Mt 21,28
Ch.Spurgeon
"Ein Mensch hatte zwei Söhne. Und er ging zu dem ersten und
sprach: Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem
Weinberg!" Matthäus 21,28
Durch die Anrede "Sohn" wird die Arbeit, die wir für den
Herrn tun sollen, schmackhaft gemacht. Wir sollen nicht als
Sklaven oder Diener, sondern als Söhne arbeiten. Mose würde
zu uns gesagt haben: "Diene, arbeite für deinen Lohn!" Aber
unser himmlischer Vater spricht zu uns: "Sohn, mache dich
auf!" Nicht mehr als Sklave, sondern als Sohn sollst du dem
Herrn dienen.
O Volk Gottes, ich hoffe, daß ihr den Unterschied zwischen
dem Bund der Werke und dem Bund der Gnade sehr deutlich
erfaßt. Wenn ihr für Gott arbeitet, dann nicht, um errettet
zu werden, sondern weil ihr errettet seid. Ihr gehorcht
seinen Befehlen nicht, um dadurch seine Kinder zu werden,
sondern weil ihr seine Kinder seid. Aus diesem Grund ist
der Befehl um so wirksamer, weil er uns an die große Liebe
erinnert, die uns zu dem gemacht hat, was wir sind. "Seht,
welch eine Liebe hat uns der Vater erzeigt, daß wir Gottes
Kinder heißen sollen!"
Denkt aber auch an die Vorrechte, die uns dadurch verliehen
worden sind. Sind wir Kinder Gottes, so sorgt der Herr für
uns, kleidet uns, heilt uns, beschützt und erzieht uns.
Er spricht gleichsam zu uns: "Mein Kind, ich habe dir
unbegrenzte Vorrechte gegeben, indem ich dich zu meinem Kind
gemacht habe. Ich habe dir diese Welt und die zukünftige
gegeben; die Erde ist deine Herberge und der Himmel deine
Heimat. Weil ich dies alles für dich getan habe, darum gehe
hin und arbeite heute in meinem Weinberg."
Die Anrede "Sohn" setzt auch voraus, daß du die Eigenschaften
besitzt, die dich befähigen, das zu tun, was er befiehlt.
Der Sohn wird etwas von seinem Vater gelernt haben. Und ihr,
die ihr den Herrn kennt, seid die einzigen Leute, die ihm in
seinem Weinberg dienen können. Seelen für Christus gewinnen
können nur diejenigen, die selbst gewonnen worden sind. Und
was kann natürlicher sein, als daß sich der Vater, wenn
Weinbergsarbeit zu tun ist, an euch wendet, die er so
lange und innig geliebt hat.
Ch.Spurgeon
"Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!"
Matthäus 21,28
Ich kenne Menschen, die die Aufforderung "Arbeite!" nicht
lieben und sehr finster dreinblicken, wenn ihnen etwas
von Pflicht gesagt wird. Wer mit dieser Anordnung nicht
zufrieden ist, ist mit Gott unzufrieden; das möge er
bedenken. Wer den praktischen Teil des Christentums nicht
liebt, mag mit den Lehren tun, was ihm beliebt; aber ihm
fehlt das Wichtigste.
Der Text sagt: "Arbeite!" Das ist etwas Praktisches, etwas
Wirkliches. Arbeite! Er sagt nicht: "Mein Sohn, denke und
grüble, mache merkwürdige Versuche, finde neue Lehren und
überrasche deine Mitmenschen mit deinen eigenen Grillen und
Seltsamkeiten."
Es heißt hier nicht: "Besuche eine Konferenz nach der andern
das ganze Jahr hindurch - und lebe in einem fortwährenden
Wirrwarr verschiedener Meinungen. Gehe von einer religiösen
Versammlung und von einer religiösen Tätigkeit zur anderen
und nähre dich von dem Fetten." Alles dieses ist an seinem
Platz wohl richtig, aber hier heißt es: "Arbeite!" Wie viele
Christen scheinen statt dessen zu lesen: "Mache Pläne!" Sie
haben immer wunderbare Pläne für die Bekehrung der ganzen
Welt, aber man findet sie nie bei der Arbeit, auch nur ein
Kind zu bekehren; nie hört man sie ein Wort auch nur zu dem
kleinsten Sonntagschüler sagen. Sie planen immer, aber nie
führen sie etwas aus.
