Mt 10,33
C.Eichhorn
Verleugnung Jesu
Wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich auch
verleugnen vor meinem himmlischen Vater. Matth. 10, 33
Die Gefahr, Jesus zu verleugnen, ist groß, und die Folgen
sind schlimm. Wie kommt es eigentlich, daß der Name Jesu bei
den Menschen so starken Widerspruch hervorruft, und daß Haß
und Verfolgung sich an diesen Namen heften? Hat denn dieser
Jesus so manches an sich, was mit Recht abstoßend wirkt?
Haben seine Anhänger wirklich Grund, sich seiner zu schämen?
Noch nie hat jemand einen berechtigten Vorwurf gegen ihn
erheben können. Seine Widersacher, die ihn doch gewiß mit
scharfen Augen beobachteten, fragte er einmal: Wer unter euch
kann mich einer Sünde bezichtigen? Niemand meldete sich mit
einer Anklage gegen ihn. Fleckenlos und rein steht sein Bild
vor aller Augen da. Es ist noch nie einer über diese Erde
gegangen, der so völlig von allem Erdenschmutz rein geblieben
ist wie er. Warum schämt man sich seiner? Er hätte Grund,
sich unser zu schämen, nicht aber wir seiner.
Warum wirkt sein Name auf so viele wie das rote Tuch auf den
Stier? Was hat er denn den Menschen getan, als er auf Erden
wandelte, daß sie ihn so übel behandelten? Nichts als
Wohltaten. Womit beleidigt er jetzt die Leute, daß sie ihm
so entgegen sind? Er will sie doch alle retten vor dem
ewigen Untergang. Der Grund solcher Abneigung liegt einmal
in der Sündenliebe. Man will sich nicht stören lassen auf
dem Weg des Leichtsinns und der Genußsucht. Sodann und zwar
hauptsächlich liegt der Grund im Hochmut. Man will kein
verlorener und verdammungswürdiger Sünder sein, der nur durch
Gnade gerettet wird. Dieser Hochmut hat einst die Juden, und
besonders die frommen Pharisäer und Schriftgelehrten, gegen
Jesus aufgebracht. Sie konnten es ihm nicht verzeihen, daß
er die frommen Worte von ihnen nahm und ihre wahre Gestalt
zeigte. Dem Hochmut ist besonders der gekreuzigte Heiland
höchst anstößig. Denn vor dem Gekreuzigten stehen wir als
Missetäter, die mit Recht den Galgen verdienen. Und das
empört.
Wer aber dem Heiland seine Rettung verdankt, der will und
darf sich seiner nicht schämen. Wer sind denn die, deren
Ungnade wir fürchten? Jesus selbst nennt sie "ein
ehebrecherisches, sündiges Geschlecht": ehebrecherisch,
weil sie den Bund und die Treue gegenüber Gott gebrochen und
ihm dem Rücken gekehrt haben. Vor solchen abtrünnigen und
schlechten Menschen schämen wir uns des herrlichem Heilandes?
Schande über uns! Wenn wir die armselige Ehre dieser Welt
nicht drangeben wollen um Jesu willen, so wird uns dies ewige
Schande einbringen. Wir kommen zwar hier unten schön und
leicht durch, aber droben wird er uns verleugnen vor seinem
himmlischen Vater. Dies bedeutet aber den Sturz in die Tiefe.