Mt 9,38
S.Keller
Matth. 9, 38: «Bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter
in seine Ernte sende.»
Aber, wenn der Herr der Ernte Arbeiter hat, warum sendet er
sie nicht ohne unser Gebet? Lies die Stelle nach von V. 35
an. Jesus predigt und heilt und seufzt doch über das
Ungenügen seines Tuns: dabei bleiben die Leute wie Schafe,
die keinen Hirten haben. Da hat er sich als ihr Hirte in den
Tod gegeben. Seither keine Furche, kein Wachstum, keine
Ernte ohne sein Blut. Aber dann sieht er die Jünger an und
gibt ihnen den Auftrag: bittet um Arbeiter! Was heißt das
anders, als daß sie über solchem Gebet etwas Geheimnisvolles
erleben sollen Wer ernstlich um eine Sache betet, wird
innerlich mit ihr verwachsen und merkt eines Tages, daß er
selbst darin eine Verpflichtung habe: du betest so viel dafür
- was tust du denn selbst dafür? Dann kann es kommen wie bei
den Jüngern; sie selbst wurden die Erhörung ihrer Bitte: aus
Fürbittern wurden sie Arbeiter! - Wir alle, die wir fremden
Jammer mit Augen der Liebe sehen, mit Schmerzen der Liebe als
unsere Not spüren - wir können nicht bloß um Linderung und
Hilfe beten, sondern wir werden uns selbst als Arbeiter zur
Umgestaltung jener Verhältnisse anbieten müssen. Was würde
das in der Welt bedeuten, wenn alle gläubigen Fürbitter diese
Verwandlung in bewußte Erntearbeiter schon erlebt hätten!
Vater, wir bitten dich, mache uns so klein, so rein, so warm,
so treu, daß du uns als deine Erntearbeiter senden kannst,
wohin du willst. Amen.