Mk 6,31
W.MacDonald
»Und er sprach zu ihnen: Kommet ihr selbst her an einen öden
Ort besonders... und sie gingen hin an einen öden Ort ...
und viele sahen sie wegfahren und erkannten sie, und liefen
zu Fuß von allen Städten dorthin zusammen und kamen ihnen
zuvor... Jesus... wurde innerlich bewegt über sie.«
Markus 6,31-34
Wir ärgern uns leicht über Unterbrechungen. Ich werde rot,
wenn ich daran denke, wie oft ich mich geärgert habe über
unerwartete Forderungen, die mich von der Erfüllung einer mir
selbst gestellten Aufgabe abgehalten haben. Vielleicht war
ich gerade am Schreiben, und die Worte flossen nur so aus der
Feder. Da klingelte plötzlich das Telefon, oder jemand stand
an der Tür, der eines Rates oder der Seelsorge bedurfte.
Solche Störungen waren mir äußerst unwillkommen.
Der Herr Jesus war nie verärgert über Unterbrechungen. Er
nahm sie alle aus der Hand Seines Vaters als Seinen Plan für
den Tag. Das gab Seinem Leben eine gewaltige Standfestigkeit
und Ausgeglichenheit. In Wirklichkeit ist die Häufigkeit,
mit der wir unterbrochen werden, oft ein Maßstab für unsere
Nützlichkeit. Ein Schreiber im »Anglican Digest« sagte:
»Wenn Sie vor lauter Unterbrechungen schier verzweifelt
sind, dann denken Sie daran, daß ihre Häufigkeit ein
Indikator für die Wirksamkeit und Strahlkraft Ihres Lebens
ist. Nur Menschen, die große Hilfsoder Kraftquellen
besitzen, werden von anderen mit ihrer Not belastet. Die
Störungen, über die wir uns ärgern, sind der Ausweis unserer
Unverzichtbarkeit. Die schlimmste Verurteilung, die wir uns
zuziehen könnten - und es ist eine Gefahr, vor der wir uns
hüten müssen -, ist es, so unabhängig zu sein, so wenig fähig
und bereit zum Helfen, daß uns nie jemand stört, und wir mit
einem unbehaglichen Gefühl alleingelassen werden.«
Wir alle lächeln betroffen, wenn wir die Erfahrung einer
vielbeschäftigten Hausfrau lesen. Eines Tages, als sie sich
einen ungewöhnlich vollen Tagesplan zurechtgelegt hatte,
schaute sie von ihrer Arbeit auf und bemerkte, daß ihr Mann
früher als gewöhnlich nach Hause gekommen war. »Was machst
du hier?« fragte sie mit verhaltenem Ärger. »Nun, ich
wohne hier«, antwortete er mit krampfhaftem Lächeln. Später
schrieb sie: »Seit diesem Tag habe ich es mir zum Grundsatz
gemacht, sofort meine Arbeit zur Seite zu legen, wenn mein
Mann nach Hause kommt. Ich heiße ihn liebevoll und herzlich
willkommen und lasse ihn spüren, daß er für mich absolute
Spitze ist.«
Jeden Morgen sollten wir den Tag dem Herrn hinlegen und Ihn
bitten, jedes Detail zu arrangieren. Wenn uns dann jemand
unterbricht, dann wissen wir, daß Er den Betreffenden gesandt
hat. Wir sollten den Grund herausfinden und ihm helfen, so
gut wir können. Das kann unter Umständen das Wichtigste
sein, was wir an diesem Tag getan haben, auch wenn es in
Gestalt einer Unterbrechung auf uns zukam.
J.Kroeker
Über unsere Erquickungen vom Herrn.
"Da sprach Er zu ihnen: Kommt, lasst uns allein in eine
menschenleere Gegend gehen; da ruht ein wenig." Mark. 6,31.
Wer Menschen mit Ewigem dienen will, muss von Gott aus zum
Menschen kommen. Darin liegt das Geheimnis der Jüngerschaft
und des Aposteldienstes. Das Ziel in der Führung des
Nächsten muss der Ausgang der Sendung sein, d.h. zu
dem hinführen, von dem man gesandt worden ist.
Jesus konnte Menschen zum Vater bringen, weil Er vom Vater
kam. Sein Evangelium blieb nicht stecken bei Tempel,
Priester und Opferkultus. Er kam von weit höher, daher wies
auch sein Dienst mit der damit verbundenen Erlösung weit
darüber hinaus. Die Menschen priesen Gott, wenn sie Ihn
wirken sahen. Sein Himmelreich war Heil für den Menschen
auf allen Gebieten des Lebens auf Grund gegenwärtiger
Gottesherrschaft.
In diesen Geist seiner persönlichen Sendung suchte Jesus auch
seine berufenen Jünger hineinzuziehen. Er wusste, dass das
entscheidend für ihr Leben und ihren Apostelberuf sein würde.
Wenn durch sie fortleben sollte, was Ihm vom Vater zum Heil
der Welt geworden war, so musste ihre Botschaft aus demselben
Geiste fließen, aus dem sein Evangelium an die Welt floss.
Vollmachten, von denen sein Handeln getragen wurde, mussten
auch das Geheimnis der Kraft in dem Dienste der Jünger
werden. Wie des Vaters Sendung hinter seinem Messiasberuf
stand, so sollte seine Person das Programm ihrer
Jüngerbotschaft sein. Nicht etwa rein äußerlich fortsetzen,
sondern dem Geiste nach durch das Leben fortführen sollten
die Jünger, was ihr Meister als Heiland der Welt vom Vater
brachte. Daher war später auch Paulus nicht der Zweite nach
Jesus, er war der Erste "in Christo". Paulus in seinem
Aposteldienst erschöpfte sich nicht in dem, dass er rein
äußerlich das Leben Jesu nachzuleben suchte. Das wäre ihm
zur Knechtschaft geworden. Sein großes Wirken geschah im
Geiste seines Christus, in der Vollmacht des Auferstandenen,
in der Kraft dessen, der Inhalt und Ziel seines Lebens
geworden war.
Diese Sehnsucht bestimmte Jesus, mit seinen Jüngern so oft
allein zu sein. Er kannte die Gefahr, die auch mit dem
höchsten und heiligsten Dienst verbunden sein kann. Daher
sprach Er auch diesmal zu ihnen: "Kommt ... und ruhet ein
wenig!" Denn auch im Dienst innerhalb des Königreichs der
Himmel besteht das Gesetz, dass man nur so viel Kraft äußern
kann, als man zuvor eingenommen hat. Wer viel Zeit hat für
den Umgang mit Gott, kann auch in wenig Zeit seinen Brüdern
viel geben.