Lk 2,25
A.Christlieb
Und da die Eltern Jesu das Kind in den Tempel brachten, nahm
Simeon es auf seine Arme und lobte Gott. Luk. 2, 25 ff.
Wir wollen die ergreifende Gestalt des greisen Simeon
betrachten. Da steht er vor uns in der Beschreibung der
Heiligen Schrift: Der ,,wartende" Simeon. Er hatte keinen
hohen Titel. Er war nur ,,ein Mensch zu Jerusalem". Aber er
hatte eine hohe adelige Gesinnung: Er wartete auf den Trost
Israels. Er schaute nicht aus nach einer Verbesserung der
äußeren Lage, sondern nach dem Kommen des Heilandes. -
Geht dahin auch unser Sehnen? - Simeon war erfüllt mit
Zuversicht. ,,Ihm war eine Antwort zuteil geworden von dem
Heiligen Geist!" Welch köstliche Gabe! Gott machte ihn
gewiß, er würde das Kommen des Messias erleben. - Wenn unser
Herz auf Gott und sein Wort schaut, empfangen auch wir
Antwort, Klarheit und Gewißheit zur rechten Zeit. -
Zu einer bestimmten Stunde verspürte Simeon den inneren
Trieb, in den Tempel zu gehen. Er folgte diesem Zug und
erlebte die köstlichste Stunde seines Lebens. - Wer solchem
Wirken des Geistes folgt, darf Glaubenserfahrungen machen,
die anderen Menschen versagt bleiben. - Simeon erblickt das
Jesuskind. Auf den ersten Blick sieht er: Das Kind armer
Leute. Aber - Gott öffnet ihm die Augen: ,,Meine Augen
haben deinen Heiland gesehen!" Nun darf Simeon in Frieden
dahinfahren. - Viele Menschen feiern Weihnachten in tiefster
Betrübnis. Tränen füllen die Augen. Der Glanz der Kerzen
weckt wehmütige Erinnerungen. Es fehlt der liebe Vater,
der Sohn, die Mutter, die Tochter, es fehlt der Glanz des
früheren Wohlstandes... Wenn uns aber Gott die Glaubensaugen
berührt, wenn wir in Jesus unseren ,,Heiland" sehen, der heil
machen kann das zerbrochene Herz, dann lehrt Gott uns auch
das Simeonslied, das ewig nie verstummt. Dann geht von uns
auch ein Leuchtglanz aus in unsere Umgebung, und wir können
wie Simeon segnen, die um uns her sind.