Matthäus

Mt 6,11 D.Rappard Gib uns heute unser tägliches Brot. Matth. 6,11.

Der treue Gott vergißt die Seinen und ihre irdischen Bedürfnisse nicht. Er gibt ihnen gerne ihr tägliches Brot, aber sie sollen sich ihrer Abhängigkeit von ihm bewußt sein. Manches Jahr hat dies auch hier bei uns auf's Neue gezeigt! Gewiß, das Brot schmeckt doppelt gut dem, der es a u s d e s h i m m l i s c h e n V a t e r s Händen annimmt.

Zu dem täglichen Brot, um das wir bitten dürfen, ist alles zu rechnen, was wir zur Erhaltung unseres Lebens brauchen. - Luther schließt mit Recht auch treues Gesinde und gute Nachbarn mit ein.

Für heute lehrt uns Jesus bitten, Er, der gestern und h e u t e und in Ewigkeit derselbe ist.

In dieser Bitte ist das ,,Unser", von dem wir schon einmal sprachen, besonders wichtig. Wenn wir beten: Gib u n s heute u n s e r tägliches Brot, so verbinden wir uns im Geiste mit den vielen, die oft am Nötigsten Mangel haben. Das Söhnlein eines reichen Bauern hörte einmal, wie sein Vater im Anschluß an das Vaterunser für die Hungernden um das tägliche Brot bat. ,,O Vater," sagte es in kindlicher Einfalt, ,,könntest du dem lieben Gott nicht helfen, diese Bitte zu erhören?" - Hat diese liebliche Frage vielleicht auch mir etwas zu sagen?

Vater, danke, daß ich mit allen meinen Bedürfnissen kindlich zu Dir kommen darf. Gib mir, gib u n s auch heute unser tägliches Brot!





C.O.Rosenius Unser tägliches Brot gib uns heute! Matth. 6, 11.

Das Wort, das hier mit ,,täglich" übersetzt wurde, ist im Grundtext ein doppelsinniges und dunkles Wort; alle Auslegungen aber stimmen doch darin überein, daß es etwas für unser Wesen Notwendiges bedeutet, nicht, was immer das Herz begehren mag, sondern das Notwendige; es bedeutet eigentlich das, ,,was zur Erhaltung unseres Wesens gehört". - Wir fragen jetzt den, der ,,mit Gott rechten" will: ,,Hast du nicht bis auf den heutigen Tag alles empfangen, was zur Erhaltung deines Wesens notwendig war? Und wenn du nicht alles nach der Berechnung, die du dir über deinen irdischen Lebensweg machtest, empfangen hast, so hast du doch alles bekommen, was dir am heilsamsten ist. Oder weißt du, wieviel Züchtigung durch Armut und Sorge du für das ewige Wohl deiner Seele nötig hast?"

Doch hier könnte uns ein Christ, der nicht nur arm, sondern auch verschuldet ist, antworten: ,,Es gibt einen anderen Umstand, dem gegenüber alle Armut ein Nichts ist, nämlich, daß ich den Menschen schuldig werde und vielleicht nicht einem jeden das Seine zurückerstatten kann, so daß ich ,,im Mund des Lästerers ein Lied zur Schmach des Evangeliums werden könnte". Antwort: ,,Sofern du nicht eine besondere Neigung zum Hochmut hast, die einer Demütigung bedarf, und sofern du nicht ,,den Herrn versuchst" entweder durch Versäumnis und Leichtsinn oder durch Eitelkeit und Verschwendung Seiner Gaben, sondern dafür ordentlich, demütig, fleißig und treu in deinem Beruf bist und in einfältigem Glauben diese Bitte betest, dann hast du alle Verheißungen und Versicherungen des Herrn dafür, daß Er dir soviel geben wird, daß du nicht als Betrüger zuschanden zu werden brauchst, sondern jedem das Seine wirst zurückerstatten können." Nur der Umstand, daß wir den Herrn mit Leichtsinn und Üppigkeit versuchen oder auch in Hochmut leben, kann jene bittere Erfahrung über einen Christen bringen, die so unendlich viel schwerer als alle Armut ist. Was ferner das betrifft, daß manches Kind Gottes aus Gründen einer Krankheit oder wegen anderer Umstände sich nicht immer selbst versorgen kann, sondern sich an die Barmherzigkeit der Brüder wenden muß, so ist dies für unsere stolze Natur demütigend. Es gehört aber für eine gewisse Zeit auch zur Erziehung des Herrn mit Seinen Kindern, bis sie genügend zubereitet sind, um einige Gaben Gottes ertragen zu können; und es muß stets mit Gottesfurcht und demütiger Unterwerfung vor dem Herrn, dem allein weisen und allmächtigen Vater betrachtet werden, dessen rechte Hand alles ändern kann.

