Matthäus

Mt 8,32 J.Kroeker Von unserer Erlösung.

"Und Er sprach zu ihnen: ,Fahret aus!' Da fuhren sie aus und fuhren in die Schweine. Und siehe, die ganze Herde stürzte sich den Abhang hinunter ins Meer." Matth. 8,32.

Lange nicht mehr war es im Leben und Dienst Jesu der Fall gewesen, dass mit der Erlösung, die seine Gegenwart brachte, auch ein so schwerer Verlust an irdischen Werten verbunden war. Gewiss verlangte Er in einem Fall wie dem des reichen Jünglings: "Gehe hin und verkaufe alles!" Gewiss wurde das erlogene Vermögen eines Zachäus vielleicht um fünfzig Prozent und mehr geringer, als Jesus in sein Haus trat.

An sich war Jesus aber niemals ein Feind des Besitzes, wenn Er auch als Menschensohn nicht hatte, wo Er sein Haupt hinlegen konnte. Er ruhte gern in Bethanien bei einer Maria und deren Schwester Martha, die dort offenbar ein schönes Heim hatten. Er mied auch nicht die Synagoge, so wenig Er auch von da aus für die Zukunft das Heil der Welt erwartete. Wenn Er sie betrat, ließ Er sich eine Prophetenrolle geben und las dem Volke etwas von dem vor, was einst die großen Gottesmänner der Vergangenheit geschaut und ersehnt hatten. Er bekämpfte auch nicht den römischen Staat, so wenig sich dieser auch mit der Gottesherrschaft deckte, die Er zu bringen hatte. Er ließ die Steuer zahlen, wenn sie auch zunächst von Petrus durch ein Wunder herbeigeschafft werden musste. Auch war Er kein Feind des Gesetzes, so oft Er auch den Sabbat brach, sobald es galt, am Nächsten Barmherzigkeit zu üben.

Wenn also in Gergesa die Schweineherde sich ins Meer stürzte und ertrank, so war das für Jesus nicht etwa eine Freude über den Untergang von einem Besitz dieser Welt. Er hat an sich kein Interesse oder sogar Freude an Wertvernichtung und Weltuntergang! Wie konnte Er priesterlich weinen, wenn Er den kommenden Untergang des Heiligtums zu Jerusalem sah.

Also nicht um die Frage einer prinzipiellen Verneinung des Besitzes, des Staates, der Heiligtümer und anderer Kulturwerte handelt es sich, wenn in Gergesa sich eine Herde ins Meer stürzte, als Jesu Gegenwart Menschen von Dämonen erlöste. Aber in dieser Begebenheit tritt uns die ganz große Wahrheit entgegen, dass Gott und seinem Gesalbten der Mensch wertvoller ist als der Besitz, Staat und Heiligtum. Gilt es Söhne dem Vater wiederzugewinnen, die nicht mehr sie selbst, sondern Kinder dunkler Mächte und des Todes geworden sind, dann nimmt die Barmherzigkeit keine Rücksicht auf alles, was durch den Segen der Zukunft wieder ersetzt werden kann. Menschen zu Jesu Füßen zu bringen ist unendlich mehr wert als der Verlust einer Schweineherde, die augenblicklich darob zugrunde geht.