Mt 23,15
C.Eichhorn
Bekehrungsarbeit ohne Liebe
Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die
ihr Land und Meer umziehet, daß ihr einen Judengenossen
macht! Matth. 23, 15
Sie haben sich's wirklich etwas kosten lassen, Leute fürs
Judentum zu gewinnen. Sie machten zu diesem Zweck weite
Reisen und waren froh, wenn sie nur einen dabei gewinnen
konnten. Und doch haben sie nur die Hölle bereichert und dem
Satan zu Dank gearbeitet. Warnendes Beispiel für alle Zeit!
Es ist ein großer Unterschied in der Art, wie man Seelen
bekehrt. Es gibt einen Bekehrungseifer, der viel Ähnlichkeit
mit dem der Pharisäer hat. Man will Anhänger gewinnen für
die eigene Partei oder vielmehr Sekte und läßt es sich dabei
viel kosten an Zeit, Kraft und Geld. Zwar behauptet man, für
den Herrn zu arbeiten, aber in Wahrheit befriedigt man die
Ehrsucht. Man prunkt mit Zahlen. Man ist stolz, wenn die
eigene Sache wächst, und weil man im Grunde nicht für den
Herrn arbeitet, so wirkt man auch nicht im Herrn, sondern
in eigener Kraft und mit eigenen Mitteln. Schließlich ist
jedes Mittel recht, wenn es nur zugkräftig ist. Man wendet
allerlei Kunstgriffe und Lockmittel an. Für den Augenblick
gibt es Erfolge, aber Erfolg ist noch nicht Frucht. Anstatt
Gold, Silber, Edelsteinen, Perlen sind es Holz, Heu und
Stoppeln. Es ist geschäftsmäßiger Betrieb. Man arbeitet mit
Schlagworten und nach der Schablone.
Jeder, der Gnade gefunden hat, ist verpflichtet, auch andere
zu Jesu zu führen. "Ich will die Übertreter deine Wege
lehren, daß sich die Sünder zu dir bekehren", ruft der
begnadigte König David aus. Aber laßt uns nicht vergessen,
daß das Wirken nie an erster Stelle stehen darf! Das erste
muß sein: Anbetung und tiefe Beugung angesichts der großen
Barmherzigkeit Gottes in Christus. Aus dem Geist der
Anbetung muß all unser Wirken, auch unser Beten hervorgehen,
sonst gefällt es Gott nicht. Es wird zum Eigenwerk, es
hängen sich häßliche Flecken der Selbstgefälligkeit und
Eigenliebe, der Ehrsucht und des Neides daran. In dein Herz
muß die erste Bitte tief eingeprägt sein: "Dein Name werde
geheiligt!" Alsdann fallen weg die Hast und Unruhe, alles
Treiberische und Forcierende in der Seelenarbeit, und es
kann gute Frucht zum Vorschein kommen. Paulus gibt sich
ein zwiefaches Zeugnis. Erstens: "Ich diene am Evangelium in
meinem Geist", also mit innerster persönlicher Beteiligung,
nicht kalt, pflicht- oder gar geschäftsmäßig. Zweitens bezeugt
er von sich, daß er priesterlich das Evangelium Gottes
verwalte! Er ist also beständig Gott zugekehrt. Die Hauptsache
ist ihm nicht, Erfolge zu erzielen, sondern Gott zu dienen. In
diesem Sinne laßt uns im Seelenwerk mithelfen!