Mk 10,13
Ch.Spurgeon
"Und sie brachten Kindlein zu ihm, damit er sie anrühre; die
Jünger aber schalten die, welche sie brachten." Markus 10,13
Die Jünger unseres Herrn waren eine ehrenwerte Schar von
Männern, die trotz ihrer Mängel dadurch, daß sie mit unserem
Herrn Jesus lebten, sehr sanft und milde geworden sein
müssen. Ich folgere daraus, daß, wenn solche Männer die
Mütter anfuhren, die ihre Kinder zu Christus brachten, dies
eine ziemlich häufige Sünde in der Gemeinde Jesu sein muß.
Ich fürchte, daß der erkältende Frost dieses irrigen
Verhaltens fast überall spürbar ist. Ich möchte keine
unfreundliche Behauptung aufstellen, aber ich denke, wenn wir
uns ein wenig prüften, würden sich viele von uns in diesem
Punkt schuldig fühlen und mit dem Mundschenk des Pharao
sprechen: "Ich gedenke heute meiner Sünde!"
Haben wir die Bekehrung von Kindern ebenso gesucht wie die
Bekehrung Erwachsener? Liegt uns die Bekehrung eines jeden
am Herzen?
Es ist furchtbar, daß der Geist Kains in das Herz eines
Gläubigen eindringen kann, so daß er schließlich sagt: "Soll
ich meines Bruders Hüter sein?" Es ist schrecklich, wenn
wir selbst "das Fette essen" und "das Süße trinken" und die
hungernde Menge umkommen lassen. Wenn ihr euch um das Heil
von Seelen kümmert, ist es unter eurer Würde, bei den
Jungen und Mädchen zu beginnen? Viele denken leider so.
Ich nehme an, daß das Gebaren der Apostel dem Eifer für Jesus
entsprang. Diese frommen Männer dachten, die Kinder würden
den Heiland in seinem Dienst stören. Sie dachten, der Herr
sei mit einer wichtigeren Arbeit beschäftigt, indem er die
Pharisäer zum Schweigen brachte, die Massen belehrte und die
Kranken heilte. War es jetzt Zeit, ihn mit Kindern zu
plagen? Dies mag Eifer für Gott gewesen sein, aber ein
unverständiger.
Gott verhüte, daß wir unsere vorsichtigen Brüder verurteilen!
Zur gleichen Zeit aber wünschten wir, daß sich ihre Vorsicht
zeigte, wo sie nötiger wäre. Von den Kindern wird unserem
Herrn keine Unehre zugefügt. Wir haben weit mehr Ursache,
die Erwachsenen zu fürchten!