Mt 13,22
Ch.Spurgeon
"Unter die Dornen gesät aber ist es bei dem, welcher das Wort
hört; aber die Sorge um das Zeitliche und der Betrug des
Reichtums ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht."
Matthäus 13,22
Ich möchte diese Dornen ein wenig beschreiben. Die erste
Sorte wird "die Sorge um das Zeitliche" genannt. Diese
wächst besonders bei den Armen. Sie sind geneigt,
hinsichtlich der zeitlichen Dinge ängstlich und mißtrauisch
zu werden. "Was werden wir essen? Was werden wir trinken?"
Diese kummervollen Fragen fechten viele an. Aber die Sorge
kommt auch zu den Reichen. "Wie kann ich noch mehr erhalten?
Wie kann ich mein Geld anlegen?" Es ist die Sorge unserer
Zeit, vor der wir am meisten warnen müssen. Jedes Geschlecht
hat seine eigene, besondere Sorge. Die Sorge unseres
Zeitalters ist der Ehrgeiz, es den Kollegen gleichzutun,
Achtung zu erwerben und um jeden Preis Karriere zu machen.
Dies ist die Sorge, die bei vielen um sich frißt wie ein
Krebs. Wenn du diese Sorge in deiner Seele wachsen läßt,
wird sie deinen Glauben ersticken. Du kannst nicht Gott und
dem Mammon dienen.
Es waren andere da, die den "Betrug des Reichtums" fühlten.
Der Herr sagt nicht "den Reichtum", sondern "den Betrug des
Reichtums". Reichtum betrügt immer. Schon beim Erwerben des
Reichtums werden die Leute betrogen, denn sie beurteilen die
Dinge falsch, wenn Aussicht auf Gewinn winkt. Der Klang
eines Goldstückes verdirbt oft das Gehör. Unser Verhalten
sollte nie von Gewinn oder Verlust bestimmt werden. Tu kein
Unrecht, selbst wenn ein Königreich der Lohn wäre.
Lukas spricht von einer anderen Art Unkraut, nämlich von
den "Vergnügungen dieses Lebens". Diese Dornen spielen in
unseren Tagen eine schreckliche Rolle. Das Vergnügen sollte
für uns als Arznei gebraucht werden, aber nie als Nahrung.
Viele Menschen haben alle heiligen Gedanken und guten
Entschlüsse durch ihre Vergnügungssucht vernichtet. Dieses
Zeitalter ist das Zeitalter der Genußsucht. Lieber Leser,
wir sind nicht in die Welt gekommen, um unsere Tage zu
verspielen! Wenn du deine Gedanken aber nur auf zeitliche
Dinge richtest, dann wird deine Seele verderben, denn der
gute Same kann nicht wachsen.
Ch.Spurgeon
"Unter die Dornen gesät aber ist es bei dem, welcher das Wort
hört; aber die Sorge um das Zeitliche und der Betrug des
Reichtums ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht."
Matthäus 13,22
Dornen sind die natürlichsten Erzeugnisse des Bodens. Seit
dem Sündenfall sind sie die erstgeborenen Kinder der Erde.
Die Sünde ist im menschlichen Herzen zu Hause und wächst sehr
schnell - wie ein böses Unkraut. Die Dornen sind mit dem
Boden verbunden und sogar darin gewurzelt und befestigt. Die
Begierden in uns fesseln unsere Kräfte und Fähigkeiten und
lassen sie nicht los, wenn sie nicht dazu gezwungen werden.
Sie werden dem Heiligen Geist oder dem neuen Leben ohne
verzweifelten Kampf keinen Platz machen. Oh, mein lieber
Leser, wer du auch sein magst, du bist ein gefallener Mensch.
Und wenn du selbst der Papst oder der Präsident der
Vereinigten Staaten wärst, so ist es doch wahr, daß du in
Sünden geboren bist und dein unwiedergeborenes Herz über alle
Maßen betrügerisch und böse ist. Unsere böse Natur ist sehr
konservativ und bestrebt, jeden Versuch einer Revolution,
durch die die Gnade Gottes zur Regierung kommen soll, zu
unterdrücken.
