Mk 5,17
A.Christlieb
Die Gadarener baten Jesus, daß er aus ihrer Gegend zöge. -
Der Besessene bat Jesus, daß er bei ihm sein möchte. Markus
5, 17-19
Zwei Bitten werden hier ausgesprochen, eine entsetzlich
törichte und eine wahrhaft gute Bitte. - Die Gadarener
bitten den Herrn, er möge aus ihrer Gegend weichen. Der Herr
hatte einen Besessenen geheilt, der die ganze Gegend unsicher
gemacht hatte. Das war den Gadarenern schon recht. Aber die
ausfahrenden Dämonen hatten ihre ganze große Sauherde in den
See gejagt und ertränkt. Diese Schädigung ihres Vermögens
konnten sie ihm nicht verzeihen. Hätte er ihr Kapital
verdoppelt, wäre er ihnen lieb und wert gewesen. Jetzt heißt
es: Weiche von uns! - Gott tilge in uns den Gadarenersinn,
dem Mehrung des irdischen Besitzes die Hauptsache ist! -
Neben dem törichten Wunsch der Gadarener steht die gute Bitte
des geheilten Besessenen, bei Jesus bleiben zu dürfen. Er
wollte von seinem Retter nicht mehr getrennt werden. Das war
sein innerstes Anliegen. - Und Jesu Antwort auf diese beiden
Bitten? Wir sind geneigt zu denken, die schlechte Bitte muß
abgeschlagen, die gute aber erfüllt werden. Jesus indessen
tat das Gegenteil. Zu der schändlichen Bitte sagt er: Ja,
trat in sein Schiff und kehrte zurück in seine Heimat. Auf
die gute Bitte des Geheilten aber antwortete er: ,,Gehe hin
in dein Haus und zu den Deinen und verkündige ihnen, wie
große Wohltat dir der Herr getan und sich deiner erbarmt
hat." - Laßt uns hier erkennen, daß Gottes Gedanken höher,
daß sie besser sind, als unsere Gedanken. Wenn Jesus unsere
gutgemeinten Bitten nicht erhört, wenn er ganz andere Wege
geht, als wir meinen, wenn er unsere Pläne zerschlägt und
durchkreuzt, so wollen wir ihm vertrauen, daß er besser weiß
als wir, was uns zum Besten dient. Laßt uns immer damit
zufrieden sein, wie Jesus entscheidet.
Ch.Spurgeon
"Da fingen sie an, ihn zu bitten, er möge aus ihren
Grenzen weichen." Markus 5,17
Ich hoffe nicht, daß du zu der Klasse der Menschen gehörst,
die Jesus bitten, aus ihrer Gegend wegzuziehen. Warum
wünschten die Gadarener, daß er fortginge? Ich denke, weil
sie es liebten, ruhig und still zu leben.
Es war ein großes Unglück, das sich zugetragen hatte: Die
Schweine hatten sich ins Meer gestürzt. Sie wünschten nicht
mehr solcher Unglücksfälle. Dieser Mensch, der zu ihnen
gekommen war, besaß augenscheinlich außerordentliche Macht.
Hatte er den Besessenen nicht geheilt? Sie wollten ihn
nicht; sie wollten überhaupt nichts Außergewöhnliches.
Möglicherweise wünschten diese Leute den Heiland auch fort,
weil sie ein Auge auf das Geschäft hatten. Das
Schweinehalten war ein schmutziges Geschäft. Als Juden
sollten sie gewiß nichts damit zu tun haben. Sie mögen
gesagt haben, daß sie die Schweine nicht selbst aßen, sondern
sie für andere hielten. Nun war aber die ganze Herde
verloren. Ich möchte wissen, was all diese Schweine ihren
Besitzern eingebracht hätten. Als die Besitzer erst
angefangen hatten zu berechnen, wieviel sie verloren hatten,
stand es bei ihnen fest, daß der Heiland aus ihrer Gegend
weichen müsse, ehe noch mehr Verluste sie treffen würden.
Ich wundere mich nicht, wenn Menschen, die zum Beispiel
berauschende Getränke verkaufen oder irgendein Geschäft
haben, bei dem sie kein Geld verdienen können, ohne ihren
Mitmenschen zu schaden, nicht wünschen, daß Christus zu
ihnen kommt. Vielleicht würden es einige von euch nicht
gern haben, wenn der Herr hörte, wie ihr eure Angestellten
bezahlt. Ich fürchte, wenn der Herr käme und in dieses oder
jenes Geschäftshaus ginge, der Mann zu seiner Frau sagen
würde: "Nimm das Lohnbuch und verbirg es. Ich möchte nicht,
daß er es sieht."
Oh, liebe Freunde, wenn irgendein solcher Grund vorhanden
ist, weshalb ihr es nicht wünscht, daß euch der Herr Jesus
überrasche, bete ich, daß euch sein Heiliger Geist davon
überzeuge, wie nötig es ist, daß er gerade zu euch kommt.
Ch.Spurgeon
"Da fingen sie an, ihn zu bitten, er möge aus ihren Grenzen
weichen." Markus 5,17
Die Bitte der Menschen: "Verlasse unsere Gegend!" erhört der
Herr. Aber die Bitte des ehemals Besessenen: "Herr, laß mich
bei dir bleiben!", wird nicht gewährt. Ist das seine Weise,
die Gebete der Feinde zu erhören und die Bitten seiner
Freunde abzuschlagen? Ja, zuweilen schon.
Im ersten Fall, als sie ihn zu gehen baten, ging er. - Oh,
liebe Freunde, wenn Christus euch nahekommt und euer Gewissen
angerührt wird und ihr etwas wie geistliches Leben fühlt, so
bittet ihn nicht fortzugehen; denn wenn er geht und ihr euch
selbst überlassen bleibt, ist euer Los besiegelt. Eure
einzige Hoffnung liegt in seiner Gegenwart.
Jesus ging von diesem Volk fort, weil es nutzlos war zu
bleiben. Wenn sie wünschten, daß er ging, was konnte er dann
für sie tun? Wenn er redete, würden sie doch nicht auf ihn
hören. Wenn seine Botschaft zu ihnen kam, würden sie sie
nicht beachten. Er konnte seine Zeit anderswo besser
verwenden. Der Herr Jesus wußte, daß, wenn ihn die Gadarener
abwiesen, er auf der anderen Seite des Meeres willkommen
geheißen würde.
Warum wurde das gute Gebet nicht erhört? Der Hauptgrund lag
darin, daß der Geheilte zu Hause nützlich sein konnte. Er
konnte Gott dadurch, daß er seinen Familienmitgliedern und
den Gadarenern erzählte, was Gott an ihm getan hatte, besser
verherrlichen, als er je durch einen persönlichen Dienst,
den er dem Herrn erwiesen hätte, tun konnte.
Es ist zu beachten, daß der Herr Jesus während seiner Zeit
auf Erden niemand als seinen persönlichen Diener annahm. Er
war nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen, sondern um
zu dienen. Er hatte nicht den Wunsch, daß dieser Mensch
zu seiner Bequemlichkeit beitrage, sondern er befahl ihm,
zu seiner Familie zurückzukehren, die Macht Christi zu
verkündigen und die Menschen für Gott zu gewinnen zu suchen.