Mk 9,8
J.Kroeker
Von seiner bleibenden Gegenwart.
"Und plötzlich, als sie sich umsahen, sahen sie niemand
mehr als Jesum allein bei ihnen." Mark. 9,8.
Auch die Taborstunden auf dem Berg der Verklärung waren
für die Jünger nur ein Durchgangspunkt zu Jesus hin. Die
Herrlichkeit in ihrer sichtbaren Erscheinung wich. Die
Propheten traten zurück. Die Stimme des Vaters schwieg. Sie
wurde vom Ohr der Jünger nicht weiter vernommen. Jedoch Er,
der auch während der Verklärung auf dem Berg der Mittelpunkt
aller Erlebnisse und Erscheinungen gewesen war, blieb. Denn
die Jünger sahen plötzlich niemand mehr als Jesum allein.
Das ist der Zweck und das Ziel aller Offenbarung Gottes.
Wenn Gott segnet, so möchte im Segen Er sichtbar werden.
Sein Segnen soll uns von Fall zu Fall in eine direktere
Gemeinschaft mit sich selbst ziehen.
Wurde uns jedoch der Segen wichtiger als der Segnende, das
Kreuz zum Ersatz für den Gekreuzigten, der Tempel heiliger
als der Herr des Tempels, das Christentum wertvoller als
Christus, die Lehre über den Geist wichtiger als das Wirken
des Geistes, - dann blieb uns zwar die Hülle, die Form, die
Erinnerung, die Kraft aber und das Leben des Göttlichen
entwichen. Gottes Gegenwart und Heil bewirkten zwar den
Segen, niemals aber konnte der Segen auch ohne Gottes
Gegenwart und Wirken in seiner eigentlichen Kraft und
Bedeutung fortexistieren. Er hörte alsbald auf, für uns das
zu sein, was er war, sobald wir durch ihn Gott in seinem
Wirken zu ersetzen suchten. Niemals wurde den Menschen von
Gottes Seite eine Gabe oder ein Segen, damit diese den Geber
ersetzen und sich zwischen Gott und Mensch stellen sollten.
Dies geschieht aber, sobald und sooft der Mensch die Gabe und
den Segen zum Selbstzweck erhebt und sie die Götzen der Seele
werden. Denn alle Götzen trennen. Sie scheiden und stellen
sich zwischen den Menschen und Gott, auch jene, die wir uns
aus einer einstigen göttlichen Segnung schufen. Dann kommt
es dazu, dass eine an göttlichen Segnungen und Gaben so
reiche Gemeinde wie Laodizäa eines Tages nur noch einen
Christus außerhalb der Gemeinde hat, nicht mehr aber
innerhalb derselben. Der überreiche Segen, der einst durch
den in ihr wohnenden und wirkenden Christus gewirkt wurde,
ist ihr genügender Ersatz geworden für Christus selbst. Sie
lebt, - aber vom Segen und nicht vom Segnenden, von Gaben und
nicht vom Geber, vom historischen Gut und nicht aus der Fülle
ihres gegenwärtigen Herrn.