Wißt ihr, warum so viele Namenschristen im dornigen Boden
bleiben? Es kommt daher, weil solche Vorgänge unterblieben
sind, die die Lage der Dinge verändert hätten. Es ist des
Landsmanns Sache, die Dornen auszuroden und auf der Stelle zu
verbrennen. Wenn in früheren Zeiten Menschen bekehrt wurden,
war eine Überführung von Sünde dabei. Der große, schwere
Pflug der Seelenangst wurde gebraucht, tief in die Seele zu
dringen. Das Feuer brannte mit großer Hitze im Geist der
Menschen, und wenn sie die Sünde in ihrer schrecklichen
Vollglut sahen, wurde ihnen die Liebe zu ihr ausgebrannt.
Aber jetzt werden wir mit Prahlerei über schnelle Bekehrungen
abgespeist. Was mich betrifft, so glaube ich an sofortige
Bekehrungen und freue mich, sie zu sehen. Aber ich freue
mich noch mehr, wenn ich ein gründliches Werk der Gnade sehe
und eine tiefe Sündenerkenntnis feststelle. Wir werden die
Dornen nie mit einem Pflug loswerden, der nur die Oberfläche
berührt. Diejenigen Felder, die aufs beste gepflügt werden,
tragen das beste Korn.
C.O.Rosenius
Das aber unter die Dornen gesät ist, das ist, wenn Jemand
das Wort hört, und die Sorge dieser Welt und der Betrug des
Reichtums erstickt das Wort, und er bringt nicht Frucht.
Matth. 13, 22.
Wenn Jesus hier sagt, was den guten Samen des Wortes im
Herzen erstickt, wo er schon aufgegangen ist, dann nennt Er
nur die Sorge dieser Welt, den Betrug des Reichtums und die
Wollust des Lebens. Er nennt als Ursache des Verlorengehens
keine groben Sünden oder Vergehen, keine Unehrlichkeit, nicht
Diebstahl oder Betrug, sondern nur, daß die Wirkung des
Wortes im Herzen erstickt wird.
Hier können wir darum den Grad lernen, wann eine sonst
erlaubte Fürsorge um das Irdische nicht nur zum Geiz
übergeht, sondern auch den Tod mit sich bringt. Es ist dies
ein tief zu bedenkendes Stück. Ein redlicher Christ fühlt
mit Besorgnis, daß er nicht frei ist von irdischen Sorgen.
Dann fragt er:
,,Kann ich noch das Leben in Gott haben? Oder wann gereicht
mir dieses Irdische zum Tode? Beachte dann die Antwort
Christi: Wenn der gute Same in deinem Herzen erstickt wird,
dann ist es zum Tod. ,,Aber wie und wann geschieht das?"
Antwort:
Da der gute Same das Wort Gottes ist und dieses aufzugehen
anfing, so bedenke zunächst, was durch das Wort Gottes im
Herzen aufgeht. Wie das Wort zweierlei ist, Gesetz und
Evangelium, so ist auch dessen Wirkung im Herzen zweierlei.
Des Gesetzes Wirkung ist ein waches und zerschlagenes Herz,
das die Sünde so fühlt, daß sie uns die ganze Welt zu enge
macht, uns jagt und treibt, um in Christus Rettung und
Frieden zu suchen. - Auch, nachdem der Glaube aufgegangen
ist, ist es die tägliche Buße, daß man nicht wie die Welt
lustig und frei in der Sünde, nicht ins Blaue hinein leben
kann, sondern man wird vom Geist gezügelt. gezüchtigt,
gekreuzigt, ja, man fühlt noch immer seine Sünde und hat
oft die größte Mühe, glauben zu können. Christus und das
Evangelium bleiben uns stets unentbehrlich und lieblich.
Dies ist sowohl die Wirkung des Gesetzes als auch die des
Evangeliums.
