Mt 26,10
W.Nee
Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Matthäus 26,10
Wenn der Herr wiederkommt und wir ihn von Angesicht zu
Angesicht sehen, dann, glaube ich, werden auch wir alle
unsere Schätze zu seinen Füßen hinschütten. Aber heute - was
tun wir heute?
Mehrere Tage, nachdem Maria das Alabastergefäß zerbrochen und
die Salbe auf Jesu Haupt gegossen hatte, gingen einige der
Frauen frühmorgens hin, um seinen Leib zu salben. Konnten
sie ihr Vorhaben ausführen? Nein, er war nicht mehr da! Nur
einem einzigen Menschen war es gelungen, den Leib des Herrn
zu salben, und das war Maria, die ihn im voraus gesalbt
hatte. Alle anderen kamen zu spät, denn er war auferstanden.
Die dringende Frage heißt also:
Was tue ich heute für den Herrn?
C.Eichhorn
Maria, ein leuchtendes Vorbild der Liebe zu Jesu (IV)
Der Herr Jesus sprach zu ihnen: Was bekümmert ihr das Weib?
Matth. 26, 10
Diese Äußerung Jesu zeigt uns, wie er erhaben war über jede
selbstische Empfindlichkeit und Bitterkeit. Judas nannte die
Salbung eine Verschwendung. Es war eine bitterböse, giftige
Rede. Der Pfeil des Judas gegen Maria traf im Grund den
Herrn Jesus. - Wie stellt sich nun der Heiland hierzu? Wie
in all seinem Betragen: einzigartig und heilig. Alle
heuchlerische Demut, die zum Schein eine Ehre ablehnt,
war ihm fern. Er ließ sich diese Auszeichnung gefallen.
Sie gebührte ihm. Aber ebenso fern war ihm auch alle
Empfindlichkeit. Wären wir wohl nicht tief gekränkt, wenn
jemand eine uns erwiesene Freude und Ehre Vergeudung nennen
würde? Der Heiland hätte mit Recht erwidern können: Wie,
eine Vergeudung soll dies sein? Habe ich nicht meine ganze
Zeit und Kraft für euch hergegeben? Habe nichts gespart, war
Tag und Nacht bereit zu helfen, habe eure Lasten auf mich
genommen und bin in der Stillung eurer Not aufgegangen! Und
das alles ohne jeglichen Lohn! Und nun soll's Vergeudung
sein, wenn eine Seele in herzlicher Dankbarkeit etwas für
mich verwendet? - Mit keiner Silbe hält er ihnen seine
Wohltaten und Verdienste vor. Der Herr Jesus konnte
unmöglich seine Person ausschalten. Er mußte in gewissem
Sinn sich in den Mittelpunkt stellen. Denn seine Person ist
nun einmal für uns ausschlaggebend. Die Stellung zu ihm
entscheidet über unser zeitliches und ewiges Schicksal. Aber
doch war er niemals unmutig und bitter. Wenn seine Person
mißachtet und verworfen wurde, zeigte er sich nicht gekränkt
und tödlich beleidigt, sondern blieb stets sanftmütig und
gelassen. Jesus berührte diese Kränkung nicht. Erst zum
Schluß sagt er: "Mich habt ihr nicht allezeit." Nur wenige
Tage, und ich bin nicht mehr in eurer Mitte! Es mag wohl
den Jüngern später tief ins Herz geschnitten haben, daß sie
noch kurz vor seinem Hinscheiden ihn durch dieses unschöne
Benehmen betrübten. Unsere zurechtweisenden Worte treffen
dann am tiefsten ins Herz, wenn wir von persönlicher
Gereiztheit frei sind. Treiben uns Unmut und Verstimmung
zu Strafpredigten, werden wir mehr Erbitterung als Reue
bewirken. Sehen wir von der eigenen Person ab und lassen
lediglich die Sache reden, dann wird sich der falsch
Handelnde viel eher bestraft und beschämt fühlen.
- Nicht um die eigene Person ist es in dem Augenblick dem
Heiland zu tun, sondern nur um die Maria. "Macht ihr keine
Unruhe!" Er tritt also nur für sie ein und breitet in zarter
Liebe schützend seine Hand über sie aus. Maria schweigt. Sie
war im Augenblick verblüfft durch den häßlichen Vorwurf, daß
sie ihr Geld verschwendet habe. Sie braucht sich nicht zu
verteidigen, Jesus führt ihre Sache. Es schmerzt ihn, daß
Maria irregemacht wurde, als hätte sie etwas Verkehrtes
angestellt. - Siehe, da lernst du deinen Heiland kennen!
Er hat wahr geredet, als er sprach: "Ich bin sanftmütig
und von Herzen demütig."
C.Eichhorn
Maria, ein leuchtendes Vorbild der Liebe zu Jesu (V)
Maria hat ein gutes Werk an mir getan. Matth. 26, 10
Die wirklich guten Werke achtet die Welt meist gering. Ja,
sie erkennt sie als solche gar nicht an. So ging's auch dem
guten Werk, das Maria tat. Es wurde lieblos kritisiert und
herabgesetzt.