Die vierte Bitte enthält aber auch eine Lehre für die Glücklichen, die nichts von der Sorge um ihr Auskommen wissen und scheinbar der Bitte um das tägliche Brot nicht bedürfen. Es sind zwei Wörter, die wir besonders bedenken sollten, zwei Wörter, die ein und dasselbe andeuten: ,,unser" und ,,uns". Haben wir Christi Sinn, dann müßten wir diese Worte bedenken. Er sagt nicht: ,,Gib mir mein täglich Brot", sondern Er sagt: ,,Unser täglich Brot gib uns." Meinst du, daß Gott dir so vieles Gute gibt, damit du nur nach deinem Gefallen davon leben oder damit du nur Schätze für deine Kinder ansammeln sollst? Wie spricht der Herr? ,,Tue Rechnung von deinem Haushalten; denn du kannst hinfort nicht mehr Haushalter sein."

Hast du jemals darüber nachgedacht, weshalb Gott hier auf Erden so ungleich austeilt, so daß einer so reich ist, ein anderer aber so arm ist, daß er auch das Notwendige nicht hat? Das Geheimnis dieser wundersamen und ungleichen Austeilung kann kein anderes sein, als daß wir verschiedene Pflichten haben. Diejenigen, die mehr erhalten haben als sie benötigen, sollen unseres Herrn ,,Haushalter" sein, die Seine Gaben für Ihn verwalten sollen. Dann will Er eine Schar Armer sich um sie her lagern lassen, um sie täglich zu prüfen, ob sie als Seine Haushalter Seine Gaben durch das Austeilen ehrlich verwalten wollen, oder ob sie das Pfund in die Erde vergraben und daraus Götzen für sich und ihre Kinder machen wollen. Möchten wir nie vergessen: ,,Welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen, und welchem viel befohlen (anvertraut) ist, von dem wird man viel fordern." Noch immer gilt das königliche Gebot: ,,Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" Vergiß darum nicht, daß es um dich her viele Arme, Kranke, Schwache, Gebrechliche gibt, die allesamt ihre Hände nach Brot ausstrecken. Darum sollst du in dieser Bitte für alle Menschen beten, und nicht denken ,,mir, mein", sondern ,,uns, unser". Aber du darfst nicht wie ein Schalk beten, so daß du im Gebet ,,unser" sagst, sodann aber mit dem, was du empfängst, so handelst, als ob es dein wäre. Wir sind nur Verwalter. Und das sollen wir mit Lust sein, um Christi Liebe willen, so daß Er von dem Guten, das wir taten, sagen kann: ,,Das habt ihr Mir getan."

Wenn wir ferner wissen, daß der Ausdruck ,,täglich Brot" nicht nur Speise und Kleidung bezeichnet, sondern alles, was zu des Leibes Nahrung und Notdurft gehört, wie Haus und Hof, Geld und Gut, fromm Gemahl, fromme Kinder, fromm Gesinde, fromme und getreue Oberherren, gut Regiment, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn u. desgl., so wird es keinem Christen, der nicht nur sich selbst lebt, sondern auch seinen Nächsten liebt, an Veranlassung fehlen, diese Bitte zu beten. Außerdem kann der Herr plötzlich das Gute von dir nehmen, das du jetzt hast, weshalb du stets allen Grund hast, um Seine bewahrende Gnade oder um ein tägliches Geben, ein ,,täglich Brot" zu bitten. In dieser Weise seine beständige Abhängigkeit vom Herrn zu fühlen, ist einem Christen sehr heilsam.

Nimm alle Sorg' und wirf sie hin Auf den, der dich gemacht.





J.MacArthur "Unser tägliches Brot gib uns heute" (Matth. 6,11).

Gott wird verherrlicht, wenn Er unsere Bedürfnisse befriedigt.

Bei uns scheint die Bitte um das tägliche Brot kaum nötig zu sein. Die meisten Menschen hier müssten vielmehr um Beherrschung bitten, damit sie sich nicht überessen! Aber Matthäus 6,1 redet nicht nur über Nahrung. Wir drücken dadurch unsere Abhängigkeit von Gott aus und anerkennen, dass Er allein für alles Wesentliche sorgt.

