Mt 8,10
C.H.Spurgeon
Notwendigkeit des Glaubens.
"Wahrlich ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel
nicht gefunden!" Matth. 8, 10.
"Denn wer da zweifelt denke nicht, daß er etwas von dem HErrn
empfangen werden." Jak. 1, 7.
"Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was keusch, was
lieblich, was wohl lautet," dem denket nach und trachtet
danach, daß ihr es ergreifet; aber wisset, daß an dem allen
Gott kein Wohlgefallen hat, w e n n d e r G l a u b e
f e h l t. Tugenden ohne Glauben sind weiß getünchte Sünden.
Der Unglaube macht alles zunichte. Er ist die Fliege in
der heiligen Salbe, der Tod im Topf. Ohne Glauben, -
trotz aller Tugendreinheit, trotz aller wohlwollenden
Menschenfreundlichkeit, trotz aller uneigennützigen Liebe
und Güte, trotz aller hervorragenden Geistesgaben, trotz
der feurigsten Vaterlandsliebe, trotz aller Entschiedenheit
der Grundsätze - hast du keinen Anspruch auf das göttliche
Wohlgefallen, denn "ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu
gefallen."
Der Glaube stärkt und erhöht jede Tugend, der Unglaube erstickt
sie im Keim. Tausende von Gebeten hat der Unglaube erstickt;
viele Lobgesänge, welche mit ihrem Jubel gut mit eingestimmt
hätten in die himmlischen Chöre, sind von ungläubigem Murren
zum Schweigen gebracht worden; manche edle, im Herzen
beschlossene Tat hat der Unglaube vereitelt, ehe sie zur
Ausführung kam. Der Glaube ist die Simsonslocke des Christen;
schneide sie ab, so ist er ohne Kraft und Vermögen. Solange
Petrus glaubte, wandelte er auf den Wellen des Meeres. Aber
jetzt kommt eine Woge hinter ihm her und er fürchtet: "Nun
ist's um mich geschehen;" eine andere erhebt sich vor ihm und
er ruft entsetzt: "Jetzt werde ich begraben," und ihm kommt der
Gedanke: "Wie konnte ich so verwegen sein und über diese Wogen
hinschreiten wollen?" Und sobald er zweifelte, fing er an zu
sinken. Der Glaube war der Schwimmapparat, der den Petrus oben
hielt, aber der Unglaube das Bleigewicht, das ihn in die Tiefe
hinabzog. So kann man von des Christen Leben sagen, es sei ein
"Wandeln auf dem Meere", wo jede Woge ihn begraben will, wo
aber der Glaube ihn stets aufrecht erhält. Im gleichen
Augenblick, wo du zu glauben aufhörst, beginnt Not und Elend
des inwendigen Menschen.
O, warum zweifelst du denn, du Kleingläubiger?