaftigkeit und Zweifel müssen wir verbannen, allen
selbstsüchtigen und weltlichen Lüsten müssen wir den Abschied
geben. Durch alle diese Tiefen und Täler muß eine herrliche
Gnadenstraße erbaut werden.
Alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden. Die eitle
Selbstgenügsamkeit des Geschöpfes, die ruhmredige
Selbstgerechtigkeit muß abgetragen werden, damit für den König
aller Könige eine ebene Straße entstehe. Denn der Herr hat acht
auf die Demütigen, und gehet ein zu denen, die ein geängstetes
und zerschlagenes Herz haben.
Was krumm ist, soll richtig werden. Das wankende und schwankende
Herz bedarf einer geraden Straße, die entschieden und bestimmt
zu Gott und zu einem gottgeheiligten Wandel hinführt.
Unentschiedene Menschen will Gott der Wahrhaftige weder kennen
noch anerkennen. Meine Seele, habe acht darauf, daß du in allen
Dingen ehrlich und wahrhaftig seiest, als vor dem Angesicht
Gottes, der Herzen und Nieren prüft.
Was uneben ist, soll gerade werden. Steine des Anstoßes und
Felsen der Ärgernis, welche die Sünde uns in den Weg legt,
müssen hinweggeschafft, die Dornen und Disteln der Empörung
wider die göttliche Ordnung müssen ausgereutet werden. Ach, daß
noch diesen Abend der Herr in meinem Herzen seiner Gnade einen
Weg bereitet fände, damit Er im Triumph durch die fernsten
Grenzen meiner Seele einziehe!
C.Eichhorn
Heraus aus den Tiefen!
Bereitet den Weg des Herrn! Die Täler sollen voll werden.
Luk. 3, 4.5
"Ihr dürft euch nicht bemühen, wie ihr ihn wollet ziehen mit
eures Armes Macht. Er kommt, er kommt mit Willen, ist voller
Lieb' und Lust, all Angst und Not zu stillen, die ihm an euch
bewußt." Wir brauchen Christus nicht vom Himmel herabzuholen.
Er ist gegenwärtig im Wort, das uns verkündigt wird. Er ist
bereit, bei jedem einzukehren. Es müssen nur Hindernisse
beseitigt werden, die seinen Einzug unmöglich machen. Diese
Hindernisse müssen uns zuerst von oben gezeigt werden. Aber
wir müssen auch bereit sein, sie wegzuräumen. - Da sind
zuerst die Täler. Merkwürdige Widersprüche begegnen uns im
menschlichen Wesen. Auf der einen Seite falsche Höhen und
dann wieder Gesunkenheit! Der Mensch, der sich so viel
einbildet, wirft sich auf der andern Seite wieder so weg,
erniedrigt sich in bodenloser Gemeinheit, versinkt in
traurige Laster. Wie würdigt er sich herab durch tierische
Lust! So lange er noch gern in diesen finstern Tälern weilt,
kann Jesus nicht einziehen. Es muß ein Schrei in der Seele
laut werden: Wer rettet mich aus diesen schauerlichen Tiefen?
Ein aufrichtiger Entschluß muß gefaßt werden, von den
schlüpfrigen Wegen abzulassen, die im Sumpf enden. Dann
kann Jesus nahen, dem Gesunkenen die Hand reichen und ihn
emporziehen aus der Tiefe. Ist es dir recht, wenn Gottes
Wort in diese häßlichen Abgründe hineinleuchtet und die
Sünden der Unzucht straft? Oder ist es dir peinlich und
widerwärtig, wenn dieser Punkt berührt wird? Dann ist der
Schmutz doch dein Lieblingsbereich. Es kann dir Jesus noch
nicht nähertreten. Wer die Unreinheit liebt, haßt Jesus. -
Neben der Tiefe der Unreinheit sind die Niederungen des
irdischen Sinnens und Trachtens, die Täler des Sorgens, des
Wühlens im Erdenstaub. "Die Herzen in die Höhe" heißt der
uralte Zuruf vor der Feier des heiligen Abendmahls. Wer
ganz versunken und vergraben ist in seine irdischen
Angelegenheiten, ganz aufgeht in Gelderwerb und Geschäften
und nichts Höheres anstrebt, der versperrt dem Heiland den
Weg. Wer so zugedeckt ist vom vergänglichen Zeug, der muß
herauswollen aus der dumpfen Stickluft, emportrachten nach
den sonnenbeschienenen Höhen, wo reine und belebende
Atmosphäre herrscht. Nur dann ist Jesu der Weg gebahnt. -
Endlich gibt es auch Tiefen der Verzagtheit, des Trübsinns,
mit andern Worten: des Unglaubens oder doch des
Kleinglaubens. Da liegt man drunten und ist so
niedergedrückt, seufzt und jammert, wühlt im Schmerz herum,
bohrt sich in sein Weh hinein und versinkt immer tiefer in
jene Traurigkeit, von der die Schrift sagt: sie wirkt den
Tod. Denn sie endet in der Nacht der Bitterkeit, des Trotzes
und der Verzweiflung. Blicke doch einmal auf! Ein Erlöser
ist auch für dich da. Er liebt und sucht dich. Fasse Mut
und Vertrauen! Schäme dich deines Kleinmuts!