Mt 6,6
W.Nee
Bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist, und der Vater,
der ins Verborgene sieht, wird dir vergelten. Matthäus 6,6
Wir brauchen nicht selber Mittel und Wege zu erfinden, die
Aufmerksamkeit anderer auf unsere Arbeit zu lenken. Dafür
kann Gott in seiner souveränen Vorsorge leicht selber sorgen.
Wir vertrauen auf Gott, daß er für unseren Lebensbedarf
sorgt, aber wozu müssen wir das anderen zu verstehen geben?
Ich empfinde es als abstoßend, wenn Diener Gottes betonen,
sie lebten vom Glauben. Glauben wir wirklich an Gottes
Lenkung und Fürsorge? Wenn ja, dann können wir ihm bestimmt
zutrauen, daß er unsere Bedürfnisse seinen Heiligen kundtut
und alles so fügt, daß diesen Bedürfnissen Genüge geschieht,
auch ohne daß wir groß davon reden. Selbst wenn die Leute
aus unserem Lebensstil schließen sollten, wir hätten ein
privates Einkommen, und daraufhin ihre Spenden zurückhalten,
dann dürfen wir uns daraus nichts machen. Meinen jüngeren
Brüdern möchte ich raten, nicht nur über ihre persönlichen
Bedürfnisse, sondern auch über ihr Gottvertrauen zu
schweigen, um so besser können sie ihn dann erproben. Je
größer der Glaube ist, desto weniger spricht man darüber.
C.Eichhorn
Bete viel im Verborgenen
Gehe in dein Kämmerlein, schließ die Tür zu und bete
zu deinem Vater im Verborgenen! Matth. 6, 6
Jesus liebt die Verborgenheit. Die pharisäische Frömmigkeit
will sogar mit ihrem Gebet scheinen vor den Leuten. Beim
Gebet hat es der Mensch nur mit Gott zu tun. Wie schrecklich,
wenn man sich selbst gern beten hört und von andern gehört
sein will! Theatralisches Beten ist ein Greuel vor Gott,
ebenso Paradegebete, bei denen man den peinlichen Eindruck
hat, daß sie nicht für Gott, sondern für die Anwesenden
gesprochen werden. - Das gemeinsame und öffentliche Gebet
verwirft Jesus nicht. Aber der Schwerpunkt des Gebetslebens
muß im Kämmerlein liegen, sonst wird das öffentliche Gebet
zum Schauspiel. "Gehe in dein Kämmerlein!", d.h. suche das
Alleinsein, also die äußere Absonderung; wo dein Vater im
Himmel und du ganz allein bist; wo du dich vor seiner
heiligen Gegenwart beugst und schweigst; wo sein Geist dich
überschattet und Worte der Anbetung und Bitte, von ihm
gewirkt, über deine Lippen kommen! - "Schließ die Tür zu!",
d.h. sichere dich vor Störung! Aber nicht bloß vor Störung
durch Menschen, sondern entziehe dich all den Einflüssen, die
dich im Gebet hemmen! Es gibt ganze Heere gebetsfeindlicher
Gedanken. Der Alltag, die Arbeit, die Sorgen, die Welt, die
Vernunft, das Ich mit seinem menschlichen und nicht göttlichen
Begehren, was kommt nicht aus diesen Dingen für lähmender
Einfluß aufs Gebet? Schließ zu! Erhebe dein Herz und
entziehe dich diesen Störenfrieden! Hast du dein Kämmerlein,
deine verborgenen Gebetsplätzchen? Das einsame Gebet ist
unentbehrlich. Hier macht man die tiefsten und herrlichsten
Erfahrungen. Hier redet nicht nur die Seele mit Gott, sondern
auch Gott mit der Seele. Da kann uns Gott seine herrlichen
Wahrheiten offenbaren, die großen Heilstatsachen ins Herz
dringen lassen. Hier sammeln sich in der Seele die Gewässer.
Sonst ist der Christ bald wie ein ausgeschöpfter Brunnen. Er
verausgabt sich und wird ein frommer Schwätzer.
- Das verborgene Gebet wird von Gott vergolten öffentlich.
So manche verborgenen Beter und Beterinnen, die keine
öffentliche Rolle im Reich Gottes gespielt haben, werden
einst ans Licht gezogen und ihren Lohn empfangen.
Erweckungen, die man einzig der Wortdarbietung begabter
Werkzeuge zugeschrieben hat, kommen auf das Konto verborgener
Beter. Auch hier schon vergilt Gott die Treue im verborgenen
Gebet öffentlich, so daß man es mit Augen sieht und mit
Händen greift. Wer viel vor dem Herrn in der Stille weilt,
ist ein gesegneter Mensch. Er bekommt ein festes, gewisses
Auftreten, einen sichern Gang und Gelingen in all seinem Tun.
An solchen Seelen tritt uns eine himmlische Weihe und Salbung
entgegen. Je weniger sie glänzen wollen vor Menschen, desto
mehr leuchten sie. Wer viel im Verborgenen betet, erhält
auch Kraft und Fülle, wenn er öffentlich betet. So vergilt
Gott.