Mt 10,2
J.MacArthur
Die Namen der zwölf Apostel aber sind diese: der erste Simon,
der Petrus genannt wird, und Andreas, sein Bruder; und
Jakobus, der [Sohn] des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder;
Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner;
Jakobus, der [Sohn] des Alphäus, und Thaddäus; Simon, der
Kanaanäer, und Judas Iskariot, der ihn auch überlieferte"
(Matth. 10,2-4).
Geistliche Einheit ist der Schlüssel für die Effektivität der
Gemeinde auf allen Gebieten.
Einigkeit ist das entscheidende Element des Gemeindelebens -
vor allem in deren Leiterschaft. Eine einmütige Gemeinde
kann große Dinge für Christus zuwege bringen; doch
Uneinigkeit kann sie zugrunde richten. Selbst die
rechtgläubigsten Gemeinden sind nicht immun gegen die
subtilen Angriffe der Uneinigkeit, weil sie sich meistens
nicht an lehrmäßigen Themen entzündet, sondern eher durch
persönliche Streitereien oder durch den Stolz entfacht wird.
Gott bringt in den Versammlungen und Arbeitsteams oft
Menschen unterschiedlichster Erfahrung und Gemütsverfassung
zusammen. Dadurch entsteht eine schöne Mischung an Gaben und
Aufgaben; aber darin steckt auch das Potential zu Uneinigkeit
und Streit. Das traf ganz gewiss auch auf die Jünger zu;
denn dazu gehörten ein impulsiver Fischer (Petrus), zwei
leidenschaftliche und ehrgeizige "Söhne des Donners"
(Jakobus und Johannes), ein rechnender, pragmatischer und
pessimistischer Mann (Philippus), einer mit rassistischen
Vorurteilen (Bartholomäus), ein verachteter Zöllner
(Matthäus), ein Politeiferer (Simon), ein Verräter (Judas,
der nur des Geldes wegen hineingekommen war und sich mit
dreißig Silberlingen wieder hinauszahlen ließ).
Stell dir die möglichen Katastrophen in einer solchen
Gruppierung vor! Doch ihr gemeinsames Ziel überwand ihre
individuellen Unterschiede, und in Seiner Gnade richtete der
Herr durch sie aus, was sie allein niemals fertigbekommen
hätten. Das zeigt die Kraft geistlicher Einmütigkeit.
Als Christ gehörst du zu der auserwählten Mannschaft, der
die größte Aufgabe der Welt übertragen wurde: das Werk zu
vollenden, das Jesus begonnen hat. Das erfordert Einigkeit
in Ziel und Anstrengung. Satan wird versuchen, Uneinigkeit
zu säen; du aber musst alles daransetzen, die Mahnung des
Paulus in die Tat umzusetzen: "Erfüllt meine Freude, dass ihr
dieselbe Gesinnung und dieselbe Liebe habt, einmütig, eines
Sinnes seid ..." (Phil. 2,2).
J.MacArthur
Zu den zwölf Aposteln gehörte "Simon, der Petrus genannt
wird" (Matth. 10,2).
Jesus kann einen impulsiven und schwankenden Christen"so
stabil wie einen Felsen machen.
Der erste im Matthäusevangelium genannte Jünger ist "Simon,
der Petrus genannt wird". Er war Fischer von Beruf, doch
rief ihn der Herr, um Menschenfischer zu werden. In Johannes
1,40-42 finden wir die erste Begegnung: "Andreas, der Bruder
des Simon Petrus, war einer von den zweien, die es von
Johannes [dem Täufer] gehört hatten und ihm nachgefolgt
waren. Dieser findet zuerst seinen Bruder Simon und ...
führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sprach: Du
bist Simon, der Sohn des Johannes; du wirst Kephas heißen -
was übersetzt wird: Stein."
