Mt 28,12
W.MacDonald
»Und sie versammelten sich mit den Ältesten und hielten Rat;
und sie gaben den Soldaten Geld genug und sagten: Sprechet:
Seine Jünger kamen bei Nacht und stahlen ihn, während wir
schliefen.« Matthäus 28,12.13
Kaum war der Herr Jesus von den Toten auferstanden, als
seine Feinde auch schon ein Alibi zu spinnen begannen, um
das Wunder hinwegzuerklären. Der beste Lügenkomplex, den sie
zu jener Zeit zusammenbrauen konnten, war die Behauptung,
daß die Jünger bei Nacht gekommen seien und den Leichnam
gestohlen hätten. Das Verhängnis der Diebstahlstheorie -
wie aller anderen Theorien - ist aber, daß sie mehr Fragen
aufkommen läßt, als sie beantwortet. Zum Beispiel:
Warum stellten die Hohenpriester und Ältesten den
ursprünglichen Bericht der Soldaten bezüglich des leeren
Grabes nicht in Frage? Sie akzeptierten ihn als wahr
und erfanden eilig eine Erklärung, w i e das Ganze
geschehen war.
Warum schliefen die Soldaten, als sie hätten Wache halten
sollen? Im römischen Heer wurde Einschlafen während der
Wache mit dem Tode bestraft. Und doch wurde ihnen von den
Hohenpriestern Straffreiheit versprochen. Warum?
Wie war es möglich, daß alle Soldaten gleichzeitig
einschliefen? Es geht an die Grenzen der Glaubwürdigkeit,
sich vorzustellen, daß sie alle gleichzeitig den Tod riskiert
hätten, nur um ein wenig Schlaf zu bekommen.
Wie konnten die Jünger den Stein wegwälzen, ohne dabei die
Wachen aufzuwecken? Der Stein war schwer und konnte nur mit
erheblichem Geräusch bewegt werden.
Wie konnten die Jünger den Stein überhaupt bewegen? Bei
einem typischen Grab aus der herodianischen Zeit wurde der
Stein in einer Rinne gerollt, bis er in eine tiefergelegene
Mulde fiel. Es war also viel leichter, ein solches Grab zu
verschließen, als es wieder zu öffnen. Außerdem war das
Grab so gut »gesichert«, wie es der römischen Obrigkeit
nur irgend möglich war.
Ist es wahrscheinlich, daß die Jünger - eben noch so
furchtsam, daß sie um ihr Leben flohen - plötzlich den Mut
fanden, es mit den römischen Wachen aufzunehmen und das Grab
auszurauben? Sie wußten sicher, daß ein derartiges
Verbrechen eine harte Bestrafung zur Folge haben würde.
Wenn die Soldaten alle schliefen, wie konnten sie dann
wissen, daß die Jünger den Leib gestohlen hatten?
Wenn die Jünger den Leib stahlen, warum nahmen sie sich dann
die Zeit, die Tücher vom Leichnam zu entfernen und das
Schweißtuch zusammenzufalten (Lukas 24,12; Johannes 20,6.7)?
Warum sollten die Jünger den Leichnam überhaupt stehlen
wollen? Es gab dafür keinen Grund und kein Motiv. Im
Gegenteil, sie waren selbst überrascht und ungläubig,
als sie erfuhren, daß Er auferstanden sei.
Wie konnten schließlich die Jünger, als die ehrbaren Männer,
die sie waren, in die Welt hinausgehen und unter großen
Risiken für Leib und Leben die Auferstehung predigen,
wenn sie wußten, daß es eine Lüge war? Paul Little sagt:
»Menschen sterben nicht für etwas, von dem sie wissen, daß
es eine Lüge ist.« Sie waren völlig überzeugt davon, daß
Jesus auferstanden war.