Was verdient überhaupt, ein gutes Werk zu heißen? Alles, was
aus der Liebe zum Heiland entspringt und worin diese Liebe
sich verkörpert. Was aus der Selbstliebe und Ehrliebe
entspringt, taugt nichts, und wenn es noch so glänzend nach
außen erscheint und als gutes Werk von den Leuten gepriesen
wird. Die Liebe zum Herrn ist ausschlaggebend. Auf der
Waage Gottes wird einmal vieles zu leicht befunden und als
leere Spreu dem Feuer überwiesen werden, was hier gerühmt und
hochgepriesen wird. Jesus ist der gute Baum, aus dem gute
Früchte kommen.
Es kommt nicht darauf an, daß wir äußerlich Großes tun.
Unsere Herzensstellung zu Jesu ist entscheidend. Was wir um
des Heilands willen tun, ihm zur Ehre und Freude, ist ein
gutes Werk, mag's äußerlich noch so unscheinbar sein. Wer
den Heiland liebt, sucht überhaupt nicht mit seinem Tun
zu glänzen. Er meidet die Öffentlichkeit und liebt die
Verborgenheit. Wenn wir einem Krankem Dienste erweisen,
vielleicht niedrigster Art, dann salben wir die Füße Jesu.
Wir erquicken ihn, wenn wir unsere täglichen Geschäfte und
Aufgaben im Blick auf ihn verrichten und bemüht sind, ihm
alles recht zu machen. Dann werden lauter gute Werke daraus.
Zugleich kommt es auch uns wieder zugute, wenn wir unser
irdisches Tagewerk dem Herrn Jesu zur Ehre und Freude tun.
Denn wir sind alsdann keine verdrossenen Arbeitssklaven. Wir
fühlen uns nicht als Maschinen. Wir seufzen nicht über den
Frondienst, der auf uns lastet. Wir tun alles, was wir tun,
auch das Unangenehme, auch die vielleicht an sich wenig
befriedigende Arbeit, doch gern, weil wir sie für ihn tun.
So werden wir selbst und all unser Tun durch die Liebe zum
Heiland geadelt.
"Sie hat getan, was sie konnte." Ein herrliches Lob aus Jesu
Mund! Du kannst nicht tun, was ein Paulus oder ein Luther
getan hat. Der Herr verlangt nicht vom jedem das gleiche.
Er fordert von jedem, daß er das tut, was er kann. Tust
du wohl, was du kannst, für den Herrn? Hand aufs Herz!
Könntest du nicht mehr tun? Mußt du nicht bekennen, daß
deine Liebe und dein Eifer viel zu matt sind, daß oft
Trägheit und Bequemlichkeit hemmend wirken? Nützt du wohl
all deine Zeit und Kraft zur Ehre des Herrn aus? Laßt uns
danach trachten, aus dem Munde des Herrn, wenn er einst auf
dem Thron der Herrlichkeit sitzen wird, das Lob zu vernehmen:
"Diese Seele hat getan, was sie konnte"!
Ch.Spurgeon
"Warum bekümmert ihr das Weib? Sie hat doch ein gutes Werk
an mir getan!" Matthäus 26,10
Maria tat etwas Außerordentliches für ihren Herrn. Sie war
weder mit dem, was andere vor ihr getan hatten, zufrieden,
noch wünschte sie, anderen den Vorrang zu lassen. So wagte
sie es, ihrer Anhänglichkeit Ausdruck zu geben. Ein
geheiligtes Herz, schöner als das durchsichtige
Alabasterglas, wurde in dieser Stunde zerbrochen. Der
liebliche Weihrauch der Narde konnte nur aus einem
zerbrochenen Herzen seinen reichen Duft fließen lassen.
Hier ist eine Seele, an der sich die Liebe des Heilandes
kraftvoll erwiesen hat, ein Herz, das die köstlichsten
Früchte hervorgebracht hat. Der Herr nimmt Maria in Schutz.
"Was bekümmert ihr das Weib? Sie hat doch ein gutes Werk
an mir getan!"
Wenn du über andere murrst, weil sie nicht deine
ausgefahrenen Wege gehen, weil sie es wagen, ein wenig von
der üblichen Linie abzuweichen, so bedenke vielmehr, daß
es auch für dich reichlich zu tun gibt. Mag dein Werk
auch nicht genau das ihrige sein, tue du einfach, was dir
zu tun befohlen ist.
Die, welche alles geben, was sie haben, gehören gewiß zu den
Seltenheiten. Ihr würdet einen langen Weg machen müssen, ehe
ihr an die Tür eines solchen Christen klopfen könntet. Wenn
man für alle ein Asyl bauen wollte, so würde nur ein ganz
kleines Haus erforderlich sein. Laßt sie gewähren! Es gibt
nicht viele, die viel für ihren Meister tun. Trachte du nur
danach, daß dein Herz voll Liebe ist, und dann folge seinem
ersten geistlichen Drang. Zögere nicht! Wie außergewöhnlich
dir der Gedanke auch erscheinen mag, geh und tue es.
Als der Herr zuerst zu Whitefield sagte: "Geh und predige
draußen auf der Weide!", hatte der Mann Gottes da eine
Ahnung von dem Erfolg? Gewiß nicht. Er hatte ohne Zweifel an
nichts weiter gedacht, als sich auf einen Tisch zu stellen
und einige tausend Menschen anzureden. Aber der Herr hatte
Größeres dabei im Sinn nichts weniger, als das ganze Land
zu entflammen und eine Zeit herbeizuführen, wie man sie
nie zuvor erlebt hatte.