"Petrus" heißt "Stein" und "Kephas" ist die aramäische
Entsprechung. Von Natur neigte Petrus dazu, impulsiv und
schwankend zu sein. Offensichtlich nannte Jesus ihn
"Petrus", um auf seine spätere Rolle in der Gemeinde
hinzudeuten, in der er geistliche Stärke und Standhaftigkeit
nötig hatte. Wenn Petrus wie ein Mann der Stärke handelte,
nannte ihn der Herr bei seinem neuen Namen; als er sündigte,
bei seinem alten (z.B. in Joh. 21,15-17). Im
Johannesevangelium wird Petrus siebzehnmal Simon Petrus
genannt. Vielleicht kannte Johannes den Petrus so gut, dass
er wusste, wie dieser allzeit zwischen dem sündigen Simon
und dem geistlichen Petrus hin- und herschwang.
In den nächsten Tagen werden wir sehen, wie der Herr daran
arbeitete, Petrus in einen geistlichen Felsen zu verwandeln.
Das war eine erstaunliche Veränderung, aber nicht unähnlich
der, die Er im Leben eines jeden Gläubigen zu erreichen
wünscht.
Du magst nicht dasselbe Temperament wie Petrus haben, und
doch will dich der Herr genauso zu einem geistlichen Felsen
machen. Petrus selbst schreibt: "Lasst euch auch selbst als
lebendige Steine auferbauen, als ein geistliches Haus, ein
heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer
darzubringen, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus"
(1. Petr. 2,5). Das geschieht, wenn ihr "wachst ... in der
Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus
Christus" (2. Petr. 3,18). Lass dies dein beständiges Ziel
sein.
J.MacArthur
Zu den zwölf Aposteln gehörte "Simon, der Petrus genannt
wird" (Matth. 10,2).
Gott kann deine natürlichen Fähigkeiten für deinen
geistlichen Dienst einsetzen.
Petrus ist ein gutes Beispiel dafür, wie Gott geistliche
Leiter heranzieht. Er beginnt mit den natürlichen
Charakterzügen und arbeitet von dorther. Natürliche
Charakterzüge machen noch keinen geistlichen Leiter; eine
solche Person muss auch vom Heiligen Geist begabt und berufen
sein, eine Gemeinde zu führen und geistliche Tugenden
musterhaft vorleben. Doch oft betraut Gott spätere Leiter
mit natürlichen Fähigkeiten als Rohmaterial, aus dem Er ihr
geistliches Dienstpotential entwickelt. Ganz gewiss war das
bei Petrus so, der Leiterqualitäten wie Wissbegierde,
Initiative und Engagement besaß.
Petrus stellte dauernd Fragen. Tatsächlich zeigt der
biblische Befund, dass er mehr Fragen stellte als alle
anderen Jünger zusammen! Leute ohne Wissbegierde werden
keine guten Leiter, weil sie an Problemen und deren Lösungen
nicht interessiert sind.
Initiative war ein anderes Kennzeichen seines
Leiterschaftspotentials. Er fragte nicht nur, sondern war
oft auch der erste, der auf die Fragen Jesu eine Antwort
gab (z.B. Matth. 16,15-16; Luk. 8,45).
Auch mochte Petrus gern aktiv sein, selbst wenn dies ihn
in Bedrängnis brachte. Zum Beispiel kann man seinen
Kleinglauben kritisieren, als er beim Gehen über das Wasser
versank; aber wir müssen daran denken, dass die anderen
Jünger überhaupt nicht aus dem Boot zu steigen gewagt hatten.
Petrus war wissbegierig, initiativ und engagiert. Wie
sieht's bei dir aus? Interessiert dich Gottes Wahrheit?
Ergreifst du die Initiative, von Ihm zu lernen? Möchtest du
an Seinem Werk beteiligt sein? Wenn ja, dann hast du das
Rohmaterial zu geistlicher Leiterschaft. Halte an, diese
Eigenschaften zu pflegen und erlaube dem Heiligen Geist, dich
zu Gottes Ehre zu gebrauchen.
J.MacArthur
Zu den zwölf Aposteln gehörte "Simon, der Petrus genannt
wird" (Matth. 10,2).
Deine jetzigen Erfahrungen wirken sich auf deine spätere
Leiterschaft aus.
Stan Carder ist ein lieber Bruder in Christus und einer der
Pastoren in unserer Gemeinde. Bevor er zur Grace-Gemeinde
kam, diente er in einer Gemeinde in Montana. Während dieser
Zeit fuhr er eines Nachts einen Lastwagen und geriet in einen
schweren Verkehrsunfall. Stan erlitt einen Halswirbelbruch
und andere schwere Verletzungen. Monatelange beschwerliche
und schmerzliche Behandlungen waren die Folge.
