Mk 9,23
C.H.Spurgeon
,,Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du könntest glauben."
Mk. 9, 23.
Es hatte ein Mensch einen mondsüchtigen Sohn, welcher von einem
sprachlosen Geist geplagt ward. Der Vater, der Zeuge gewesen
war, wie sich die Jünger umsonst angestrengt hatten, sein Kind
zu heilen, besaß wenig oder keinen Glauben an Christum, und als
man ihm daher sagte, er solle seinen Knaben zu Jesu bringen,
sprach er zu diesem: ,,Kannst Du aber was, so erbarme Dich
unser, und hilf uns." Es war freilich ein ,,Wenn" in der Lage
der Dinge, aber der arme leidende Vater hatte dieses ,,Wenn" am
unrechten Ort angebracht; und darum brachte es der Herr Jesus in
die richtige Ordnung, nicht durch das Verlangen, daß es der
Vater zurücknehmen solle, sondern durch die freundliche und
liebevolle Andeutung: ,,Wahrlich, nicht an meiner Macht, noch an
meiner Bereitwilligkeit zu helfen fehlt's hier, sondern ganz
anderswo." ,,Wenn du könntest glauben; alle Dinge sind möglich
dem, der da glaubet." Des Mannes Vertrauen ward gestärkt; er bat
demütig um Kräftigung seines Glaubens, und sogleich sprach der
Herr Jesus das erlösende Wort, durch welches der Teufel
ausgetrieben und demselben jede Rückkehr abgeschnitten ward.
Hier haben wir etwas Wichtiges zu lernen. Wir sehen oft, wie
dieser Mensch, daß uns irgendwo ein ,,Wenn" im Wege steht, aber
wir kommen beständig in Verlegenheit, weil wir das Hindernis am
unrechten Ort suchen. Wenn Jesus mir helfen kann; wenn Er mir
Gnade schenken kann, die Versuchung zu überwinden; wenn Er mir
vergeben kann; wenn Er mir das Gelingen gibt? Nein, sondern wenn
du glauben kannst, so kann und will Er. Du hast dein ,,Wenn"
unrichtig angewendet. Wenn du aufrichtig vertrauen kannst, so
sollen dir alle Dinge möglich sein, gleichwie Christo alle Dinge
möglich sind. Der Glaube steht in Gottes Macht und ist in Gottes
Majestät gekleidet; er trägt den königlichen Schmuck und reitet
auf dem königlichen Pferde, denn der Glaube ist die Tugend, die
der König gern ehren möchte. Er umgürtet sich mit der herrlichen
Kraft des allwaltenden Geistes, und vermag durch die Allmacht
Gottes alles zu tun und zu leiden. Alle Dinge ohne Ausnahme
sind möglich dem, der da glaubet. Meine Seele, kannst du auch
jetzt deinem Herrn vertrauen?
C.H.Spurgeon
,,Alle Dinge sind möglich, dem, der da glaubet."
Mk. 9, 23.
Manche Bekenner des Christentums werden immer von Furcht und
Zweifeln geplagt, denn törichterweise meinen sie, das gehöre
notwendig zum innern Leben des Gläubigen. Das ist ein Irrtum,
denn ,,alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt;" und es ist
möglich, daß wir zu einem so hochgelegenen Gipfel unsres
Glaubenslebens emporgelangen, daß Furcht und Zweifel hier nur wie
ein verirrter Vogel durch unsre Seele schwirren, aber keine
bleibende Statt darin finden. Wenn ihr von den erhabenen und
lieblichen Erquickungen leset, welche besonders begnadigte
Heilige im Umgange mit dem Heilande genießen durften, so seufzt
und murrt ihr im Kämmerlein eures Herzens: ,,Ach, das erlange
ich nie!" O Freund, klimme mutig empor! Wenn du nur Glauben
hast, so wirst du schon noch die sonnige Zinne des Tempels
erreichen, denn ,,alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt."
Ihr hört von großen Taten, welche heilige Menschen aus Liebe zu
Jesu vollbracht haben; ihr hört von ihrer Seligkeit in Ihm, wie
sehr sie Ihm ähnlich geworden sind, wie sie um seinetwillen
große Verfolgungen erduldet haben; und ihr sprechet: ,,Ach, was
bin doch ich dagegen? ein Wurm; so weit komme ich nie." Aber was
irgend je ein Heiliger gewesen ist, kannst auch du werden. Es
gibt keine Höhe der Gnade, keine geistliche Gabe, keine
Gewißheit der Kindschaft, kein Wunder des Wirkens, das dir nicht
offen stünde, wenn du nur glauben kannst. Ziehe deinen Sack aus,
und reinige dich von deiner Asche, und erhebe dich zur wahren
Würde deiner Bestimmung; du bist klein in Israel, weil du es
sein willst, nicht weil es nicht anders sein könnte. Es ist
nicht schicklich für dich, daß du im Staube gräbst, du Kind des
großen Königs. Erhebe dich! Der goldene Thron der gewissen
Gnaden Davids erwartet dich! Die Krone der Gemeinschaft mit Jesu
liegt bereit, deine Stirn zu umspannen. Kleide dich in Scharlach
und feines Leinen, und lebe täglich herrlich und in Freuden;
denn wenn du Glauben hast, so magst du dich nähren mit fetten
Nieren und Weizen; dein Land wird mit Milch und Honig fließen,
und deine Seele wird sich sättigen mit Mark und Fett. Sammle
goldene Garben der Gnade, denn sie harren dein auf den Gefilden
des Glaubens. ,,Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubet."