Mt 15,28
W.Nee
O Weib, dein Glaube ist groß; dir geschehe, wie du willst!
Matthäus 15,28
In ihrer verzweifelten Not hatte diese kanaanäische Frau
geschrien: »Erbarme dich mein, Herr, du Sohn Davids!« War
ihre Bitte nicht aufrichtig und ernsthaft? Doch, ohne
Zweifel. Müßte man dann nicht erwarten, daß sie sofort
erhört würde? Uns scheint es so. Aber erstaunlicherweise
»antwortete er ihr nicht ein Wort«. Ihr hatte er anscheinend
nichts zu sagen, nur seinen Jüngern; als sie ihn baten, sie
von sich zu lassen, erwiderte er ihnen, er sei nur »zu den
verlorenen Schafen Israels« gesandt. Bei diesen Worten, die
die kanaanäische Frau hörte, ging ihr wohl plötzlich auf,
welches die richtige Art sei, an Jesus heranzutreten. Denn
der »Sohn Davids« war er nur für die Israeliten. Andere
hatten kein Recht, ihn so zu nennen. Als ihr dies klar
wurde, wechselte sie den Ausgangspunkt ihres Bittens und
redete ihn nun einfach mit Herr an.
Jesu Verhalten hatte den Anschein erweckt, als weise er sie
ab. Aber in Wirklichkeit half er ihr nur auf den rechten
Weg: nicht aufgrund eines ihr nicht zustehenden Rechtes
sollte sie zu ihm kommen, sondern allein unter dem
Gesichtspunkt der unverdienten Gnade. Jetzt fand ihr Glaube
sofort Erhörung. Sie hatte den Schlüssel gefunden.