Das war eine der schwierigsten Zeiten in Stans Leben, aber
Gott benutzte sie in besonderer Weise. Heute ist er Pastor
in der Abteilung für spezielle Dienste und dient mehr als
fünfhundert physisch und psychisch angeschlagenen Menschen.
Gott wählte Stan dazu aus und erlaubte ihm, die zu dieser
Aufgabe nötigen Erfahrungen zu machen.
Gott lässt es nicht immer zu so ernsten Situationen kommen,
doch führt Er uns sehr wohl in lebensverändernde Umstände,
die unsere Diensteffizienz erhöhen.
Petrus machte viele solcher Erfahrungen. In Matthäus
16,15-16 gab ihm Gott zum Beispiel eine besondere Offenbarung
der Göttlichkeit Christi. In Apostelgeschichte 10 sandte
Gott ihn, den Heiden zu predigen - etwas Unerhörtes zu jener
Zeit, weil die Juden jeden Umgang mit den Heiden vermieden.
Vielleicht die traurigste Erfahrung im Leben des Petrus war
seine Verleugnung Christi. Aber auch dadurch wurde seine
Liebe zu Christus und die Wertschätzung der göttlichen Gnade
nur noch stärker. Denn nach der Auferstehung vergab Christus
ihm und setzte ihn erneut zum Dienst ein (Joh. 21,15-19).
Die vielen Erfahrungen bereiteten den Petrus für die
Schlüsselrolle vor, die er in der frühen Kirche übernehmen
sollte. So suche auch du in deinen Umständen die Hand Gottes
zu sehen und freue dich daran, auf diese Weise in Zukunft ein
brauchbarerer Christ zu werden.
J.MacArthur
"Zu den zwölf Aposteln gehörte "Simon, der Petrus genannt
wird" (Matth. 10,2).
Petrus lernte fünf Lektionen, die jeder Gläubige lernen muss.
Wir haben gesehen, dass Gott die Erfahrungen gebraucht, um
uns in nützlichere Christen und Leiter zu verwandeln. Indem
wir Petrus zum Beispiel nehmen, wollen wir kurz fünf
Lektionen betrachten, die wir aus unseren Erfahrungen lernen
können: Unterwerfung, Selbstzurücknahme, Demut,
Opferbereitschaft und Liebe.
Leiter neigen zu Selbstzufriedenheit und Aggressivität; so
müssen sie lernen, sich einer Autorität zu unterwerfen.
Jesus machte das deutlich, als Er Petrus befahl, einen Fisch
zu fangen und eine Münze aus dessen Maul zu holen (Matth.
17,24-27). Auch sollte er dies Geld als Tempelsteuer
hingeben. Petrus war ein Bürger des Reiches Gottes, und so
bedurfte es einer deutlichen Lektion, dass er auch den
weltlichen Obrigkeiten untertan zu sein hatte.
Als die Soldaten kamen, um den Herrn Jesus gefangenzunehmen,
zog Petrus das Schwert und hätte es mit dem ganzen Haufen
aufgenommen, wenn der Herr ihn nicht aufgehalten hätte.
Petrus musste lernen, dem himmlischen Vater zu vertrauen,
so wie sein Meister es tat.
Petrus hatte angegeben, Jesus niemals zu verlassen oder zu
verleugnen - und doch tat er es. Demütig zu werden war die
schmerzlichste Lektion, die er zu lernen hatte. Der Herr
hatte Petrus gesagt, er werde als Märtyrer sterben (Joh.
21,18-19). Von dem Tage an wusste Petrus, wohin es mit ihm
ging; aber er war bereit, das Opfer zu bringen und bis dahin
seinen Dienst zu tun.
Leiter sind oft sachorientiert und vielfach wenig einfühlsam
gegenüber den Menschen. Petrus war so einer. Darum zeigte
ihm Jesus, was Liebe ist, indem Er ihm die Füße wusch und ihn
anwies, anderen Liebesdienste zu erweisen (Joh. 13,6-9.34).
Unterwerfung, Selbstzurücknahme, Demut, Opferbereitschaft und
Liebe sollten jeden Gläubigen kennzeichnen - einerlei, welche
Funktion er im Leibe Christi hat. Ach, wären sie doch auch
charakteristisch für dein Leben und möchtest du beständig
danach trachten, in diesen Tugenden zu wachsen, so wie Gott
das Werk Seiner Gnade an dir fortsetzt.
J.MacArthur
Zu den zwölf Aposteln gehörte "Simon, der Petrus genannt
wird" (Matth. 10,2).
Gott weiß, wie Er zu den richtigen Ergebnissen kommt.
Gott schafft Führungspersonen, indem Er Menschen aus dem
richtigen Rohmaterial nimmt, sie die richtigen Erfahrungen
machen lässt und ihnen die richtigen Lektionen erteilt.
So bildete Er den Petrus aus, und was dabei herauskam,
ist staunenswert. In den ersten zwölf Kapiteln der
Apostelgeschichte sehen wir, wie Petrus die Ersetzung des
Judas durch Matthias in die Wege leitet, die mächtige
Pfingstpredigt hält, einen Lahmen heilt, den jüdischen
Autoritäten standhält, Ananias und Sapphira entgegentritt,
sich mit Simon, dem Zauberer, auseinandersetzt, den Äneas
heilt, Dorkas von den Toten erweckt und das Evangelium zu den
Heiden bringt. Darüber hinaus schrieb er zwei Briefe, die
uns allen von den Lektionen berichten, die er bei seinem
Meister gelernt hatte. Welch eine Führungsperson!
Petrus war im Tode ein genauso großes Vorbild wie im Leben.
Jesus hatte ihm gesagt, er werde zu Gottes Ehre gekreuzigt
werden, und die Tradition der frühen Kirche berichtet, dass
dies auch so geschehen ist. Bevor sie ihn umbrachten,
zwangen seine Henker ihn, die Kreuzigung seiner Frau
anzusehen. Am Fuß ihres Kreuzes stehend ermutigte er sie
ununterbrochen, indem er sagte: "Denk an den Herrn! Denk an
den Herrn!" Danach bat er, man möge ihn mit dem Kopf nach
unten kreuzigen, weil er sich unwürdig fühlte, wie sein Herr
zu sterben. Der Bitte wurde entsprochen.
So wie Gott bei Petrus aus einem unbesonnenen und impulsiven
Fischer ein mächtiges Werkzeug zu Seiner Herrlichkeit machte,
so kann Er jeden umgestalten, der sich Ihm überlässt.
Du wirst niemals ein Apostel werden; aber dein Wesen kann
in gleicher Tiefe umgestaltet werden und du kannst dieselbe
Freude im Dienste Christi erfahren, wie Petrus sie erlebt
hat. Es gibt auf der ganzen Welt keine höhere Berufung als
die, ein Werkzeug der Gnade Gottes zu sein. Petrus war
seiner Berufung treu geblieben. Mögest du es auch sein!
J.MacArthur
Zu den zwölf Aposteln gehörte "Andreas" (Matth. 10,2).
Andere zu Christus zu führen sollte in unserem Leben höchste
Priorität haben.
Andreas war der Bruder des Petrus und stammte aus Bethsaida
in Galiläa. Von Anfang an sehen wir ihn Leute zu Christus
führen - angefangen mit seinem eigenen Bruder.
Im Johannes-Evangelium finden wir seine erste Begegnung mit
Jesus: "Am folgenden Tag stand Johannes [der Täufer] wieder
da und zwei von seinen Jüngern [Andreas und Johannes]; und
hinblickend auf Jesus, der umherging, spricht er: Siehe, das
Lamm Gottes! Und es hörten ihn die zwei Jünger reden und
folgten Jesus nach ... Andreas, der Bruder des Simon Petrus,
war einer von den zweien, die es von Johannes gehört hatten
und ihm nachgefolgt waren. Dieser findet zuerst seinen
Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den Messias
gefunden - was übersetzt ist: Christus. Und er führte ihn zu
Jesus" (Joh. 1,35-37.40-42). Später berief der Herr beide,
Andreas und Petrus, zu Seinen Jüngern und sie ließen
augenblicklich ihre Netze, um Ihm zu folgen (Matth. 4,20).