Die besondere und eigentliche Wirkung des Evangeliums ist
die, daß die zerschlagene Seele aus ihm in Christus Frieden,
daß sie aus ihm Leben, Trost und Freude und dadurch auch eine
neue Liebe empfängt, die in ein frohes, einfältiges
Bekenntnis und in Liebeswirksamkeit ausbricht. Kurz: Die
Buße, der Glaube und die Heiligung sind des Wortes Wirkungen
im Herzen. Wenn dies nun ausgemacht ist, dann ist es leicht
zu verstehen, woher es kommt, daß der gute Same von der Welt
oder auch vom Reichtum und der Wollust des Lebens erstickt
wird. Das geschieht dann, wenn du an so viel zu denken
bekommst, seien es nun Sorgen der Armut oder Freude und
Vergnügen am Gewinn und Reichtum, wenn dein Herz von diesem
Irdischen so eingenommen, erfüllt und beschäftigt wird, daß
die Sorge um die Gnade und die Freundschaft Gottes dadurch
beiseitegesetzt wird. Dann hat bald das Wort keine wirksame
Kraft an deinem Herzen. Bald hat die Sünde keine Macht, dich
zu beunruhigen und zu zerschlagen; du merkst sie kaum, sie
ist dir federleicht, denn du hast andere Angelegenheiten,
andere Sorgen oder Freuden. Du hast keine Zeit, dich in eine
geistliche Sorge zu vertiefen, Du hast eine starke Unterlage
an irdischer Freude, ein dickes, weiches Federbett unter
deinem Frieden - nämlich dein irdisches Glück. Darum bist du
jetzt immer stark und mutig in deinem Christentum, oder du
wirst wenigstens nicht mehr zerschlagen und elend über die
Sünde. Dieselben Dinge, die dich früher beunruhigten und die
wirklich Sünden sind, können jetzt frei geschehen, und du
wirst nicht mutlos, nein, du fängst nach und nach an, sie zu
entschuldigen und zu verteidigen. So ist nun die Wirkung des
Gesetzes erstickt und dein Herz und Gewissen eingeschlafen
und verhärtet.
Wenn aber das Gesetz seine Kraft so an dir verloren hat, wenn
die Sünde dich nicht mehr zerschlagen und bekümmern kann, was
ist dann der Glaube? Was sind dann das Evangelium und
Christus für dich? Nichts anderes als eine alte Lektion im
Kopf und im Mund, die du so gut kannst, die aber nichts bei
dir bewirkt. Denn wo das Gesetz nicht zerschlägt und tötet,
kann das Evangelium kein Leben und keine Kraft geben. Darum
wirst du jetzt weder recht zerknirscht und niedergeschlagen
über dich selbst, noch recht froh und stark im Herrn. Und
wenn du dazu dies auch nicht anerkennen willst, sondern
fortfährst, dich des Evangeliums zu rühmen, dann tritt jene
unheimliche Heuchelei ein, die die Verhärtung vollendet und
dem letzten Funken des Gnadenwerkes ein Ende macht.
Solche Herzen gleichen dann den schlüpfrigen, glatten, harten
Kieselsteinen, die am Meeresstrande von den Wellen und dem
Sand des Meeres geschliffen sind. Wenn das Herz von den
brausenden Weltsorgen auf der einen Seite und einem
heuchlerischen Umgang mit dem Wort auf der anderen Seite
wohl zugerichtet und geschliffen worden ist, dann ist es
schließlich so hart und so glatt, daß auch nichts mehr darauf
Eindruck macht. Und es war doch ein Herz, das einmal für den
Geist der Gnade empfänglich war und die Sünde bitterlich
fühlte, dem aber auch die Gnade in Christus viel mächtiger
geworden war. Jetzt ist diese himmlische Saat von den Dornen
der Erde erstickt. Wie bist du vom Himmel gefallen, du
schöner Morgenstern!
Herr Jesu, der Du angezünd't
Das Fünklein in mir Schwachen,
Was sich vom Glauben in mir find't,
Du wollst es stärker machen!
Was Du gefangen an, vollführ'
Bis an das End', daß dort bei Dir
Auf Glauben folg' das Schauen!