Mt 10,28
C.Eichhorn
Von Gott gebotene Furcht
Fürchtet euch aber vielmehr vor dem, der Leib und Seele
in die Hölle verderben kann! Matth. 10, 28
Die leichtfertigen Weltmenschen treiben mit der Hölle ihren
Spott. Es ist ein trauriges Zeichen dafür, wie sehr die
Gottesfurcht in weiten Kreisen unseres Volkes geschwunden ist,
daß die Hölle für viele gar nicht mehr da und für andere
geradezu ein Gegenstand des Gelächters ist. Gotteskinder
wissen, daß es eine Hölle gibt. Sie glauben den Worten des
Sohnes Gottes, der aus der unsichtbaren Welt zu uns gekommen
ist und genauen Einblick in Himmel und Hölle hat. Wie
nachdrücklich und einschneidend hat Jesus die Schrecken
der Verdammnis uns vor Augen gestellt (Mark. 9, 43-48)!
Gotteskinder wissen, daß es eine Hölle gibt; denn wer eine
gründliche Buße durchgemacht hat, der hat sozusagen eine
Höllenfahrt gehalten. Er hat die Gottverlassenheit empfunden
und gezittert davor, von Gott ewig verworfen zu werden. Die
Schrecken des heiligen Gottes sind auf ihn gefallen. Er hat
die schauerliche Kluft zu fühlen bekommen, die den Sünder von
Gott trennt. Er hat in die Abgründe geblickt, die sich vor dem
erschreckten Gewissen auftun. Darum weiß er, daß es eine Hölle
gibt. Wer aber die rettende Gnade des Heilands ergriffen hat,
weiß ebenso gewiß, daß es einen Himmel gibt. Er ist ihm ins
Herz gegeben worden im Frieden der Vergebung, in der seligen
Gewißheit: Gott liebt auch mich, ich bin sein Kind! Aber bei
aller Heilsgewißheit soll doch im Herzen eines Gotteskindes
immer etwas von der heilsamen Furcht bleiben, von der Jesus
sagt: Fürchtet euch vor dem, der Leib und Seele in die Hölle
verderben kann! Leib und Seele. Die Hölle bringt nicht nur
geistige, sondern auch leibliche Qualen. Dieses erschütternde
Wort ist an die Jünger gerichtet. Wir dürfen nie sicher werden
im falschen Sinn. Eine Bangigkeit darf wohl unsere Seele
beschleichen: werde ich auch wirklich das Ziel erreichen?
Das treibt uns dann umso mehr in die Arme des Heilandes.
Besonders wenn die Sünde uns reizt und lockt, laßt uns an die
schrecklichen Folgen eines Abfalls denken! Wenn Gotteskinder
sich wieder vom Bösen in Besitz nehmen lassen, so ist ihre
Verdammnis doppelt schwer. Sie kommen in die äußerste
Finsternis (wörtlich in Matth. 22, 13), wie der Mensch, der
sich ohne hochzeitliches Kleid im Kreis der Auserwählten
bewegt hatte. Das ist der höchste Grad der Verdammnis.
Der Knecht Christi, der sich gegen seine Mitknechte
herrschsüchtig, lieblos und gewalttätig zeigt, bekommt sein
Teil mit den "Heuchlern". Und sie bekommen das schlimmste
Teil. Im Herzen des Apostels Paulus lebte immer noch die bange
Sorge, einst "verworfen" zu werden. Wieviel mehr sollten wir
diesem Gedanken Raum geben, damit wir uns desto mehr vor jeder
Sünde hüten und in keine falsche Vertrauensseligkeit oder
auch in eine falsche Vertraulichkeit Gott gegenüber geraten!
Zugleich bildet die Furcht vor Gott ein heilsames Gegengift
gegen die Menschenfurcht. Wenn wir vor Gott zittern, hören wir
auf, vor Menschen zu zittern.