Mt 21,29
Ch.Spurgeon
"Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und er ging zu dem ersten und
sprach: Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem
Weinberg! . . .Als aber der Vater zu dem andern dasselbe
sagte, antwortete dieser und sprach: Ja, Herr! - und ging
nicht." Matthäus 21,28-29
Lieber Leser, der du Gottes Stimme schon viele Jahre hörst,
du hast dem großen Gott gesagt: "Ich gehe", aber du gingst
nicht. Laß mich ein Bild von dir malen: Du hast regelmäßig
den Gottesdienst besucht und würdest davor zurückschrecken,
in irgendeiner Weise den Sonntag zu entheiligen. Äußerlich
hast du gesagt: "Ja, ich gehe." Wenn ein Lied angegeben wird,
stehst du auf und singst, aber es kommt nicht aus dem Herzen.
Wenn gesagt wird: "Laßt uns beten!", so neigst du dein Haupt,
aber du betest in Wahrheit gar nicht mit. Du sagst höflich
und freundlich: "Ja, ich gehe", aber du gehst nicht. Du hast
nichts gegen das Evangelium einzuwenden. Wenn ich irgendeine
Lehre erwähne, so erwiderst du: "Ja, das ist wahr; ich glaube
es." Aber dein Herz ist nicht davon erfaßt. Dein "Glaube" an
das Evangelium hat dein Herz nicht ergriffen, denn wenn es so
wäre, würde er sich auch auswirken.
Wenn jemand sagt: "Ich glaube, mein Haus steht in Flammen",
legt sich aber ins Bett und schläft ein, so hat es nicht
den Anschein, daß er wirklich glaubt; denn wenn das Haus
in Flammen steht, eilt man schnell hinaus.
Wenn du wirklich glauben würdest, daß es eine Hölle gibt und
auch einen Himmel, würdest du ganz anders handeln als jetzt.
Vielleicht sagst du sehr überzeugend und ernsthaft: "Ich
gehe." Du ziehst dich in dein Zimmer zurück und betest, so
daß jeder glaubt, daß es mit dir zur Bekehrung kommt. Aber
es war nichts als eine Gefühlsbewegung, die wie die
Morgenwolke und der Morgentau verschwindet. Du bist wie ein
mit Schnee bedeckter Komposthaufen; solange der Schnee darauf
liegt, erscheint er rein und weiß, aber wenn der Schnee
geschmolzen ist, tritt der Dreck zutage. Möge der Herr dich
an diesem Tage heimbringen. Möge Gott schenken, daß du
sprichst: "Durch die Gnade Gottes will ich nicht länger nur
ein Namenschrist sein. Ich will mich den liebenden Händen
übergeben, die für mich geblutet haben, und von heute an
Jesus nachfolgen."