Der Text aber sagt: "Sohn, arbeite!" O ja, aber die, welche
selbst nicht arbeiten mögen, beweisen ihre umwälzenden
Fähigkeiten dadurch, daß sie bei denen, die arbeiten, Fehler
entdecken. Sie erfassen auch sehr klar die Fehler und
Gebrechen der besten Arbeiter, die sich durch Eifer und
Fleiß auszeichnen. Der Text sagt aber nicht: "Kritisiere!",
sondern ganz bestimmt: "Arbeite!"
Die Menschen gehen scharenweise ins Verderben, aber wir
verbringen unsere Zeit damit, über diese oder jene Form,
etwas zu tun, zu diskutieren. Wir wählen Komitees, die etwas
beraten und beschließen sollen - und das Werk bleibt
ungeschehen. Die beste Methode ist, Gottes Werk zu tun.
Gott gebe, daß wir gehorsam sind!
Ch.Spurgeon
"Sohn, mache dich auf und arbeite heute in meinem Weinberg!"
Matthäus 21,28
Nun kommt die Zeit. "Sohn, gehe heute hin", das heißt
"sogleich".
Brüder und Schwestern, ich will nichts darüber sagen, was
morgen eure Pflicht sein wird. Der morgende Tag wird für
sich selbst sorgen. Ebenso wenig kann ich sagen, was du in
zehn Jahren zu tun hast. Wenn du so lange lebst, wird dir
dazu Gnade verliehen werden. Was ich dir in Gottes Namen zu
sagen habe, ist: Arbeite heute - und wenn die Sonne schon
untergegangen ist: Arbeite in der Nacht in meinem Weinberge,
ehe ein neuer Tag anbricht. Und warum heute? Weil dein
Vater es wünscht.
"Was steht ihr hier den ganzen Tag müßig? " Wenn du bisher
nichts für Christus getan hast, so hast du genug Zeit
verschwendet. Ruhe heute nicht, sondern geh an die Arbeit.
Gott wünscht, daß du es jetzt tust, weil der Zustand der
Reben gerade jetzt Arbeit erfordert. Es ist ein Trauriger
da, der heute abend Trost braucht. Einen anderen quält sein
Gewissen, und er muß noch heute abend auf den rechten Weg
geführt werden. Wenn er heute abend keine Hilfe bekommt, so
ist es, als wenn die Arbeit an den Reben in der rechten Zeit
versäumt wird. Jetzt kannst du es tun, aber nicht an einem
anderen Tag. Darum "gehe heute hin".
"Heute", denn es gibt Gefahren, denen diejenigen, die deine
Hilfe brauchen, gerade jetzt ausgesetzt sind. Der Teufel
versucht sie, und es ist nötig, daß du ihnen beistehst. Sie
sind gerade jetzt verzweifelt. Es ist lebenswichtig, daß
du sie mit einem Trostwort aus dem Mund deines Herrn
aufrichtest. Sie sind vielleicht an diesem Abend im Begriff,
eine große Sünde zu begehen. Vielleicht will der Herr, daß
du dazwischentrittst, ehe sie zu Fall kommen.
Kind, arbeite heute; du bist nötig. Es gibt nur noch wenige
Arbeiter; viele haben den Dienst gekündigt. Arbeite du
heute, während sich die andern erholen, träge geworden sind
oder schlafen. Jetzt, in diesem Augenblick, ist eine Lücke
da. Es ist eine Zeit der geistlichen Hungersnot, und die
Arbeit ist dringend. Gott sagt dir: "Gehe heute hin und
arbeite!"