Leider muss aber gesagt werden, dass viele Menschen das Gebet zu einem Mittel der Selbstverwirklichung herabgewürdigt haben. Kürzlich sandte mir eine Frau ein Buch und schrieb dazu: "Ich glaube, Sie verstehen überhaupt nicht, welche Hilfsquelle das Gebet für uns darstellt." Das Büchlein betonte immer wieder unser Recht als Christen, etwas von Gott zu fordern. Aber damit wird das Gebet völlig missverstanden; denn Gott will dadurch verherrlicht werden (Joh. 14,13). Wir sind gehalten, Gott das Vorrecht zuzugestehen, dass Er Seine Herrlichkeit offenbart, indem Er unseren Nöten begegnet, wie Er es will. Wenn wir von Ihm etwas fordern, werden wir schnell enttäuscht sein oder wir stellen Ihn in Frage, wenn wir das Geforderte nicht bekommen. Das ist eine schwere Sünde!

David G. Myers sagt in seinem Buch The Human Puzzle (New York: Harper and Row, 1978): "Manchen Bittgebeten scheint es nicht nur an Glauben an die Gott innewohnende Güte zu mangeln; sondern sie erheben auch die Menschen in eine Stellung, von der aus sie Gott Befehle erteilen. Gott - die Bibel erinnert uns daran - ist allwissend und allmächtig und der souveräne Herrscher des Universums. Wenn Christen beten, als sei Gott eine Marionette, deren Fäden sie per Gebet ziehen können, so erscheint das nicht nur abergläubisch, sondern sogar lästerlich. Wer Gebete als Mittel anpreist, durch die man Gesundheit, Erfolg oder andere gute Dinge aus einem himmlischen Automaten ziehen kann, muss sich fragen lassen, was er da eigentlich anbietet. Ist das Glauben oder ist es eine Fälschung, eine wohlfeile Karikatur wahren Christentums?"

Achte auf deine Gebete! Sei dir stets des unschätzbaren Vorrechts bewusst, dem unendlichen Gott nahen zu dürfen und seiner barmherzigen Fürsorge sicher zu sein. Doch tu das immer im Bewusstsein, dass Seine Verherrlichung dein höchstes Ziel sein muss.





J.MacArthur "Unser tägliches Brot gib uns heute" (Matth. 6,11).

Gott ist die Quelle aller guten Gaben.

Gott hat uns alles Gute zum Gebrauch gegeben, einschließlich des Regens, der die Früchte wachsen lässt, der Minerale, die das Land fruchtbar machen, der Tiere, von denen wir Nahrung und Bekleidung gewinnen und der Energie für Industrie und Verkehr. Alles kommt von Ihm und wir haben Ihm für alles zu danken.

Jesus sagt: "Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten!" (Matth. 7,11). Und in Jakobus 1,17 steht: "Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist, noch eines Wechsels Schatten." Paulus fügt hinzu: "Jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet" (1. Tim. 4,4-5).

Leider erkennen die Ungläubigen Gottes Güte nicht an, obwohl sie diese täglich genießen. Sie schreiben Seine voraussehende Fürsorge dem Glück oder dem Schicksal zu und Seine gnädige Bewahrung der Natur oder falschen Göttern. Sie ehren Ihn weder als Gott noch danken sie Ihm (Röm. 1,21).

Der große puritanische Dichter Thomas Watson sagte: "Wenn alles Gabe ist, dann erkenne die schreckliche Undankbarkeit der Menschen, die gegen ihren Geber sündigen! Gott ernährt sie und sie bekämpfen Ihn. Er gibt ihnen Brot und sie beleidigen Ihn. Wie unwürdig ist solch Verhalten! Würden wir nicht laut >Pfui< über jemand rufen, der seinen Freund verrät und beschimpft, der ihn stets mit seinem Geld ernährt? So undankbar gehen die Sünder mit Gott um; sie vergessen nicht nur Seine Barmherzigkeit, sie missbrauchen sie. >Obwohl ich sie sättigte, haben sie Ehebruch getrieben< (Jer. 5,7; siehe Fußnote dort). O, wie schrecklich ist es, gegen einen so gnadenreichen Gott zu sündigen! - auf die Hände zu schlagen, die uns helfen!" (The Lord's Prayer [London: The Banner of Truth Trust, 1972], S. 197).

Wie schade, solche Undankbarkeit zu sehen; und doch, wie aufregend, zu wissen, dass der ewige Gott für uns sorgt und alle unsere Bedürfnisse befriedigt. Nimm Seine Fürsorge nie für selbstverständlich! Gehe täglich zu Ihm und nimm Seine Gaben mit dankbarem Herzen entgegen.