Das nächste Mal entdecken wir Andreas in Johannes 6,8-9. Es
war spät am Abend und Tausende waren Jesus nachgefolgt und
begannen, hungrig zu werden, doch war nicht genügend Brot für
sie vorhanden. Da brachte Andreas einen Jungen zu Jesus mit
fünf Gerstenbroten und zwei Fischen. Aus dieser kleinen
Ration machte der Herr so viel Speise, dass sie für alle
ausreichte!
Dann erscheint Andreas wieder in Johannes 12,20-22, wo von
den Griechen berichtet wird, die das Passah in Jerusalem
feiern wollten. Sie kamen zu Philippus mit der Bitte, Jesus
sehen zu dürfen. Philippus brachte sie zu Andreas, der sie
offensichtlich zu dem Herrn brachte.
Andreas wusste nicht, wie Jesus im Einzelfall handeln würde;
aber er hielt trotzdem an, Leute zu Ihm zu bringen. Das
sollte jeden Gläubigen kennzeichnen. Deine geistlichen Gaben
mögen sich von denen anderer unterscheiden; aber alle
gemeinsam haben wir den Auftrag, Jünger zu machen (Matth.
28,19-20) und das beginnt damit, Sünder zu Christus zu
führen. Lass dies dir heute das Wichtigste sein!
J.MacArthur
Zu den zwölf Aposteln gehörte "Andreas" (Matth. 10,2).
Andreas ist ein Vorbild für Gläubige, die demütig im
Hintergrund ihren Dienst tun.
Man weiß: Keiner spielt gern die zweite Geige, doch daran
dachte Andreas überhaupt nicht. Im Schatten eines
aggressiven und redegewandten Bruders wie Petrus
aufzuwachsen, bedeutet für jeden eine Herausforderung.
Selbst in der Bibel wird Andreas "der Bruder des Simon
Petrus" genannt (z.B. in Joh. 1,40). Doch als Andreas
Jesus getroffen hatte, war seine erste Reaktion, dies seinem
Bruder zu sagen; dabei wusste er genau: Wenn Petrus erst ein
Jünger war, würde der auch dort höchstwahrscheinlich die
erste Geige spielen. Aber Andreas war ein wahrhaft demütiger
Mensch, dem es mehr darum ging, Leute zu Jesus zu bringen,
als wer das Sagen hat.
Der Glaube und die Offenheit des Andreas brachten ihn dazu,
jede Möglichkeit zu ergreifen, andere zu Christus zu führen.
Er wusste: Der Hauptauftrag des Herrn galt "den verlorenen
Schafen des Hauses Israel" (Matth. 10,6), doch führte er
auch Heiden zu Christus (Joh. 12,20-22). Er hatte gesehen,
wie Jesus bei der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelt
hatte (Joh. 2,1-11), so wusste er, dass der Herr aus wenigem
viel machen konnte. Daran muss er gedacht haben, als er den
Jungen mit den fünf Gerstenbroten und den zwei Fischen zu
Jesus brachte; war ihm doch klar, dass ein Wunder geschehen
musste, wenn eine so riesige Menge mit einer so geringen Gabe
gespeist werden sollte (Joh. 6,8-9).
Die Tradition berichtet, dass Andreas nahe vor seinem Tode in
einer Provinz predigte, in der die Frau des Gouverneurs das
Evangelium annahm. Der Gouverneur forderte sie auf, Christus
zu verwerfen, doch sie weigerte sich. In seiner Wut
kreuzigte er Andreas auf einem x-förmigen Kreuz, an dem
dieser zwei Tage hing, bevor er starb. Selbst dort habe er
nicht den Mut verloren, sondern vom Kreuz herab das
Evangelium gepredigt - immer noch wollte er andere zu
Christus bringen.
Andreas ist das Bild des demütigen, treuen und mutigen
Christen, der im Hintergrund arbeitet. Solche Leute sind die
Stützen aller Arbeit und von ihnen hängen die Leiter ab.
Vielleicht wirst du nie ein prominenter Leiter wie Petrus;
aber du kannst ein treuer und mutiger Diener sein wie
Andreas.
J.MacArthur
Zu den zwölf Jüngern gehörte "Jakobus der [Sohn] des
Zebedäus" (Matth. 10,2).
