Matthäus

Mt 25,33 C.H.Spurgeon Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen und die Böcke zu seiner Linken. Matth. 25, 33.

Ihr, die ihr von der Welt seid, deren Grundsätze, Sitten, Gewohnheiten, Betragen, Gefühle weltlich und fleischlich sind, höret meine Rede. Euer Reden und Rühmen von der Religion ist eitel wie ein Traum, der vergeht beim Erwachen. Ihr macht euch zwar ein Vergnügen daraus, die Religion, wie ein geschmücktes Kleid, zur Schau zu tragen, als ein Treibpferd zu eurem weltlichen Geschäft, und als ein Netz zu gebrauchen, womit ihr nach der Ehre der Menschen trachtet, aber ihr seid ganz weltlich, wie andere Menschen. Doch ich sage euch, wenn es keinen Unterschied gibt zwischen euch und den weltlich gesinnten Menschen, so wird das Los dieser Menschen auch euer Los sein. Wenn man euch beobachten und bewachen würde, so würde man zwischen euch und euren nächsten Nachbarn keinen Unterschied finden, indem beide gleich weltlich gesinnt sind, und zwischen euch und der Welt kein Unterschied ist. Wenn du aber wie die übrige Welt bist, so bist du auch von der Welt, so bist du von den Böcken, welche einst zur Linken stehen und verdammt werden; du bist nicht von den Schafen Jesu, welche durch ihren Sinn und Wandel immer von den Böcken unterschieden werden können: O ihr weltlichen Leute, ihr fleischlichen Bekenner, die ihr in Massen euch in unsern Kirchen versammelt und ihre Plätze füllt, laßt mich es euch feierlich und mit blutigen Tränen sagen, daß ihr mit all' eurem Bekenntnis "voll bitterer Galle und verknüpft mit Ungerechtigkeit seid;" denn ihr handelt wie andere, und werdet dahin gelangen, wo andere hinkommen; und es soll euch widerfahren, was anderen Erben der Hölle widerfahren wird.

Höret eine Geschichte: Einer alten Sitte gemäß durfte ein Prediger in einem Gasthaus übernachten, und mußte nichts bezahlen für Kost und Logis; und wenn er umherging zu predigen von Ort zu Ort, mußte er auch nichts bezahlen für das Gefährt, in dem er fuhr. Eines Abends kam ein gewisser Prediger in ein Gasthaus, wo er übernachtete. Der Wirt beobachtete ihn, aber hörte ihn nicht beten. Als der Geistliche des Morgens in das Zimmer kam, legte der Wirt ihm die Rechnung vor. "O!" sagte der Prediger, "ich werde sie nicht bezahlen, denn ich bin ein Geistlicher." "Ja!" sagte der Wirt, "Sie sind letzte Nacht wie ein Sünder zu Bett gegangen, und nun müssen Sie diesen Morgen auch zahlen wie ein Sünder." So wird es vielen von uns gehen, wenn sie vor den Richterstuhl Gottes kommen. Obgleich sie sich für Christen ausgegeben haben, haben sie doch wie Sünder gehandelt, und werden auch wie Sünder behandelt werden. Ihre Taten waren ungerecht; sie waren entfremdet von Gott; und nun müssen sie auch das Los mit denen teilen, deren Charakter dem ihrigen gleich war. Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten; was der Mensch sät, das wird er ernten.