Lk 2,11
J.Kroeker
Von unserer Erlösung.
"Denn euch ist heute ein Retter geboren, welcher ist
Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum
Zeichen: Ihr werdet finden ein Kindlein in Windeln gewickelt
und in einer Krippe liegend." Luk. 2,11 f.
Die Krippe ist das Bild der Menschlichkeit, der Niedrigkeit,
der Ohnmacht, der Selbstentäußerung. In diese stieg Jesus.
Jesu Geschichte beginnt in der Krippe. Er entäußerte sich
selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein
anderer Mensch und an Gebärden wie ein Mensch erfunden. Wer
konnte ahnen, dass der, den alle Himmel nicht fassen können,
Raum in einer Krippe habe? Wer konnte ahnen, dass das größte
weltgeschichtliche Ereignis, die Welterlösung, in der Krippe
ihren geschichtlichen Anfang nehmen wurde?
Wohl erwarteten die Gläubigen in Israel auf den neuen
Durchbruch des Reiches Gottes auf Erden, auf das Kommen des
Gesalbten für den leeren Thron Davids, auf die so sehnsüchtig
erwartete Erquickungszeit vom Angesichte des Herrn. Wohl
schaute man da und dort - auch unter den Nationen - aus nach
dem aufgehenden Stern aus dem Hause Israel, nach dem Manne
der Gerechtigkeit, unter dessen Zepter auch die seufzenden
Nationen Heil und Rettung finden würden. Niemand ahnte aber
und niemand erwartete den Anbruch dieser neuen Heilszeit in
der Krippe. Wohl in Jerusalem, aber nicht im Stall zu
Bethlehem, suchten die Weisen aus dem Morgenland den
neugeborenen König der Juden, dessen Stern sie gesehen
hatten. In ihrem Suchen spiegelte sich das Suchen der ganzen
alten Welt wieder. Es ist bezeichnend auch für unser Suchen.
Nur eine kleine Schar unter dem Volke Gottes sah in dem
Kindlein von Bethlehem den Eingeborenen des Vaters voller
Gnade und Wahrheit. Und auch diese kleine Schar hätte der
Heiland der Welt und Messias Israels nie in der Krippe
gesucht, wenn sie nicht durch das Licht von oben darauf wäre
aufmerksam gemacht worden, was in Bethlehem geschehen sei.
Auch ihr wäre die große göttliche Tat, Gott geoffenbart im
Fleisch, ein Geheimnis geblieben, wenn es ihr nicht zur
rechten Stunde vom Herrn wäre enthüllt worden.
Aber während die Welt nichts ahnte von dem großen Ereignis,
das in Bethlehem geschah, und schweigend an ihrem Retter
vorüberging, da schaute diese kleine, gläubige Schar bereits
den Heiland der Welt, den Messias Israels, den König der
Völker, und betete Ihn an als den, der gekommen war, die Welt
zu erlösen von ihren Sünden.
Und selig jene kleine Schar, die auch in unseren Tagen von
Gott erleuchtete Augen hat, und mitten in den Ereignissen der
Zeit das große Werden und Wachsen des Reiches Gottes sieht,
das immer als Kind erscheint, am Kreuze gerichtet wird und
doch berufen ist, zum Heil der Welt dereinst die Krone zu
tragen.