Gott kann begeisterungsfähige und ehrgeizige Leute zu Seiner
Ehre gebrauchen.
Wie Petrus und Andreas waren auch Jakobus und Johannes
Fischer. Eines Tages, als Jesus am See von Galiläa
entlangging, sah Er sie im Boot mit ihrem Vater Zebedäus
und zwei Angestellten. Als der Herr sie zur Nachfolge
aufforderte, verließen sie augenblicklich das Boot und gingen
mit Ihm (Mark. 1,19-20).
Jakobus und Johannes waren Eiferer und ehrgeizige Leute -
so sehr, dass Jesus ihnen den Beinamen "Boanerges" gab, was
"Söhne des Donners" heißt (Mark. 3,17). Zeitweise gewann
ihr großer Eifer die Oberhand. In Lukas 9,54 zum Beispiel
hatten die Bewohner eines samaritischen Dorfes es abgelehnt,
den Herrn aufzunehmen. Jakobus und Johannes baten daraufhin
um die Erlaubnis, Feuer vom Himmel fallen zu lassen, um das
ganze Dorf zu vernichten. Bei einer anderen Gelegenheit
schickten sie ihre Mutter mit der Bitte zu Jesus, ihnen
hervorragende Plätze im Reiche Gottes zu gewähren (Matth.
20,20-28). Sie suchten Macht, Ansehen und Ehre, doch Jesus
verhieß ihnen Leiden und, im Fall des Jakobus, das Grab eines
Märtyrers.
Jakobus war wahrscheinlich der ältere der beiden Brüder,
weil sein Name immer zuerst genannt wird, wenn die beiden
gemeinsam in der Schrift auftreten. Vielleicht war er auch
der leidenschaftlichere und ehrgeizigere von den beiden, weil
er der erste Apostel war, der zum Märtyrer wurde. Als der
König Herodes beschloss, die frühe Kirche zu verfolgen,
erschlug er Jakobus mit dem Schwert (Apg. 12,2). Als er
sah, wie sehr das die Juden freute, sperrte er Petrus ein,
aber tötete ihn nicht. Offensichtlich sah er in Jakobus eine
größere Bedrohung als in Petrus. Das lässt uns etwas von dem
mächtigen Zeugnis dieses Mannes ahnen.
Wie Jakobus und Johannes werden manche Christen durch ihren
Eifer im Dienst des Heiligen Geistes vorangetrieben. Wenn
das auch für dich gilt, so danke Gott für diesen Eifer; doch
achte darauf, dass der Heilige Geist immer bestimmt, was
du sagst und tust. Wenn du aber in geistliche Lethargie
versunken bist und dein Leben keinerlei Bedrohung für Satans
Reich darstellt, dann musst du Buße tun und wieder eifrig für
den Herrn werden.
J.MacArthur
Zu den zwölf Aposteln gehörte
"Jakobus, der Sohn des Zebedäus" (Matth. 10,2).
Eifer ohne Einfühlsamkeit kann dein Leben und deinen Dienst
zerstören.
Da wird von einem norwegischen Pastor erzählt, dessen Motto
lautete: "Alles oder nichts!" Sein Leben und seine Predigt
waren ernst, stark, ohne Kompromisse - und bar jeglichen
Einfühlungsvermögens. Bald hieß es, die Menschen seiner
Gemeinde hätten sich kaum noch um ihn gekümmert, weil er sich
nicht um sie gekümmert hätte. In seinem Eifer und in seinem
Ehrgeiz, das Reich Gottes voranzutreiben und dessen Maßstäbe
aufrecht zu erhalten, ließ er alles andere außer Acht -
einschließlich seiner Familie.
Eines Tages wurde seine kleine Tochter so krank, dass der
Arzt ihm dringend riet, sie aus dem kalten norwegischen Klima
in eine wärmere Gegend zu bringen. Er lehnte ab und sagte
dem Arzt: "Alles oder nichts!" Bald starb das Kind. Seine
Frau war so schmerzzerrissen, dass sie stundenlang die
Kleider ihrer Tochter ans Herz drückte, um so ihr Herzeleid
zu lindern.
