Mk 2,1
S.Keller
Mark. 2, 1: «... es ward ruchbar, daß er im Hause war.»
Dazu brauchte es keiner polizeilichen Anmeldung, keines
Plakats am Fenster, keiner Anpreisung auf der Gasse. Ist
Jesus wirklich in einem Hause, einem Verein, einer
Unternehmung, einem Menschen, dann schlägt die Lohe aus dem
Fenster! Dann gibt es Jesus-Wirkungen, die keine geistreiche
Rede und keine goldstrotzende Tasche erzwingen können. Seine
stille Hilfe, sein Seelentakt, seine Friedensworte, seine
Liebestaten sind so besonders, daß das niemand nachmachen
kann. Jesus ist originell und wirksam wie kein anderer. -
War er heute in meinem Hause? Wenn keine fremde Seele etwas
davon gemerkt hat - steht's gefährlich damit. Wenn wir
Hausgenossen auch nichts davon wissen, braucht es erst recht
kein Fremder zu glauben. Warum war er nicht da? Weiß ich
keinen Grund für sein Fernbleiben? Was schuld daran ist,
muß fortgeschafft werden. - War Jesus in meiner Arbeit?
In meinen Reden vor anderen oder mit anderen, in meinem
Briefeschreiben, in meinem Grübeln und Sinnen, in meiner
Unterhaltung und Erholung? Darüber sich abends klar werden,
das kann's schaffen, daß man Buße tue über einen versäumten,
leeren, nutzlos gelebten Tag.
O, Herr Jesu, vergib, daß wir heute nicht besser auf deinen
Besuch geachtet. Wir beteten dreimal: Komm, Herr Jesu, sei
unser Gast - aber keiner kümmerte sich darum, ob du auch
kamst. Und wenn du kamst, ob du bliebst. Erbarme dich
meines Hauses, Herr Jesu, und wirke darin zum Segen. Amen.