Mt 5,42
S.Keller
Matth. 5, 42: «... wende dich nicht von dem, der dir
abborgen will.»
Im Morgenland und zur Zeit Jesu spielte das Geld noch nicht
die Rolle wie heute bei uns, und darum kann ich mir wohl
denken, daß hier das bedingungslose Borgen von Gegenständen
gemeint sein mag, deren Versagen mehr eine engherzige
Unfreundlichkeit war. Ein Pfarrer schrieb mir vor vielen
Jahren, als ihm sein Haus mit allem Zubehör durch Blitzschlag
verbrannt war, so daß keine Stecknadel gerettet ward: "Mir
taten am meisten die mancherlei Nebensachen leid, die wir
nicht zum täglichen Bedarf brauchen. Wieviel Freude hätte
man damit machen können, wenn man sie sich vorher vom Herzen
gerissen hätte! Manches davon hätten wir armen, notleidenden
Gemeindegliedern nicht borgen wollen, obschon die der Sachen
bedurften. Jetzt hielt uns der Herr eine Predigt über das
großherzige Weggeben und Leihen von Sachen, die wir nicht
nötig hatten!" Das wäre mal ein gewaltiger "Hausputz", wenn
man nur die zurückgestellten, etwas schadhaft gewordenen
Gegenstände kurzerhand an arme Familien verteilen wollte.
Dabei brauchten wir auf unsere Bequemlichkeit noch gar nicht
zu verzichten, sondern würden nur Dinge los, die außer dem
wirklichen Gebrauch ständen! Los von Sachen, gebunden an
Jesus!
Du bist unseres Herzens geheime Lust, Herr Jesu! Dann mache
du uns los von Dingen, die andern noch eine Freude machen
oder einen wichtigen Dienst tun können. Erziehe uns von der
Engigkeit zur Weite! Amen.