Als der Pastor das sah, gab er die Kleider einer armen Frau
auf der Straße. Alles, was der Frau blieb, war ein kleines
Mützchen, das sie als Andenken an ihr niedliches Töchterchen
versteckt hatte. Als der Pastor es fand, gab er es auch weg,
wobei er seine Frau belehrte: "Alles oder nichts!" Einige
Monate später starb auch seine Frau.
Nun, das ist wohl ein extremes Beispiel für gefühllosen
Eifer; und doch gibt es zahllose Pastoren, Evangelisten und
andere christliche Arbeiter, die für den Herrn eifern, aber
so werkorientiert, dass sie die dadurch verursachten
Schmerzen in ihren Familien und Versammlungen gar nicht
wahrnehmen.
Jakobus hätte auch so werden können, wenn er nicht sein
Leben Christus geweiht hätte. Er begann mit großem, beinahe
blindem Eifer; aber Gott hat ihn zubereitet, dass er Ihm
in rechter Weise dienen konnte bis zum frühen Märtyrertod.
Überprüfe deinen Dienst und die dahinter stehenden Motive.
Bist du sensibel für deine Familie und für die anderen, denen
du dienst? Eifer kann sehr gut sein, aber er muss durch
Liebe und Einfühlungsvermögen abgefedert werden.
J.MacArthur
Zu den zwölf Jüngern gehörte "Johannes" (Matth. 10,2).
Versuche immer, zwischen Wahrheit und Liebe das Gleichgewicht
zu halten.
Manche Leute stellen Johannes als ziemlich sentimentalen und
egozentrischen Menschen dar, der sich mit dem Kopf an Jesu
Schulter lehnte und sich dauernd den "Jünger, den Jesus
liebte" nannte. Doch ist das keine richtige Beschreibung
dieses "Donnersohnes"! Er liebte Jesus innig und war
erstaunt, dass der Herr ihn liebte - auch dann noch, als er
die Samariter verbrennen und für sich einen Sonderplatz im
Reiche Christi ergattern wollte. Wenn er sich selbst den
"Jünger, den Jesus liebte" nannte (z.B. Joh. 21,20), dann
drückte er damit nur sein Erstaunen über die große Gnade
Gottes in seinem Leben aus.
Wie sehr er auch den Herrn liebte, so erlaubte er seiner
Liebe nie, in bloße Sentimentalität abzugleiten. Statt
dessen ist gerade das Gleichgewicht zwischen Wahrheit und
Liebe das Kennzeichen seines Dienstes. In seinen Schriften
finden wir das Wort Liebe mehr als achtzigmal und das Wort
Zeugnis beinahe siebzigmal. Seine tiefe Liebe zu Christus
trieb ihn dazu, ein Lehrer der Liebe und ein Zeuge der
Wahrheit zu sein. Für ihn war der Gehorsam gegen die
Wahrheit der höchste Ausdruck der Liebe. So lesen wir in
1. Johannes 2,5: "Wer aber sein Wort hält, in dem ist
wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet."
Für Johannes bedeutete es die größte Freude, wenn er hörte,
dass seine geistlichen Kinder in der Wahrheit wandelten
(3. Joh. 4). Er ging streng mit jedem um, der versuchte,
sie durch Leugnung oder Verdrehung des Wortes Gottes von
diesem Ziel abzubringen.
Heutzutage haben Talkshows im Fernsehen oder auch andere
Medien Einflüsse, durch die die Grenzen zwischen der
jeweiligen Meinung und der Wahrheit verwischt werden. Die
Meinung des einen wird für genauso richtig wie die des
anderen gehalten; es geht überhaupt nicht mehr darum, was
richtig oder was falsch ist. Die Wahrheit kommt selbst in
der Kirche zu kurz, weil viele Christen zu Kompromissen
bereit sind, um der Konfrontation mit widerstrebenden Leuten
auszuweichen. Sie vergessen, dass wahre Liebe nur in der
Atmosphäre biblischer Wahrheit gedeihen kann (Phil. 1,9).
Mitten in all dem Durcheinander ruft Gott dich auf, in Liebe
die Wahrheit zu sagen (Eph. 4,15). Die Welt hat keine
weitere Meinung, sondern Gottes absolutes und autoritatives
Wort nötig!